Pelosi-Angreifer wollte ihr „die Kniescheiben brechen“ – Musk löscht Kommentar-Tweet zu dem Vorfall
Es ist mutmaßlich ein Beispiel verschwörungstheoretischer Gefahr: Ein Mann ist bei Nancy Pelosi eingebrochen und wollte mit ihr über die „Wahrheit“ sprechen.
San Francisco/München - Der Angriff auf den Ehemann von Nancy Pelosi galt eigentlich der US-Spitzenpolitikerin selbst. Der mutmaßliche Täter habe vorgehabt, die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses als Geisel zu nehmen und ihr „die Kniescheiben zu brechen“, sagte er der Polizei laut einem veröffentlichten Gerichtsdokument.
Er habe die Demokratin in den Rollstuhl zwingen wollen, um anderen Kongress-Abgeordneten zu zeigen, dass ihre „Handlungen Konsequenzen haben“. Pelosi bezeichnete er demnach als „Anführerin eine Meute“ der von Demokraten verbreiteten Lügen.
Der Angreifer war am 28. Oktober in das Haus der von Pelosi und ihrem Ehemann in San Francisco eingebrochen. Die Demokratin befand sich zu dem Zeitpunkt in Washington, doch der Angreifer verletzte den 82-jährigen Paul Pelosi.
Nancy Pelosi: Angreifer attackiert Ehemann mit einem Hammer
Die Bundesjustiz hatte den 42-jährigen Angreifer wegen Körperverletzung und versuchter Entführung am Montag (31. Oktober) angeklagt. Ihm wird zu Last gelegt, den Ehemann von Nancy Pelosi bei dem Einbruch mit einem Hammer attackiert zu haben. Dieser erlitt unter anderem ein Schädelbruch und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dabei sollte nicht er, sondern Pelosi das Opfer sein. „Wo ist Nancy?“, fragte der Angreifer den Ehemann. Er habe geplant, die Demokratin zu entführen. Der Täter hatte sich dafür mit Kabelbinder, einem Seil und Klebeband ausgestattet, wie das US-Justizministerium erklärte.

Der Mann solle den Ermittlern gegenüber den Plan bestätigt haben, Pelosi zu entführen und sie als Geisel zu nehmen. Laut den Anklagedokumenten wollte der Mann mit ihr reden. Wenn sie dabei die „Wahrheit“ sagen würde, hätte er sie gehen lassen. Wenn sie „lügen“ sollte, wovon er ausging, hätte er ihr die Kniescheibe zertrümmern. Was der Angreifer mit „Wahrheit“ meint, ist unklar. Laut Medienberichten soll er ein Anhänger von Verschwörungstheorien sein, wie er im Verhör erzählt haben soll. Er sagte, dass die Demokraten Lügen verbreiten.
Pelosi-Angreifer drohen bis zu 30 Jahre Haft - Musk teilt Verschwörungstheorien auf Twitter
Dem Mann könnte eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren drohen, da dies die Strafe für einen Angriff auf einen nahen Verwandten eines offiziellen US-Vertreters ist. Die versuchte Entführung einer US-Vertreterin kann nach Angaben des US-Justizministeriums mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden. In beiden Punkten wird der Täter angeklagt. Auch die örtliche Justiz könnte noch Anklage gegen den Mann erheben. Die 82-jährige Vorsitzende des Repräsentantenhauses ist protokollarisch die Nummer drei im Staat und damit eine der wichtigstes Politikerinnen der USA.
Der Angriff ereignete sich eineinhalb Wochen vor den Kongress-Zwischenwahlen, den sogenannten Midterms, am 8. November und sorgte für schockierte Reaktionen. Es zeigt jedoch auch, wie radikal Verschwörungstheoretiker zur Tat schreiten können. Der Mann habe sich über viele Jahre hinweg radikalisiert haben. So soll er auch verschwörungstheoretische Einträge zur Erstürmung des Kapitols geteilt haben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete.
Im Zuge des Angriffs verbreitetet sich noch mehr Verschwörungstheorien, die davon ausgehen, dass sich der Angriff anders als von den Behörden beschrieben ereignet haben soll. Auch der neue Twitter-Besitzer Elon Musk verbreitete solche Informationen. „Es gibt die winzige Möglichkeit, dass bei dieser Geschichte mehr dahintersteckt“, wie die Washington Post den gelöschten Tweet von Musk zitierte. Beobachter befürchten angesichts der aufgeheizten politischen Stimmung in den USA Gewalt rund um Midterms. (vk/afp)