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Erdogan lobt mitten im Ukraine-Krieg sein Verhältnis zu Putin: „Vertrauen, Solidarität, Respekt“

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Von: Marcus Giebel

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Wladimir Putin wird nicht zum G20-Gipfel – auf dem es auch um den Ukraine-Krieg gehen soll – reisen. Er schickt nur seinen Stellvertreter.
Wladimir Putin wird nicht zum G20-Gipfel – auf dem es auch um den Ukraine-Krieg gehen soll – reisen. Er schickt nur seinen Stellvertreter. © IMAGO/Sergei Guneyev

Putin will dem G20-Gipfel auf Bali offenbar fernbleiben und stattdessen Lawrow nach Indonesien schicken. Erdogan jubiliert über sein Verhältnis zu Russland. News-Ticker. 

Update vom 10. November, 17.45 Uhr: Im Ukraine-Krieg setzt Russland plötzlich auf Diplomatie und Respekt. Der Kreml umgarnt Erdogan, die Türkei flirtet zurück. Alle Infos im neuen Verhandlungsticker.

Update vom 10. November, 17.15 Uhr: Tschetschenenchef Ramsan Kadyrow hält den russischen Abzug aus Cherson für eine richtige Entscheidung. Der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, habe damit tausende Soldaten aus der faktischen Umzingelung gerettet, schrieb Kadyrow nun auf Telegram. Surowikin habe eine „schwere, aber richtige Entscheidung zwischen sinnlosen Opfern für lautstarke Erklärungen und der Rettung unbezahlbarer Soldatenleben“ getroffen.

Kadyrow hatte die russische Kriegsführung zuvor häufiger getadelt. Auch im Fall Cherson ließ er Kritik anklingen. Cherson sei ein schwieriges Gebiet, wo keine stabile und regelmäßige Versorgung mit Munition und die Bildung einer starken Nachhut möglich sei. „Warum wurde das nicht schon in den ersten Tagen der Spezialoperation gemacht?“ Es gebe aber keinen Grund, von einer „Aufgabe“ Chersons zu sprechen.

Kadyrow hat sich seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine als einer der schärfsten Befürworter der Feldzugs profiliert und auch tschetschenische Einheiten in die Ukraine geschickt. Die russische Armeeführung kritisierte er regelmäßig - oft im Verbund mit dem Finanzier der privaten Kampfeinheiten der Gruppe „Wagner“, Jewgeni Prigoschin - als zu weich.

Ramsan Kadyrow
Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow (Archivbild) © -/AP/dpa

Erdogan lobt sein Verhältnis zu Putin: „Vertrauen, Solidarität, Respekt“

Update vom 10. November, 13.59 Uhr: Recep Tayyip Erdogan hat seine Beziehung zu Wladimir Putin gelobt. Dank des „Vertrauens und der Solidarität“ habe er seinen russischen Amtskollegen davon überzeugen können, das Getreideabkommen mit der Ukraine wiederaufzunehmen, sagte der türkische Staatschef vor Journalisten in Ankara. Zudem nähre die „Solidarität“ zwischen beiden Ländern, etwa in Bereichen der Kernenergie und der Verteidigung, „den Respekt zwischen uns“, argumentierte er.

Das Nato-Mitglied Türkei hat zwar im Ukraine-Krieg seine Unterstützung für Kiew bekräftigt, beteiligt sich aber nicht an den Russland-Sanktionen. Die Regierung unter Erdogan liefert Kampfdrohnen an die Ukraine - was zum Beispiel der deutsche Militärexperte Erich Vad ablehnt.

Die Türkei hat aber auch ein russisches S-400-Raketenabwehrsystem und ein im Bau befindliches Atomkraftwerk in der Südukraine erworben. In den vergangenen Monaten haben sich die türkischen Exporte nach Russland außerdem nahezu verdoppelt.

Putin erteilt G20-Gipfel Absage: Kreml-Chef könnte aber dennoch nach Asien reisen

Update vom 10. November, 6.28 Uhr: Am 15. und 16. November soll es beim G20-Gipfel in Indonesien ausführlich um den Krieg in der Ukraine gehen. Doch einer der Hauptprotagonisten wird fehlen: Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht persönlich an dem Treffen auf der Insel Bali teilnehmen. Das teilte ein Sprecher des für die Gipfel-Koordinierung zuständigen indonesischen Ministeriums für Investitionen mit.

Statt Putin werde dessen Außenminister Sergej Lawrow zum Treffen der 20 großen Industrienationen anreisen, hieß es weiter. Der Kremlchef hatte lange offen gelassen, ob er beim G20-Treffen dabei sein würde. Aus Moskau gab es zunächst keine neue Stellungnahme. Als Gastgeber des Gipfels hatte Indonesiens Präsident Joko Widodo den russischen Staatschef ausdrücklich eingeladen und gesagt, dass er ihn auf Bali erwarte.

Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass Putin in der kommenden Woche nach Asien reist: Direkt nach dem G20-Treffen auf Bali richtet sich der politische Fokus auf Thailands Hauptstadt Bangkok, wo am 18. und 19. November der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) stattfindet, der auch Russland angehört.

Selenskyj mahnt nach angekündigtem Cherson-Rückzug Russlands zur Zurückhaltung

Update vom 9. November, 23.00 Uhr: Wolodymyr Selenskyj mahnt die Ukraine zur Zurückhaltung. Der Präsident sagte angesichts des angekündigten russischen Rückzugs aus Teilen des Gebiets Cherson, es herrsche „viel Freude“. Zugleich mahnte er in seiner täglichen Videoansprache auch: „Aber unsere Emotionen müssen zurückgehalten werden - gerade während des Krieges.“

Selenskyj verwies darauf, dass der Rückzug der russischen Besatzer in erster Linie den Erfolgen der ukrainischen Streitkräfte zu verdanken sei: „Der Feind macht uns keine Geschenke, macht keine Gesten des guten Willens.“

Zudem warnte er die Entscheider in Moskau davor, den Befehl zum Sprengen des Kachowka-Staudamms oberhalb von Cherson oder zur Beschädigung des Atomkraftwerk Saporischschja zu geben. „Dies würde bedeuten, dass sie der gesamten Welt den Krieg erklären“, sagte der Präsident.

Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau? Russland zeigt sich offen für Gespräche

Erstmeldung vom 9. November: München - Gesprochen wird seit Monaten nur noch übereinander. Im Zuge des Ukraine-Kriegs werfen sich Russland und die Ukraine gegenseitig Kriegsverbrechen vor. Der Kreml wähnt Kiew in den Planungen für den Einsatz einer schmutzigen Bombe. Auf der anderen Seite bezeichnet Wolodymyr Selenskyj den großen Nachbarn und Aggressor offen als Terrorstaat. Eine diplomatische Lösung im Konflikt scheint nach mehr als acht Monaten Kampfhandlungen weiter entfernt als je zuvor.

Auch wenn Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu via TV den Rückzug der Truppen aus Teilen des annektierten Gebiets Cherson verkündete, will sich die ukrainische Führung auf ein neues Gesprächsangebot nicht einlassen. Vielmehr spricht Kiew von einer „neuen Nebelkerze“. Außenamtssprecher Oleh Nikolenko schrieb auf Facebook: „Russische Beamte beginnen, Gesprächsangebote immer dann zu unterbreiten, wenn die russische Truppen Niederlagen auf dem Schlachtfeld erleiden.“

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Ukraine-Krieg: Russisches Gesprächsangebot nur als Vorbereitung einer neuen Aggressionswelle?

Vielmehr spiele Russland mit dem Dialogangebot lediglich auf Zeit, um seine Truppen neu zu sortieren und zu verstärken, ehe „neue Wellen der Aggression“ eingeleitet werden würden, mutmaßt Nikolenko. Selenskyj hatte zuletzt mehrmals betont, Voraussetzung für neue Verhandlungen zwischen den beiden Kriegsparteien sei ein vollständiger Rückzug der vom Kreml entsandten Truppen hinter die russischen Grenzen aus der Zeit vor der Krim-Annexion vor acht Jahren.

Nikolenkos Reaktion erfolgte auf Aussagen seiner russischen Amtskollegin Maria Sacharowa, wonach Moskau zu Gesprächen „auf Grundlage der aktuellen Realitäten“ bereit sei. Dabei spielte sie auf den aktuellen Stand an der Front an, die allerdings seit Wochen im Zuge der ukrainischen Gegenoffensive in Richtung Russland verschoben wird. „Wir sind weiterhin zu Gesprächen bereit, wir haben sie nie verweigert“, ergänzte Sacharowa. Ob sie wirklich mit einer positiven Antwort gerechnet hat, bleibt ihr Geheimnis. (mg, dpa)

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