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Aufholjagd im Kanzlerrennen: Dieses Szenario kann Scholz plötzlich noch zum Merkel-Nachfolger machen

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Von: Felix Durach

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Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD, aufgenommen im Rahmen eines gemeinsamen Besuches im Hochwassergebiet in Bad Neuenahr.
Könnte Olaf Scholz am Ende doch ins Bundeskanzleramt einziehen? Der Finanzminister profitiert vor allem von den Fehlern seiner Konkurrenten. © Ute Grabowsky/photothek.de via www.imago-images.de

Zu Beginn wurde Olaf Scholz wegen seiner Kanzlerkandidatur noch belächelt. Nun könnte der Finanzminister tatsächlichen einen Weg ins Kanzleramt finden.

Berlin – Als die SPD im vergangenen Jahr Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten für die bevorstehende Bundestagswahl 2021 vorstellte, lange bevor Union und Grüne sich mit dem Thema Kanzlerkandidatur beschäftigten, bestand ein überwiegender Teil der Reaktionen aus Spott und Häme. Wie will Scholz, der sich noch ein Jahr zuvor innerhalb der Sozialdemokraten nicht einmal als Parteivorsitzender durchsetzten konnte, 2021 an der Spitze der SPD, die sich zu diesem Zeitpunkt im Umfrage-Keller befand, auf Angela Merkel folgen?

Damals wurde von vielen Seiten aus hinterfragt, ob die SPD in der aktuellen Situation überhaupt einen Kanzlerkandidaten stellen sollte. Jetzt, zwei Monate vor der Wahl, scheint der Weg für Scholz ins Kanzleramt zwar immer noch sehr weit, jedoch nicht mehr unmöglich. Der 63-Jährige profitiert dabei vor allem von den Fehlern seiner Konkurrenten im Kampf um das Kanzleramt. Annalena Baerbock, die den Grünen zwischenzeitlich zu Rekord-Umfragewerten verhalf, machte in den letzten Monaten vor allem durch fehlerhafte Angaben im Lebenslauf oder die Plagiats-Vorwürfe um ihr Buch von sich reden.

Bundestagswahl 2021: Während die Konkurrenz patzt - Scholz als souveräner Krisenmanager ins Kanzleramt?

Armin Laschet hat hingegen nicht gerade den Ruf eines Machers und erlitt in den letzten Wochen immer wieder Rückschläge in diversen Umfragen. So trauten nur 26 Prozent der Befragten in einer jüngsten Umfrage dem CDU-Politiker zu, angemessen auf die Herausforderungen der Klimakrise reagieren zu können. In einer weiteren Civey-Umfrage für den Spiegel, fanden ebenfalls nur knapp ein Viertel der Befragten, Laschet sei ein guter Krisenmanager bei Naturkatastrophen in Deutschland. Olaf Scholz erhielt in der Umfrage 41 Prozent Zustimmung.

Kampf ums Kanzleramt: Die Hochwasser-Katastrophe könnte für Scholz zum Wendepunkt werden

So war es fast schon sinnbildlich, dass Olaf Scholz sich mit Wanderschuhen und Jeans auf den Weg nach Berchtesgaden machte, um vor Ort direkt mit Betroffenen der Hochwasser-Katastrophe zu sprechen, während Armin Laschet bei einer Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Hintergrund beim Scherzen und Lachen erwischt wurde. Sollte Scholz diesen guten Eindruck, den er für viele Wähler in den letzten Tagen gemacht hat, über die nächsten zwei Monate aufrechterhalten können, könnte er für die SPD noch ein paar Prozentpunkte gewinnen.

Prozentpunkte die am Ende entscheidend sein können. Denn auch wenn die SPD nichts Geringeres als ein Wahlkampf-Wunder bräuchte, um die Union als stärkste Kraft noch abfangen zu können, führt für Olaf Scholz auch ein anderer Weg ins Kanzleramt. Wenn die SPD bis zur Bundestagswahl die Grünen noch abfangen könnte, wäre rein rechnerisch eine von den Sozialdemokraten angeführte Ampelkoalition mit Grünen und FDP möglich. Dann unter Bundeskanzler Scholz.

Scholz weiter mit Chancen aufs Kanzleramt - Ampelkoalition als Schlüssel

Ein Szenario, das zwar durchaus im Bereich des Möglichen liegt, in dem Scholz am Ende jedoch vor allem auch auf die Mitarbeit der FDP angewiesen wäre. Die SPD wäre dann wohl vor allem in möglichen Koalitionsverhandlungen darauf angewiesen die Freien Demokraten mit Ministerposten und programmatischen Eingeständnissen auf ihre Seite zu ziehen. Alles andere als ein leichtes Vorhaben.

Denn der Ton zwischen beiden Parteien ist im Moment noch wenig freundschaftlich. So schrieb unter anderem Ria Schröder, die im Bundesvorstand der FDP sitzt, mit Blick auf den SPD-Kanzlerkandidaten auf Twitter: „Ich finde es gut, wenn sich der Blick jetzt auf Olaf Scholz richtet. Dann sprechen wir vielleicht endlich über seine Cum-Ex-Verstrickungen mit der Warburgbank, seine Verantwortung für den Wirecard-Skandal und darüber, wie er Hamburg bei G20 im Stich gelassen hat.“ (fd)

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