Offen gegen Petry: Gauland warnt vor „fürchterlichem“ AfD-Streit

Hamburg/Berlin - In der AfD rumort es weiter gewaltig. Partei-Vize Gauland wirft Frauke Petry nun vor, die AfD in eine „fürchterliche Auseinandersetzung“ zu führen.
Update vom 18. Juli 2017: Bekanntlich hat es Frauke Petry nicht in das AfD-Spitzenkandidaten-Team für die kommende Bundestagswahl geschafft. Warum das so ist und wie die Frau an der Spitze der AfD tickt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Eine Woche vor dem Bundesparteitag der AfD rumort es heftig in der Partei. AfD-Vize Alexander Gauland kritisierte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe den Versuch von Parteichefin Frauke Petry, die Partei zu einer Richtungsentscheidung zu zwingen. Einem Spiegel-Bericht zufolge sondieren führende AfD-Funktionäre, wie eine alleinige Spitzenkandidatur von Petry bei der Bundestagswahl verhindert werden kann.
Auf dem Parteitag am kommenden Wochenende in Köln gehe es "vor allem um die Einheit unserer Partei", sagte Gauland den Funke-Zeitungen vom Samstag. Wenn der Antrag von Petry über die strategische Ausrichtung der Partei beschlossen werde, "droht der AfD eine fürchterliche Auseinandersetzung". Petry versuche einen Gegensatz in der Parteistrategie zu konstruieren, "den es nicht gibt".
Die AfD-Chefin will mit einem Beschluss erreichen, dass sich die Partei "für den realpolitischen Weg einer bürgerlichen Volkspartei" entscheidet. Dieser Ausrichtung steht nach Ansicht Petrys die von Gauland vertretene "fundamentaloppositionelle Strategie" gegenüber.
Gauland würde doch kandidieren
Neben dem inhaltlichen Kurs zankt die AfD auch über die personelle Aufstellung für die Bundestagswahl im September. Petry strebt die alleinige Spitzenkandidatur an - sowohl der AfD-Bundesvorstand als auch die in einem Online-Votum befragten Parteimitglieder sprachen sich aber für ein Spitzenteam aus. Gespräche zwischen Petry und Gauland über eine gemeinsame Kandidatur scheiterten.
Nach Spiegel-Informationen loteten führende AfD-Vertreter bei einem Geheimtreffen vergangenen Montag in Goslar aus, ein Spitzenteam um den rechtskonservativen Gauland und die wirtschaftsliberale Ökonomin Alice Weidel aus Baden-Württemberg zu bilden. "Wenn es die Partei will, stehe ich für ein Spitzenteam selbstverständlich zur Verfügung", sagte Gauland dem Nachrichtenmagazin. Unlängst hatte Gauland eine Spitzenkandidatur noch ausgeschlossen.
Petry nur noch als Randfigur?
Petry, die mit den meisten Führungsmitgliedern der AfD zerstritten ist, kommt demnach in den Plänen offenbar nur als Randfigur vor. In den vergangenen Wochen hatte Gauland in Interviews noch stets betont, er werde nicht gegen Petry antreten. "Ich unternehme nichts, was die Partei spaltet", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Das Treffen in Goslar kam laut Spiegel auf Initiative von Bundesvorstand Armin Paul Hampel zustande. Zu den Teilnehmern zählte demnach auch der umstrittene thüringische AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke, der am Mittwochabend sein Fernbleiben vom Parteitag in Köln angekündigt hatte.
Bereits am Donnerstag hatte auch Frauke Petrys früherer Berater Michael Klonovsky öffentlich mit der Parteichefin abgerechnet - und die AfD davor gewarnt, sich an Petry zu binden.
Höcke im Zentrum des Zanks
Der AfD-Vorstand hatte im Februar auf Betreiben Petrys ein Parteiausschlussverfahren gegen Höcke beschlossen. Ausschlaggebend war dessen Rede im Januar in Dresden gewesen, in der Höcke offenbar in Anspielung auf das Holocaustmahnmal in Berlin von einem "Denkmal der Schande" gesprochen hatte.
Mehrere Medien berichteten, dass dem Thüringer AfD-Fraktionschef in dem Ausschlussantrag eine "Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus" vorgeworfen werde. Ein Gutachten kommt den Berichten zufolge zu dem Schluss, Höcke habe unter dem Pseudonym "Landolf Ladig" Beiträge für Veröffentlichungen der NPD verfasst, in denen er die Positionen der rechtsextremen Partei gelobt und das NS-Regime verherrlicht habe. Höcke hatte in der Vergangenheit Vorwürfe bestritten, dass er hinter dem Pseudonym "Landolf Ladig" stecke.
AFP/fn