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Nach Sieg in Bachmut: Wagner-Söldner und Russlands Soldaten rücken über Autobahnen vor

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Von: Sandra Kathe, Jens Kiffmeier

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Während Kiew die Einnahme Bachmuts noch immer dementiert, verteilt Russland bereits Orden an Kämpfer. Wagner-Söldner rücken weiter über Autobahn vor.

Update vom 23. Mai, 12.01 Uhr: Nach den massiven Geländegewinnen in der Schlacht um Bachmut rücken Russlands Truppen im Ukraine-Krieg offenbar weiter voran. Dabei sollen die Angreifer vor allem die bestehende Infrastruktur nutzen. Wie das Institute for the Study of War (ISW) am Dienstag (23. Mai) berichtet, haben die Söldner der Wagner-Gruppe die Autobahn TO504 im Südwesten der Stadt in Beschlag genommen. Russische Flaggen auf Gebäuden im Westen könnten zudem auf die Eroberung des restlichen Stadtgebiets hindeuten, hieß es. Auch an der Front westlich der Stadt Donezk sollen russische Einheiten auf einer Schnellstraße vorgerückt sein.

In den vergangenen Tagen hatte Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin bereits mehrfach den Sieg in Bachmut verkündet. Dennoch waren an einigen Stellen der Stadt immer wieder Gefechte aufgeflammt. Seinen Angaben zufolge will sich die Söldner-Truppe in den kommenden Tagen zurückziehen und die Kontrolle der zerstörten Stadt an die russische Armee übergeben. Dennoch bleibt die Lage in der Region unübersichtlich.

Schlacht um Bachmut entschieden: Moskau verteilt Orden – doch was nutzt der Sieg?

Erstmeldung vom 22. Mai, 15.46 Uhr: Kiew/Moskau – Die Schlacht um Bachmut gibt Experten seit Monaten Rätsel auf, daran ändert auch die angebliche Einnahme durch Wagner-Söldner und russische Soldaten nichts. Während Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ankündigt, seine Söldner nach monatelangen verlustreichen Kämpfen aus der Stadt abzuziehen, hält Kiew weiter an der Darstellung fest, dass letzte Verteidiger in der Stadt zurückbleiben.

Dabei bleiben Beobachter und Kriegsexperten seit Monaten bei ihrer Einschätzung, dass Bachmut für keine der beiden Kriegsparteien im Ukraine-Krieg – außer vielleicht moralisch – eine sonderlich große Rolle spielt. Auch wenn russische Medien die Eroberung der Stadt um Osten der Ukraine und die Ankündigung Prigoschins nun als „historischen Moment“ feiern: Taktische Vorteile hat eine Einnahme der Stadt, in der übereinstimmenden Medienberichten zufolge wohl nur noch in einigen Randbezirken ukrainische Soldaten verbleiben, kaum.

Was zwischen widersprüchlichen Meldungen um die Einnahme von Bachmut sicher ist: Die Stadt in der Ostukraine ist so gut wie vollständig zerstört.
Was zwischen widersprüchlichen Meldungen um die Einnahme von Bachmut sicher ist: Die Stadt in der Ostukraine ist so gut wie vollständig zerstört. (Archivfoto) © Anatolii Stepanov/AFP

Verluste in Bachmut: Biden spricht von 100.000 verlorenen Soldaten für Russland

Im klaren Gegensatz zu dieser Einschätzung stehen die Verlustezahlen aus der Schlacht um Bachmut, die westlichen Angaben zufolge allein auf russischer Seite über 100.000 betragen sollen. Von so vielen Verlusten auf russischer Seite – womöglich gefallene und verletzte Soldaten – sprach US-Präsident Joe Biden am Wochenende. Auch Geheimdienste hatten der russischen Militärführung und Wagner-Chef Prigoschin mehrfach vorgeworfen, ihre Kämpfer in Bachmut als „Kanonenfutter“ einzusetzen.

Bei Prigoschin selbst klingt die Nachricht deutlich positiver. Der Wagner-Chef hatte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP in einer Telegram-Sprachnachricht am Wochenende angekündigt, seine Truppen noch im Mai aus „Artemowsk“ abzuziehen. Der veraltete Städtename geht zurück auf die Zeit zwischen 1924 und 2016, als Bachmut nach einem sowjetischen Revolutionär benannt war. Vor der Übergabe an russische Truppen habe die Privatarmee „Verteidigungslinien“ errichtet, sollte die Armee nicht genügend Personal für die Verteidigung stellen können, sei Wagner mit „Tausenden von Generälen“ gerüstet, verkündete der milliardenschwere Geschäftsmann.

Schlacht um Bachmut: Putin verleiht Orden an „herausragende Kämpfer“

Wie übers Wochenende bekannt wurde, hat Russlands Machthaber Wladimir Putin bereits angekündigt, an die „herausragenden Kämpfer“ bei der Eroberung Bachmuts „staatliche Auszeichnungen“ verteilen zu wollen. Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet, seien daraufhin bereits am Wochenende die ersten Bilder in den Sozialen Medien aufgetaucht, die Ordensverleihungen teils in Bachmut selbst zeigten.

Während der Wagner-Chef den Abzug seiner Leute als Erfolg feiert, interpretieren kritische Stimmen die Lage als Eingeständnis der Schwäche von Prigoschins Söldnertruppe. Statt von Bachmut aus weitere Angriffe auf benachbarte ostukrainische Gebiete zu starten, zögen sich die geschwächten Kämpfer ins bereits besetzte Hinterland zurück, heißt es laut Zeit Online unter Kriegs-Experten. Viele bewerten die Schlacht demnach mehr als Zeichen der Stärke der Ukraine, denn des russischen Angriffs. Zusätzlich berichtet das ukrainische Militär bereits von ersten Gebietsbefreiungen im längst durch Russland eroberten Umland der Stadt. (saka mit AFP/dpa)

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