Der sanftere Ton könnte ein Zeichen dafür sein, dass Merkel und Seehofer dabei sind, einen Kompromiss im Asylstreit zu finden.
17.03 Uhr: Bei der Suche nach europäischen Kompromissen im Asylstreit hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Einschätzung der FDP schlechte Karten. „Dadurch, dass die CSU die Kanzlerin in Deutschland zu erpressen versucht hat, war Deutschland auf europäischer Ebene erpressbar“, sagte FDP-Chef Christian Lindner am Dienstag in Berlin. „Deshalb rechnen wir nicht damit, dass es jetzt zu signifikanten Veränderungen, Lösungen auf der europäischen Ebene kommt.“ Er erwarte stattdessen einen „windelweichen Formelkompromiss“, der auch in Deutschland nicht zu einer Beruhigung der politischen Debatte beitragen werde.
16.32 Uhr: Vor dem Krisentreffen der Koalitionsparteien hat SPD-Chefin Andrea Nahles CDU und CSU zur Ordnung gerufen. "Der Streit zwischen der CDU/CSU lähmt die gesamte politische Arbeit", sagte Nahles am Dienstag in Berlin. Die Unionsparteien müssten ihre Selbstblockade auflösen und wieder zur Sacharbeit zurückfinden. "Das ist meine klare Erwartungshaltung."
16.15 Uhr: Seit 15 Uhr tagen die Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU in einer gemeinsamen Fraktionssitzung. Sie suchen einen Ausweg aus dem Asylstreit. Aber ausgerechnet CSU-Chef Seehofer blieb der Sitzung fern - er bereitete sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur stattdessen auf das Treffen der Koalitionsspitzen am Abend im Kanzleramt vor.
15.53 Uhr: Unionsfraktionschef Volker Kauder hofft im erbitterten Asylstreit von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf einen Kompromiss. „Natürlich setzen wir alle darauf, dass wir zu einer Lösung kommen“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag vor einer Sitzung der Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU in Berlin.
Kauder sagte, CDU und CSU hätten über Jahrzehnte gemeinsam für Deutschland Unglaubliches erreicht. „Dass wir heute so gut dastehen, hat auch mit 70 Jahren erfolgreicher Politik von CDU und CSU zu tun. Und das wollen wir auch in Zukunft so beibehalten“, ergänzte er. Die Union habe sich verständigt, der Kanzerin Zeit zu lassen, um die Lösung in Gesprächen mit den europäischen Nachbarländern zu finden. Nach dem EU-Gipfel an diesem Donnerstag und Freitag werde von CDU und CSU wie geplant am Sonntag bei getrennten Sitzungen der Parteigremien eine Bewertung vorgenommen.
15.32 Uhr: Die Organisation für Migration (IOM) findet Asylzentren der EU außerhalb der Europäischen Union problematisch. Seine Hilfsorganisation habe keine Anzeichen dafür, dass irgendein Land bereit wäre, so ein Zentrum zu beherbergen, sagte der Sprecher Ryan Schröder der Deutschen Presse-Agentur. Asyl zu suchen, sei ein Recht, das die EU unter allen Umständen sichern müsse. „Asylansprüche außerhalb der Grenzen zu klären, könnte dieses Prinzip verletzen, wenn die rechtlichen Grundlagen nicht klar sind“, sagt er.
„Wir unterstützen keinerlei Vorschläge, den Asylprozess zu verlagern, wenn das zum Ziel hat, die Verantwortung abzuschieben und Asyl in Europa einzuschränken“, sagt der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, William Spindler. Das UNHCR wollte vor dem EU-Gipfel in Brüssel eigene Vorschläge unterbreiten.
15.11 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rechnet beim EU-Gipfel nicht mit einer Klärung aller Streitfragen in der Flüchtlingspolitik. Eine Lösung für das gesamte europäische Asylpaket werde es bis Ende der Woche nicht geben, sagte Merkel am Dienstag nach einem Treffen mit dem neuen spanischen Ministerpräsident Pedro Sánchez in Berlin. Strittig seien noch zwei von sieben Richtlinien, die Asylverfahrensrichtlinie und die neue Dublin-IV-Verordnung, sagte Merkel. Dafür werde auch "noch ein wenig Zeit notwendig sein".
15.06 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den eskalierten Streit zwischen CDU und CSU über die Asylpolitik scharf kritisiert. Bei einer Rede zum Thema „Stimmen der Demokratie“ sagte er am Dienstag im Schloss Bellevue, abweichend von seinem Manuskript: „Ich habe mich dieser Tage häufiger gefragt, wie sollen wir eigentlich erfolgreich für Vernunft und Augenmaß in der politischen Debatte werben, wenn auf höchster Ebene und selbst im Regierungslager mit Unnachsichtigkeit und maßloser Härte über eigentlich doch lösbare Probleme gestritten wird.“
14.43 Uhr: Linksfraktionschef Dietmar Bartsch wirft der schwarz-roten Koalition vor, mit ihrem internen Streit für große Verunsicherung im Land zu sorgen. „Das, was die drei Parteien anbieten, sind Chaostage“, sagte Bartsch am Dienstag in Berlin. „Das ist unverantwortlich.“
Bartsch forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut auf, im Bundestag die Vertrauensfrage zu stellen, um sich zu vergewissern, ob sie im Parlament überhaupt noch eine Mehrheit habe. Es brauche dringend Klarheit - auch wenn dies das Ende der Koalition bedeute. „Dann ist das so.“
14.33 Uhr: FDP-Vize Wolfgang Kubicki rechnet wegen des zugespitzten Asyl-Streits in der Union mit einem Bruch der Koalition. „Dazu ist die verbale Eskalation zu hoch gefahren worden“, sagte Kubicki am Dienstag in Kiel. Dazu seien auch die von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eingeleiteten Schritte zu weit gediehen. Entweder es gebe am Wochenende eine Einigung der europäischen Länder auf ein neues Asylsystem, womit niemand rechne, sagte Kubicki. Sollte es doch dazu kommen, könnte Seehofer sagen, er habe erreicht, was er wollte. Oder aber es komme an der Grenze zur Zurückweisung von Menschen, die bereits anderswo registriert wurden. „Das wäre der Casus Belli (Kriegsfall) für Angela Merkel.“
Dann könnte Merkel Seehofer nur noch entlassen. „Damit wäre die Fraktionsgemeinschaft zwischen CDU und CSU zu Ende“, sagte Kubicki. Beide hätten sich derart miteinander verhakt, dass es nur noch die Lösung „der Eine oder die Andere“ gebe.
14.17 Uhr: Die CSU will sich im Asylstreit nicht mit bloßen Absichtserklärungen des bevorstehenden EU-Gipfels zufrieden geben. Die Ergebnisse müssten schon "sehr konkret" sein, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt am Dienstag in Berlin. "Es kann nicht eine reine Absichtserklärung auf die Zukunft sein." Am Dienstagabend wollen CDU, CSU und SPD zunächst bei einem Koalitionsausschuss über den Asylstreit beraten, bevor am Donnerstag in Brüssel der EU-Flüchtlingsgipfel beginnt.
Dobrindt bekräftige die Forderung der CSU, eine auf europäischer Ebene getroffene Vereinbarung müsse zumindest wirkungsgleich sein mit der von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) geplanten Zurückweisung bereits registrierter Flüchtlinge. Es gehe um das Ziel, dass Asylbewerber, die in einem anderen Land ihr Verfahren durchlaufen müssen, nicht in Deutschland Aufenthalt bekommen und dann hier ihr Verfahren haben, sagte der CSU-Landesgruppenchef.
13.31 Uhr: Innenminister Horst Seehofer hat im Asylstreit sein Unverständnis über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgedrückt. Er verstehe nicht, dass Merkel seinen Masterplan Migration wegen eines "technischen Details" scheitern lassen könnte, sagte Seehofer am Dienstag Focus Online. "Wir sind ja im Ziel einig, es geht lediglich um das Verfahren - mir erklärt sich der Widerstand nicht und macht mich ratlos."
Seehofer beschreibt die Kanzlerin als sehr stark und zielstrebig mit echten Nehmerqualitäten. "Kanzlerin wird man nicht aus Zufall, sie ist schon außergewöhnlich stark", sagte Seehofer. Der Flüchtlingskurs im Spätsommer 2015 sei aber einer der schwersten Fehler deutscher Nachkriegspolitik gewesen.
"Europa ist gespalten, in Deutschland ist die Gesellschaft polarisiert und das Verhältnis der Unionsparteien belastet", sagte der Innenminister. Trotzdem geht Seehofer nicht davon aus, dass wegen des eskalierten Asylstreits zwischen CDU und CSU die große Koalition scheitern könnte. Diese Annahme sei "weltfremd".
13.02 Uhr: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther setzt darauf, dass die CDU die bayerische Schwesterpartei im Asylstreit noch von einer Lösung überzeugen kann. „Und das, glaube ich, haben die Menschen in unserem Land auch verdient, dass wir das hinbekommen“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Kiel. „Denn wenn die CSU sie schon nicht hat, weil sie vor lauter Panik auf die bayerische Landtagswahl guckt und jeden Umgangston miteinander auch vermissen lässt, dann muss die CDU diejenige sein, die die CSU wieder in die richtige Richtung führt.“
Im Bezug auf die Umfrageergebnisse in Bayern betont Günther, dass der Weg, den die CSU eingeschlagen hat, verheerend sei. „Ich sage sehr deutlich: Wir haben ein hohes Interesse daran, dass die Union beieinander bleibt.“ Deutschland sei auch deshalb stark geworden, weil es ein stabiles Parteiensystem habe.
12.35 Uhr: Diese Woche könnte über das politische Schicksal von Angela Merkel entscheiden: Bis zum Wochenende läuft ihre Frist, um europäische Lösungen für die Asylstreit zu liefern. Misslingt ihr das, droht ihr Innenminister Horst Seehofer mit einem Alleingang. Dies könnte in einem Bruch zwischen CSU und CDU enden und Merkel sogar ihr Amt kosten.
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Kommt es wirklich zum politischen Desaster oder einigen sich Merkel und Seehofer doch noch auf einen Kompromiss im Asylstreit? In einer Umfrage hat das Meinungsforschungsinsitut Insa untersucht, welchen Ausgang im Machtkampf die Deutschen erwarten.
Demnach glaub immerhin gut die Hälfte der Befragten (50,6 Prozent), dass Merkel und Seehofer einen Kompromiss finden werden. 24,1 Prozent geht davon allerdings nicht aus. Sogar 30 Prozent denken, dass die Kanzlerin am Ende ihr Amt verlieren wird. 36,9 Prozent glauben das nicht, 33,1 Prozent sind unentschlossen.
Im Osten Deutschlands ist der Anteil der Befragten, die keinen Kompromiss zwischen Merkel und Seehofer erwarten, mit 28,5 Prozent deutlich höher als im Westen (23 Prozent). Außerdem erwarten im Osten mehr Menschen (34,4 Prozent) als im Westen (29 Prozent), dass Merkel ihr Amt verliert.
Auch je nach Parteizugehörigkeit sind die Ergebnisse der Befragung sehr unterschiedlich: Während 73 Prozent der Unionsanhänger eine friedliche Lösung im Asylstreit erwarten, gehen nur 16,2 Prozent der AfD-Wähler davon aus. 66,6 Prozent der AfD-Anhänger erwarten dagegen einen Bruch der Regierung. Und 55,8 Prozent von ihnen sind davon überzeugt, dass Merkel nicht mehr lange Kanzlerin ist.
11.40 Uhr: CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat ein klares Bekenntnis zum Fortbestand der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Bundestag abgelegt. „CDU und CSU sind eine Schicksalsgemeinschaft“, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin. Er habe dies immer so verstanden, und dies treffe auch heute noch zu, betonte er vor dem Hintergrund des erbitterten Streits zwischen CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Modalitäten von Zurückweisungen bestimmter Migrantengruppen an der deutschen Grenze.
Bei einer Sitzung der CSU-Landesgruppe am Montagabend habe er auch betont, die CSU werde den „politischen Fehler nicht wiederholen, dass wir einen Dissens offen im Raum stehen lassen“, sagte Dobrindt. „Diesmal ist klar, dass wir den Dissens klären.“ Zu dieser Haltung habe es große Zustimmung unter den CSU-Bundestagsabgeordneten gegeben. Auf die Nachfrage, ob der Begriff Schicksalsgemeinschaft sich auch auf die Kanzlerin erstrecke, sagte Dobrindt: „Ich bilde persönlich maximal mit Horst Seehofer eine Schicksalsgemeinschaft.“
Sein Ziel sei es, dass es bei der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU bleibe. Auch in der Vergangenheit sei schon hart gerungen worden, aber man habe auch früher bei wichtigen politischen Entscheidungen Gemeinsamkeit erzielt. Es gehe ausschließlich um die Sachfrage der Neuordnung der Migrationspolitik - hier werde „in aller Deutlichkeit“ diskutiert, „aber es geht um eine Sachfrage“.
10.22 Uhr: Die Grünen wollen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht stützen, falls sie angesichts des asylpolitischen Unionsstreits im Bundestag die Vertrauensfrage stellt. „Nein, das können wir nicht, bei der Politik, die sie jetzt macht“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“. Es fehle das Vertrauen „in die derzeitige Politik von Angela Merkel, die ja die Abschottung mitmacht“. Merkel stimme 62 der noch nicht veröffentlichten 63 Punkte im sogenannten Masterplan Migration von Innenminister Horst Seehofer (CSU) zu.
Die Linksfraktion im Bundestag hatte die Kanzlerin aufgefordert, sich einer Vertrauensabstimmung zu stellen. Auch AfD-Parteichef Jörg Meuthen hatte schon gesagt: „Es ist Zeit für die Kanzlerin, die Vertrauensfrage zu stellen.“
Bei einem möglichen Auseinanderbrechen der Bundesregierung sieht Göring-Eckardt derzeit auch keine Grundlage für eine Koalition, in der die Grüne an Stelle der CSU mit CDU und SPD zusammen regieren würden: „Im Moment sieht es ja nicht danach aus, dass die CDU eine eigene Stabilität hätte und dazu in der Lage wäre.“ Ein Hindernis seien auch CDU-Politiker, die sich teilweise CSU-Positionen in der Asylpolitik annäherten, erklärte Göring-Eckardt.
10.05 Uhr: Die AfD übt scharfe Kritik an dem seit 19. Juni geltenden Erlass von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zur Zurückweisung von Menschen mit Einreise- und Aufenthaltsverbot. Fraktionschefin Alice Weidel sprach am Dienstag von einer "Farce", da in der ersten Woche lediglich zwei Menschen auf Grundlage des Erlasses an der Grenze abgewiesen worden seien. Diese Zahl hatte das Bundesinnenministerium am Montag genannt.
Die Zahl von zwei Abgewiesenen sei nichts anderes als das Eingeständnis, "dass der Seehofer-Erlass in seiner Beschränkung auf eine eng begrenzte Gruppe illegaler Einwanderer lediglich typische CSU-Alibipolitik ist", erklärte Weidel. Sie forderte, auch alle Migranten abzuweisen, "die ohne gültige Papiere oder über ein sicheres Drittland kommen und deswegen keinen Asylanspruch in Deutschland geltend machen können".
9.41 Uhr: Wegen des Streits über die Asylpolitik sieht die Vize-SPD-Chefin Malu Dreyer die Koalition nicht am Ende. Es gehe um einen Machtkampf zwischen CDU und CSU, die sich ohne Rücksicht auf Verluste streiten würden, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin am Dienstag im Südwestrundfunk (SWR). Deshalb sei es richtig, am Dienstagabend im Koalitionsausschuss über den Asylstreit zu sprechen, "aber wir sind nicht die Therapeuten von CDU und CSU", fügte Dreyer hinzu.
Zugleich betonte die SPD-Politikerin, es gehe nicht darum, "rote Linien" zu ziehen. "Wir definieren keine roten Linien, aber wir haben eine ganz klare Erwartung, nämlich dass CDU und CSU zurück zur Sachpolitik kommen." Die SPD habe konkrete Lösungsvorschläge gemacht, beispielsweise für schnellere Verfahren von Asylsuchenden. Sie fügte hinzu: "Wir werden es nicht machen, indem wir gegen EU-Recht oder internationales Recht verstoßen".
9.16 Uhr: Nach Ansicht des Meinungsforschers Manfred Güllner schadet sich die CSU durch die Asyldebatte gegenwärtig selbst. Die Strategie des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder "geht nach hinten los", sagte der Chef des Forsa-Instituts den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Dienstagsausgaben). Früher habe die CSU Bayern geeint. "Jetzt hat sie jedoch große Teile ihrer früheren Wähler, nämlich die liberale Mitte, verloren."
Güllner verwies darauf, dass nur 38 Prozent der Bayern zufrieden seien mit der Arbeit von Ministerpräsident Söder. Von einer absoluten Mehrheit wie in früheren Zeiten sei die CSU weit entfernt. Zugleich bewege sich die AfD inzwischen auf Rekordniveau.
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Der Meinungsforscher führt dies auf die seit Wochen anhaltende Konzentration der CSU auf das Asylthema zurück. "Wenn die Menschen die Wahl haben, entscheiden sie sich für das Original."
07.40 Uhr: Vor dem Koalitionsausschuss zum Asylkonflikt am Dienstagabend bringt der CDU-Innenexperte Armin Schuster einen weiteren Reformvorschlag zur Migrationspolitik in die Debatte ein. Schuster empfahl im Gespräch mit der Rheinischen Post, Rückführungen von illegal Eingereisten auch 30 Kilometer hinter der Grenze zu ermöglichen. „Für eine erfolgreiche Wende in der Migrationspolitik schlage ich einen Fünf-Punkte-Plan vor, der die Anforderungen von CDU, CSU und SPD miteinander vereinen kann“, sagte der frühere Grenzpolizist der Zeitung.
Schusters Konzept sieht demnach unter anderem vor, an wenigen deutschen Grenzübergängen stationär zu kontrollieren, hauptsächlich aber in einem 30 Kilometer breiten Korridor dahinter nach illegal Eingereisten zu fahnden - und diese dann nach einer Zuständigkeitsprüfung zurückzuführen in jenes Land, wo sie zuerst EU-Boden betreten haben. Bis das zuständige Land ermittelt sei, könnten die Menschen in den umstrittenen Ankerzentren untergebracht werden, wie sie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vorschweben.
07.35 Uhr: Österreich reagiert mit einer sehr praktischen Maßnahme auf den deutschen Asylstreit: Das Land hält am Dienstag eine Großübung mit Bundesheer und Polizei an der Grenze ab.
06.30 Uhr: Unmittelbar vor einem Treffen der Koalitionsspitzen hat der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel vor unkalkulierbaren Folgen für Deutschland und Europa gewarnt, sollte es wegen des Asylstreits zum Bruch des Bündnisses kommen. „Man fragt sich, sind die völlig wahnsinnig“, sagte Gabriel der Deutschen Presse-Agentur. „Ausgerechnet ich als Sozi sage: Ich kann nur hoffen, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt.“ Weil sie das deutsche Gewicht in Europa, aber auch das europäische Gewicht für Deutschland spüre. „Das fehlt scheinbar den meisten anderen.“
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der Süddeutschen Zeitung, er hoffe „ehrlich, dass eine europäische Lösung gelingt“. Allerdings könne man „von der Hoffnung allein nicht leben“. Es wies zudem erneut zurück, dass die CSU Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Ultimatum gestellt habe. "Die Kanzlerin hat um 14 Tage Zeit für eine europäische Lösung gebeten, daran halten wir uns", sagte Seehofer.
CSU-Generalsekretär Markus Blume äußerte sich zuletzt etwas moderater, blieb in der Sache aber unnachgiebig. „Wir sollten in der aufgeregten Debatte wieder zur Normalität zurückkehren“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Es gibt niemanden von uns, der die Gemeinschaft der Union in Zweifel zieht oder die Regierung in Frage stellt.“ Blume bekräftigte aber ebenfalls die Position seiner Partei: „Solange wir keine wirkungsadäquate europäische Lösung haben, gibt es keine Alternative zu den Zurückweisungen.“
Das Treffen des Koalitionsausschusses soll gegen 20.30 Uhr im Kanzleramt beginnen. Teilnehmen sollen für die CDU Merkel, Unions-Fraktionschef Volker Kauder sowie Kanzleramtschef Helge Braun, für die CSU Seehofer sowie Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Für die SPD kommen Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles sowie Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz. Die Sozialdemokraten sind zunehmend empört über den Streit und insbesondere über die CSU. „Was wir von der CSU erleben, gefährdet Europa“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Montagabend in der Phoenix-Sendung „Unter den Linden“.
21.56 Uhr: Wie sieht Merkels Woche der Wahrheit aus? Am Dienstagvormittag empfängt die Kanzlerin jedenfalls den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez zum Antrittsbesuch im Kanzleramt. Mittags ist EU-Ratspräsident Donald Tusk zu Gast. Beide Treffen dienen der Vorbereitung des EU-Gipfels am Donnerstag und Freitag in Brüssel. Sie sind für Merkel enorm wichtig, da sie vom Gipfel mit Ergebnissen nach Berlin kommen muss - will sie den Streit mit Seehofer für sich entscheiden.
Am Nachmittag tagt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Merkel dürfte dort über den Stand der Asylgespräche mit anderen EU-Staaten berichten. Am Abend kommen dann Spitzenvertreter von CDU, CSU und SPD erstmals seit der Bundestagswahl zum Koalitionsausschuss zusammen. Der Asylstreit der Union ist wesentliches Thema, wenn auch nicht das einzige.
Donnerstag und Freitag steht der entscheidende EU-Gipfel in Brüssel an. Am Wochenende wird beraten und auf eine Reaktion aus München gewartet.
21.36 Uhr: Krise im Asylstreit zwischen Merkel und Seehofer: Wie kann es jetzt weitergehen? Lesen Sie dazu mehr hier.
19.00 Uhr: Knapp 300 Menschen haben vor der Bayerischen Landesvertretung in Berlin gegen die Asylpolitik von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) demonstriert. Auf Transparenten hieß es am Montagabend: „Horst Du die Signale? Hau ab“, „Seehofer muss weg“, „Kein Schlauchboot für Horst“ und „Lasst Euch nicht verhorsten“. Die Demonstration war von einer Privatperson unter dem Motto „Seehofer abschieben“ angemeldet worden. Die Demonstranten wollten von der Landesvertretung über den Boulevard Unter den Linden bis zum Pariser Platz am Brandenburger Tor ziehen. Zahlreiche Polizisten sicherten die Landesvertretung.
18.59 Uhr: CDU-Vizechef Armin Laschet sieht in einem Bruch der Union aus CDU und CSU eine Gefahr für die Demokratie. "Es müssen sich jetzt alle bewegen", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Dienstagausgaben). Ein Zusammenbleiben von CDU und CSU sei wichtig für "die Stabilität der Demokratie in Deutschland insgesamt".
Die Einheit von CDU und CSU war und sei Garant für eine stabile Kraft der Mitte, sagte Laschet. "Wir sollten die nächsten Tage daher intensiv nutzen und alle Anstrengungen unternehmen, eine tragfähige und verantwortungsvolle Einigung zu finden. Das ist möglich, wenn alle wirklich wollen."
18.39 Uhr: Im erbitterten Asylstreit mit der CDU schlägt die CSU moderatere Töne an, bleibt in der Sache aber unnachgiebig. CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag) vor dem Spitzentreffen der Koalition in Berlin am Dienstag: „Wir sollten in der aufgeregten Debatte wieder zur Normalität zurückkehren.“ Blume betonte: „Es gibt niemanden von uns, der die Gemeinschaft der Union in Zweifel zieht oder die Regierung in Frage stellt.“ Auch die Frage, ob der CSU eine Ablösung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gelegen sei, verneinte Blume. „Diese Frage wird nicht von uns gestellt. Das ist auch nicht unsere Debatte. Für uns geht es um eine Sachfrage“, sagte er.
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In der Sache bekräftigte Blume die Position seiner Partei. „Solange wir keine wirkungsadäquate europäische Lösung haben, gibt es keine Alternative zu den Zurückweisungen.“ Auch sagte er: „Es kann kein Asyl à la carte geben.“ Der Punkt zum Handeln sei jetzt gekommen.
18.37 Uhr: Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen warf der CSU vor, sie betreibe Symbolpolitik. Er sagte der „Welt“: „Es gibt keine Partei, in der der Spagat zwischen verbalen Forderungen und realisierter Politik so groß ist wie in der CSU.“
18.12 Uhr: Der Druck der CSU auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lässt auch nach dem EU-Sondertreffen zur Asylpolitik nicht nach. Dabei werden in der Europäischen Union jetzt Vorschläge diskutiert, die vor zwei Jahren noch als nicht mehrheitsfähig galten. Dazu gehören „Anlandestellen“ für aus Seenot gerettete Migranten, in denen ihre Asylberechtigung geprüft würde. Diese Flüchtlingslager könnten in Nordafrika liegen oder innerhalb der EU. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte am Montag in Brüssel, die Machbarkeit müsse aber noch im Detail geprüft werden. CDU-Politiker zeigten sich von den Attacken der CSU uneingeschüchtert.
16.21 Uhr: Nun also doch nicht. Entgegen Laschets (CDU-Vize) Aussage, die CDU habe einen Plan für eine Ausdehnung nach Bayern in der Schublade, widersprach nun CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer nach parteiinternen Beratungen in Berlin.
16.00 Uhr: SPD-Chefin Andrea Nahles hat die Unionsparteien davor gewarnt, die Sozialdemokraten bei der Suche nach einer Lösung im Asylstreit zu übergehen. Einen Tag vor der Sitzung des Koalitionsausschusses sagte Nahles am Montag in Berlin, es müsse eine Einigung gefunden werden, die in Übereinstimmung mit den Vorstellungen der SPD steht. Sie stellte zugleich klar, dass die SPD nicht als Vermittlerin zwischen den in der Asylfrage zerstrittenen Unionsparteien agieren werde. „Für mich ist derzeit nicht erkennbar, ob beide in der Lage und willens sind, in der Koalition konstruktiv zusammenzuarbeiten", sagte Nahles mit Blick auf den Zwist von CDU und CSU. Es sei schlechter Stil, mit "Ultimaten" und "roten Linien" zu arbeiten. Sie mahnte zudem eine europäische Lösung an. Alleingänge fielen immer auf einen selbst zurück.
15.36 Uhr: Deftiger Gegenwind für die Pläne von Horst Seehofer: Sowohl EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU), als auch FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff sehen kaum eine Alternative, als die Entlassung des Innenministers - sollte er den angekündigten Alleingang tatsächlich durchziehen.
„Wenn die Kanzlerin sagt, sie hat Richtlinienkompetenz – und das Problem berührt ihre Richtlinienkompetenz – dann kann sie Seehofer nicht im Amt lassen“, sagte der FDP-Politiker der Bild. Gleichem Blatt erklärte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU): „Wenn Merkel von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch macht, ist die Sache klar“. Oder in Lambsdorffs Worten: „Dann ist die Show von Seehofer vorbei.“
14.43 Uhr: Ungewöhnlich offen hat jetzt ein Journalist den Rücktritt von Angela Merkel gefordert.
13.09 Uhr: Söder hat sich nach dem EU-Sondertreffen zur Asylkrise zurückhaltend und skeptisch zu den Chancen auf eine europäische Einigung geäußert. „Es gab ja kein Ergebnis, es ist ja eine Vorbesprechung gewesen“, sagte Söder am Montag am Rande eines Termins in Augsburg. Für eine endgültige Bewertung müsse zunächst der für Donnerstag und Freitag angesetzte Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel abgewartet werden. Dort müsse dann genau das „Kleingedruckte“ angesehen werden und welche „Zeitachsen“ es gebe. „Erkennbar ist es aber, dass die Positionen in einigen Fragen schon noch sehr, sehr weit entfernt sind, da es zum Teil auch fundamentale unterschiedliche Auffassungen gibt, wenn man beispielsweise die Position Italiens anschaut“, erklärte Söder. Näher wollte er sich nicht äußern.
12.48 Uhr: Seit der Anordnung Horst Seehofer (CSU) zur Zurückweisung von Menschen mit Einreisesperre sind zwei Ausländer an der Grenze abgewiesen worden. Das teilte die Sprecherin seines Ministeriums, Eleonore Petermann, am Montag in Berlin mit. Die Regelung gilt für Menschen, für die nach einer Abschiebung ein befristetes Aufenthalts- oder Einreiseverbot ausgesprochen worden war. Sie war am Dienstagnachmittag vergangener Woche in Kraft getreten. Davon betroffen sind nur Ausländer, die an den Grenzübergängen zu Österreich kontrolliert werden.
11.34 Uhr: CDU-Bundesvize Armin Laschet hat die CSU im Asylstreit zu Kompromissbereitschaft aufgefordert. Laschet sagte am Montag in Berlin vor parteiinternen Beratungen: „Da steht mehr auf dem Spiel als diese kleine Sachfrage. Deshalb sind alle Anstrengungen darauf zu richten, dass CDU und CSU zusammenbleiben.“ Auf die Frage, wie schnell die CDU in der Lage wäre, einen Landesverband in Bayern zu gründen, sagte Laschet: „Schnell.“ Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident sagte, es gebe mittlerweile auch in der CSU viele Stimmen, die deutlich machten, was die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU bedeute, auch für die Stabilität des Parteinsystems in Deutschland. Es komme nun darauf an, den Zusammenhalt von CDU und CSU wieder herzustellen. „Das ist ein hohes Gut, das man nicht aufs Spiel setzen darf.“
11.17 Uhr: Es gibt noch Optimismus: Trotz fehlender Ergebnisse beim EU-Sondergipfel zu Migration rechnet Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) noch mit einer Einigung im Asylstreit mit der CSU. Von der Leyen bejahte am Montag in Luxemburg die Frage, ob es noch realistisch sei, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Ergebnissen komme, welche die CSU zufriedenstellen könnten. Sie betonte gleichzeitig, Lösungen in der Flüchtlingsfrage müssten die Europäer "gemeinsam suchen" und "nicht im Alleingang jeder gegen jeden". Von der Leyen verwies darauf, dass in dem Bereich auf europäischer Ebene in den vergangenen Jahren "viel geschafft" worden sei.
10.02 Uhr: Der heftige Asylstreit kostet die Unionsparteien Zustimmung bei den Wählern. Ihre Strategie in der Flüchtlingspolitik hat der CSU in Bayern laut einer aktuellen Forsa-Umfrage zur Landtagswahl nichts genutzt.
09.05 Uhr: Die CSU setzt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingspolitik weiter unter Druck. Die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier sagte am Montag dem Portal Focus Online: "Wir wollen uns nicht mehr vertrösten lassen, und die Bürger wollen das auch nicht". Sie bezog sich dabei auf das Bemühen Merkels um europäische Lösungen im Umgang mit dem Zuzug von Flüchtlingen.
Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber wertete das EU-Sondertreffen am Wochenende hingegen positiv. Er verwies im Bayerischen Rundfunk am Montag auf Fortschritte mit Blick auf den Schutz der EU-Außengrenzen und dem Ausbau der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Weber forderte insbesondere die osteuropäischen Staaten, die dem Treffen überwiegend ferngeblieben waren, auf, sich einer gemeinsamen EU-Flüchtlingspolitik nicht zu verweigern.
07.58 Uhr: Auch die CSU steht im Asylstreit immer weniger geschlossen da: Alois Glück, früherer Chef der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, hat sich in einem Brief an den Parteivorstand gegen die Linie von Bundesinnenminister Horst Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder gestellt, wie die Augsburger Allgemeine berichtet.
„Warum verschweigt die CSU plötzlich ihre beachtlichen Erfolge in der Korrektur der Flüchtlingspolitik bei den Koalitionsverhandlungen und im Ringen mit der CDU“, fragt Glück demnach in seinem Schreiben. Mit der Forderung nach einer Asylwende um jeden Preis werde ein Konflikt in der Union geschürt, dessen Dynamik „bald niemand mehr beherrschen kann“.
Glück nahm vor allem Söder hart in die Kritik - unter anderem mit einem kaum verhohlenen Trump-Vergleich. „Es bedarf hier keines besonderen Hinweises, welche Akteure in der internationalen Politik diese Linie vertreten und wie sehr wir uns bisher dagegengestellt haben“, schreibt Glück mit Blick auf Söders Aussage, Deutschland müsse seine Interessen wieder verstärkt im Alleingang durchsetzen.
07.05 Uhr: In Deutschland befinden sich einem Bericht zufolge europaweit die meisten Schutzberechtigten und Asylbewerber. Mit Stand Ende Dezember 2017 zählte das Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) 1,41 Millionen dieser Migranten, wie die Welt berichtete. Danach folgt Frankreich (402 000) vor Italien (355 000). Noch hinter Ländern wie Schweden (328 000) und Österreich (173 000) liegt Griechenland (83 000). Die UNHCR-Auflistung bezieht sich nur auf Schutzberechtigte, Asylbewerber und aus anderen humanitären Gründen Bleibeberechtigte. Abgelehnte Asylbewerber sind darin nicht enthalten.
06.28 Uhr: Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), hat die Pläne von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zur Zurückweisung von Flüchtlingen an der deutschen Grenze als "Fiktion" bezeichnet. "Es gibt diesen Ort an der Grenze nicht, an dem Flüchtlinge zurückgewiesen werden könnten", sagte Röttgen der Passauer Neuen Presse.
Flüchtlinge, die zu uns kämen, befänden sich in aller Regel auf deutschem Hoheitsgebiet, und die Rechtslage sei klar: Jedes Asylbegehren müsse geprüft werden wie in jedem europäischen Land auch, sagte Röttgen. "Es gibt ein klares rechtliches Verbot der Zurückweisung ohne Prüfung." Für die Ermittlung eines bereits laufenden Asylverfahrens ebenso wie für die Überstellung seien die Behörden auf die Kooperation des zuständigen Landes angewiesen.
"Die prüfungslose Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze gibt es weder rechtlich noch tatsächlich", sagte Röttgen der Zeitung. "Es gibt bis heute keinen denkbaren Plan für eine nationale Lösung. Wir reden über eine Fiktion", fügte der CDU-Politiker hinzu.
06.26 Uhr: EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hat wenig Hoffnung auf eine schnelle Einigung beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag. Er forderte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mehr Zeit für eine europäische Lösung zu geben. „Ich glaube, es wird bis zum EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag Fortschritte geben. Aber es wird nicht eine Einigung in der Dimension herauskommen, wie es einige in der CSU erwarten“, sagte Oettinger dem Reutlinger General-Anzeiger.
Der CDU-Politiker forderte die Schwesterpartei CSU auf, der Kanzlerin weitere Zeit einzuräumen für Beratungen auf europäischer Ebene. „Ich glaube, dass die Kanzlerin gute Argumente hat, um eine weitere Beratung auf europäischer Ebene durchzubringen“, sagte Oettinger.
06.24 Uhr: Angesichts des Asylstreits zwischen den Unionsparteien hat sich SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erschüttert gezeigt. "Die Eskalation der Männerriege in der CSU macht mich fassungslos", sagte Klingbeil der Welt. "Aber immerhin sprechen sie jetzt mal deutlich aus, dass es ihnen einzig und allein um den bayerischen Wahlkampf geht."
Klingbeil reagierte auf einen Bericht der Welt am Sonntag, wonach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf Wahlkampfauftritte von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Bayern verzichten will und stattdessen den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz eingeladen hat. "Zu meiner Abschlusskundgebung kommt keine Bundeskanzlerin, sondern ein Bundeskanzler", hatte Söder demnach Vertrauten gegenüber gesagt.
06.22 Uhr: Um die Mittelmeerroute für Flüchtlinge zu schließen, fordert EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani Investitionen in Höhe von sechs Milliarden Euro. "Nach dem Vorbild der Vereinbarung mit der Türkei, durch die die Balkanroute geschlossen werden konnte, muss die EU mindestens sechs Milliarden Euro investieren, um die Mittelmeerroute zu schließen", schreibt Tajani in einem Gastbeitrag für die Zeitung Welt. Außerdem müssten die Europäer mit Transitländern wie Marokko, Tunesien und Algerien enger zusammenarbeiten. Es sei eine "glaubwürdige europäische Strategie" notwendig.
Zugleich kritisierte der italienische Politiker die ungerechte Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU: "Von den 650.000 Asylanträgen in 2017 wurden 416.000 in nur drei Ländern gestellt: Deutschland, Frankreich und Italien." Diese "offenkundige Ungerechtigkeit" hänge mit der Dublin-Verordnung zusammen, an der sich immer häufiger "Streitigkeiten und Spannungen zwischen unseren Mitgliedstaaten entzünden".
21.38 Uhr: Italiens neuer Plan sieht vor, dass die Flüchtlinge gar nicht erst europäischen Boden betreten. Möglich wäre ein Konzept der „sicheren Häfen“ im Mittelmeer. Von dort aus sollen Migranten direkt in andere EU-Staaten verteilt werden. SPD-Vize Ralf Stegner sagte merkur.de* dazu: "Eine Reform der erkennbar nicht funktionierenden Dublin-Regelungen und eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU wollen wir als SPD auch. Wie konkret das aussehen könnte, das ist genau der Gegenstand schwieriger multilateraler und bilateraler Verhandlungen." Er gibt allerdings zu bedenken, "ob und wo das rechtsstaatlich verlässlich und praktikabel ist, müsste sorgfältig geprüft werden. Das dürfte nicht so einfach sein", meint Stegner. "Ich fürchte, dass sich das weder kurzfristig klären lässt, noch eine faire Verteilung innerhalb der EU derzeit mehrheitsfähig oder gar konsensual erreichbar ist", so Stegner weiter.
Merkel macht er damit wenig Hoffnung. Beim Treffen der Regierungsparteien am Dienstag gehe es darum, dass die "Union zur seriösen Sacharbeit" zurückkehre und "den Koalitionsvertrag einhält".
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mit Infos von dpa, afp