München - Florian Pronold, SPD-Landesgruppenchef im Bundestag, soll neuer Chef der Bayern-SPD werden. Der Landesvorstand nominierte den 36-jährigen Niederbayern einstimmig als Nachfolger für Ludwig Stiegler.
Wir sprachen mit Pronold über Köpfe, Kampagnen und seine Kritiker.
- Die SPD in Bayern liegt weiter unter 20 Prozent. Wie wollen Sie die Partei aus ihrem Tief holen?
Wir müssen uns erstmal auf die anstehende Europa- und Bundestagswahl konzentrieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir bei diesen beiden Wahlen bereits einen kräftigen Schritt nach vorn machen. Langfristig müssen wir allerdings unsere Strukturen verändern.
- Was meinen Sie damit konkret?
Die Parteizentrale in München muss noch stärker als Dienstleister für die einzelnen Gruppen operieren. Das hat bei der Landtagswahl schon gut funktioniert. Es dauert aber oft immer noch zu lange, bis eine Kampagne vor Ort ankommt. Das muss schneller und besser werden.
- Ein ehrgeiziges Ziel.
Ein Weiter-so darf es nicht geben. Es reicht nicht, nur einen Kopf an der Spitze auszutauschen. Wir brauchen auch Veränderungen in der SPD.
- Sie wollen ein neues Team aufstellen – wer ist dabei?
Ich werde in den nächsten Wochen mit den Bezirksvorsitzenden und den Mitgliedern des Präsidiums sprechen. Bis zum Landesparteitag am 11. Juli in Weiden soll eine neues Team aus vier bis fünf Personen stehen.
-Welche Rolle wird Ihre Kritikerin Adelheid Rupp spielen?
Adelheid Rupp tritt nicht mehr als Parteivize an. Sie ist aber als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Bayern weiterhin im Landesvorstand vertreten.
- Sie sitzen im Bundestag. Muss der Chef der Bayern-SPD nicht aus dem Landtag kommen?
Das sehe ich nicht so. Ich bin jedes Wochenende und fast jeden zweiten Abend in Bayern unterwegs. Durch meine Arbeit im Reichstag kann ich Bundes- und Landespolitik optimal verbinden. Ich denke etwa an das Konjunkturpaket für Kommunen.
- Stichwort Landtag. Kommt zu wenig Engagement aus der SPD-Fraktion?
Die Fraktion leistet hervorragende Arbeit. Allerdings gelingt es zu wenig, dies auch nach außen zu tragen. Ich gehe aber auch davon aus, dass der Glanz der beiden neuen Fraktionen, die bisher eine höhere Aufmerksamkeit bekommen, sich bald wieder verliert.
Interview: Steffen Habit
Rupp kandidiert nicht mehr als SPD-Vize
Bayerns SPD-Vize Adelheid Rupp wird auf dem Parteitag in Weiden nicht mehr als stellvertretende Vorsitzende kandidieren. „Ich habe entschieden, dass ich in anderen Funktionen in der Partei mehr bewegen kann“, sagte Rupp gegenüber unserer Zeitung. Die Münchnerin hatte zuletzt mit ihren Querschüssen bei den Genossen für massive Verärgerung gesorgt. Parteiintern galt ihre Wiederwahl daher als gefährdet. Rupp selbst will nicht von einem „Rückzug“ sprechen. „Um meine Wiederwahl habe ich mir keine Sorgen gemacht“, sagte sie. Auch eine Kampfkandidatur hätte sie nicht gescheut. Als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (Asf) will sich Rupp künftig stärker für Frauenpolitik engagieren. Die Interessen Oberbayerns wird künftig wohl Ewald Schurer im Parteivorstand vertreten. Der oberbayerische Bezirkschef bestätigte gegenüber unserer Zeitung als Partei-Vize zu kandidieren. Schurer lobte Rupps „sehr gute Arbeit“. Er kündigte an, im Falle seiner Wahl das SPD-Profil in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Gesundheit zu schärfen.
sha