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Nato übt Ernstfall: Hier sollen Atomwaffen-Kampfjets der deutschen Luftwaffe stehen

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Von: Patrick Mayer

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Sind dort Atomwaffen der Amerikaner stationiert? Der Fliegerhorst Büchel in der Eifel.
Sind dort Atomwaffen der Amerikaner stationiert? Der Fliegerhorst Büchel in der Eifel. (Archivfoto) © Thomas Frey/dpa

Die Nato hält ein Atomwaffen-Manöver ab - mit der deutschen Luftwaffe. Deren Tornados sind angeblich auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz stationiert. Sie sollen durch F-35-Kampfjets abgelöst werden.

München/Büchel - Sie findet alljährlich im Oktober statt: die Übung „Steadfast Noon“ des transatlantischen Verteidigungsbündnisses Nato zur Simulation des Einsatzes von Atomwaffen.

Atomwaffen-Übung der Nato: Deutsche Luftwaffe ist an „Steadfast Noon“ beteiligt

An dem Manöver, das an diesem Montag (17. Oktober) begann, werden nach Bündnisangaben in den kommenden zwei Wochen bis zu 60 Flugzeuge beteiligt sein – darunter moderne Kampfjets, aber auch Überwachungs- und Tankflugzeuge sowie Langstreckenbomber vom Typ B-52. Schauplatz soll der Luftraum über Belgien, Großbritannien und der Nordsee sein. Auch die deutsche Luftwaffe ist an der regelmäßigen Übung beteiligt, die laut Nato keine Reaktion auf den Ukraine-Krieg ist, in dem Russland nun offenbar auch auf Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion zurückgreift.

„Bei der Übung, die bis zum 30. Oktober läuft, handelt es sich um eine routinemässige, wiederkehrende Ausbildungsmaßnahme, die in keinem Zusammenhang mit dem aktuellen Weltgeschehen steht“, erklärte Nato-Sprecherin Oana Lungescu: „Diese Übung trägt dazu bei, dass die nukleare Abschreckung des Bündnisses sicher und effizient bleibt.“

Im Video: Nato beginnt Atomwaffen-Übung - auch deutsche Luftwaffe dabei

Nato-Übung: US-Atomwaffen sollen im rheinland-pfälzischen Büchel lagern

Bei dem Manöver wird laut Agenturangaben unter anderem geübt, wie in Europa stationierte US-Atomwaffen sicher aus unterirdischen Magazinen zu den Flugzeugen transportiert und unter die Kampfjets montiert werden. Bei den Übungsflügen wird dann allerdings ohne die Bomben geflogen.

US-Atomwaffen sollen unbestätigten Angaben zufolge in Norditalien, in Belgien, der Türkei, in den Niederlanden und im rheinland-pfälzischen Büchel in der Eifel lagern. Deutschland hält dafür Kampfjets vom Typ PA-200 Tornado bereit. Weder die Amerikaner noch die Bundesregierung hatten in der Vergangenheit die Lagerung der Atomwaffen auf deutschem Boden bestätigt. Sie sollen sich angeblich in einem unterirdischen Munitionslager unter dem Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe in Büchel befinden. Davon schrieb unter anderem die Zeitung Luxemburger Wort 2014 unter Berufung auf die Enthülllungsplattform Wikileaks.

Fliegerhorst Büchel

Der Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe liegt bei Büchel im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz und dient dem Taktischen Luftwaffengeschwader 33 (TaktLwG 33) als Basis. Der Bundeswehr-Flugplatz soll seit 2004 der einzige Standort in Deutschland sein, wo noch US-Atomwaffen lagern. Diese können vor Ort wohl unter Kampfjets vom Typ PA-200 Tornado montiert werden.

Die französischen Luftstreitkräfte (Armée de l’air & de l’espace) hatten den Militär-Flugplatz während der Besatzungszeit zwischen 1954 und 1955 errichtet. 1957 ging der Fliegerhorst an die neu gegründete deutsche Luftwaffe über. Das dort stationierte Jagdbombergeschwader 33 untersteht seit Dezember 1958 der Nato.

US-Atomwaffen in Deutschland: Luftwaffe stellt Kampfjets - die Amerikaner die Bomben

Noch 2008 wurde in einem Schreiben des Deutschen Bundestages zur „Nuklearen Teilhabe und Völkerrecht“ erklärt: „In Deutschland werden amerikanische Nuklearwaffen (circa 10 bis 20 Stück) nur noch in Büchel, Rheinland-Pfalz, gelagert. Im Rahmen der Nuklearen Teilhabe stellen die USA die Waffen, Deutschland das Trägersystem und die Mannschaft. Daher übt die deutsche Luftwaffe mit einem für diese Rolle geeigneten Geschwader mit MRCA-Tornado-Kampfflugzeugen den Einsatz von Atomwaffen.“

In dem Schreiben heißt es weiter: „Der grundlegende Zweck der nuklearen Streitkräfte der Bündnispartner ist politischer Art: Wahrung des Friedens und Verhinderung (…) jeder Art von Krieg.“ Unter anderem bei den sogenannten Ostermärschen demonstrieren Atomenergie-Gegner immer wieder an dem Luftwaffen-Standort.

Sollen „kleinere“ Nuklearwaffen tragen können: Ein Tornado-Kampfjet des Jagdbombergeschwaders 33 aus Büchel in der Eifel.
Sollen „kleinere“ Nuklearwaffen tragen können: Ein Tornado-Kampfjet des Jagdbombergeschwaders 33 aus Büchel in der Eifel. © IMAGO / Norbert Fellechner

Sondervermögen der Bundeswehr: Luftwaffe stationiert neue F-35-Kampfjets in Büchel

Im Rahmen des Sondervermögens für die Bundeswehr (100 Milliarden Euro) nach Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs hatte das Verteidigungsministerium indes die Beschaffung von 35 Kampfjets F-35 angekündigt. Der Tarnkappenjet gilt als das modernste Kampfflugzeug der Welt.

Ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr teilte dazu der Deutschen Presse-Agentur mit: „Die Luftwaffe plant, alle 35 zu beschaffenden F-35 A nach Fortgang/Abschluss der Baumaßnahmen auf dem Fliegerhorst Büchel zu stationieren.“ Offenbar sollen die F-35, die „kleinere“ Atombomben tragen können, in Büchel die Tornados ersetzen. (pm/dpa)

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