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Graue Wölfe: Gewaltbereite Erdogan-Fans wollen in die NRW-Stadträte - und das nicht mit offenen Karten

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Eine Hand zeigt den "Wolfsgruß" der Grauen Wölfe.
Kommunalwahlen NRW 2020: Erdogan-Fans wollen in die Stadträte - eine Hand zeigt den "Wolfsgruß" der Grauen Wölfe. © Peter Kneffel/dpa

Bei den Wahlen in NRW drängen mehrere Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan in die Stadträte - darunter auch gewaltbereite Rechtsextremisten der „Grauen Wölfe“.

Düsseldorf - Seit Jahrzehnten gibt es in der Türkei eine gewalttätige, ultranationalistische und rassistische Bewegung, die sich türkischer Mythologie bedient. Ihr Ziel ist nichts weniger als ein großtürkisches Reich zu errichten und politische Gegner zu eliminieren. Ihr Symbol ist ein Wolf - als Zeichen für Stärke und Aggressivität.

Wie die Bundeszentrale für Politische Bildung schreibt, ist die Bewegung seit Jahrzehnten auch in Deutschland aktiv - unter dem Namen „Graue Wölfe“, in Dachverbänden wie Türk Federasyon, ATIB oder ATB. Konflikte aus der Türkei werden ganz offen auch hier ausgetragen, etwa in der Ablehnung von kurdischstämmiger Menschen. Report Mainz deckte jetzt auf, dass die Anhänger Erdogans aber auch verdeckt agieren - und die Wähler unter Umständen nicht wissen, wem sie ihre Stimme gegeben haben.

Kommunalwahlen NRW: Rechtsextreme Graue Wölfe wollen verdeckt in die Stadt- und Gemeinderäte

„Der Vordenker der ‚Grauen Wölfe‘ hat schon vor Jahren dazu aufgerufen, die politischen Parteien in Deutschland zu unterwandern“, sagt der Türkeiexperte Burak Copur in Report Mainz. Und er ergänzt: „Diesem Aufruf sind natürlich viele seiner Anhänger gefolgt bis heute. Mit dieser Unterwanderungsstrategie versucht die Bewegung, die Interessen der Türkei, der türkische Nation, auch in der deutschen Politik zu vertreten.“

Unterwandern bedeutet in diesem Fall, dass sich Anhänger der Grauen Wölfe nicht als solche zu erkennen geben. Sind sie Mitglied einer Partei oder auf der Liste einer - in Kommunen nicht unüblichen - Wählerliste gelandet, holen sie andere Anhänger nach. So soll es Hassan Tuncer gegangen sein. Er hatte das „Bündnis für Bildung“ in Mülheim gegründet - und nach der Unterwanderung durch Graue Wölfe aufgegeben.

Kommunalwahlen NRW: Stadträte in Duisburg, Mönchengladbach, Bonn und Bielefeld betroffen?

In einigen Vierteln in Nordrheinwestfalens Großstädten wird viel türkisch gesprochen, zu den wichtigen Bezugspunkten zählen Moscheen. Gegenüber Report Mainz sagten Experten, dass es den Menschen häufig wichtig sei, dass ein Vertreter ihrer Gemeinde im Stadtrat sitze - unabhängig von der politischen Gesinnung.

Sevket Avci kandidiert in Duisburg sogar für die CDU, saß bereits für sie im Stadtrat. Investigative Recherchen von Report Mainz deckten auf, dass er - anders als er selbst beteuert - durchaus bereits Nähe zu rechtsextremen Nationalisten zeigte. Und nach Recherchen der Welt zufolge gibt es weitere Beispiele für die Nähe einiger Kandidaten zu Erdogan. So trat etwa Haluk Yildiz bereits häufiger als Erdogan-Verteidiger in mehreren deutschen Talkshows auf. Er ist Parteichef des Bündnisses für Innovation und Gerechtigkeit, das unter diesem durchaus unverdächtigen Namen in Bonn, Duisburg*, Bielefeld* und Mönchengladbach antritt. Im Vorfeld der NRW-Wahl war es zur Verwirrung um die Maskenpflicht gekommen - auch durch Armin Laschet (CDU). (kat) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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