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Kommt der Omikron-Lockdown? Lauterbach, Drosten und Streeck positionieren sich

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Von: Patrick Mayer

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Bundesgesundheitsminister: Karl Lauterbach von der SPD.
Bundesgesundheitsminister: Karl Lauterbach von der SPD. © IMAGO / Chris Emil Janßen

Omikron wird nach Einschätzung der Experten die Corona-Infektionszahlen in Deutschland in die Höhe treiben. Ist ein Lockdown ein neuerliches Szenario?

München/Berlin - Der Lockdown. Laut Cambridge Dictionary handelt es sich dabei um eine „Notsituation, in der Personen aufgrund von Gefahren nicht frei in ein Gebäude oder einen Bereich eintreten, diesen verlassen oder sich frei bewegen dürfen“. In den ersten Wellen der omnipräsenten Coronavirus-Pandemie fiel die maximale Kontaktbeschränkung darunter, angewandt, um die hohen Corona-Infektionszahlen wenigstens halbwegs zu drücken.

Omikron-Lockdown in Deutschland? Karl Lauterbach (SPD) äußert sich verhalten

Karl Lauterbach (SPD) war seinerzeit ein Verfechter dieser drastischen Maßnahme. Damals galt der studierte Epidemiologe noch als externer Experte für Corona, samt Mandat im Deutschen Bundestag. Heute ist der Rheinländer als Bundesgesundheitsminister in der Ampel-Regierung von Olaf Scholz (SPD) maßgeblich mitverantwortlich für die Corona-Politik. Die Beschlüsse des jüngsten Corona-Gipfels (Bund-Länder-Runde) bewertete er durchgängig positiv.

„Ich glaube schon, dass uns das helfen wird“, meinte Lauterbach am Sonntag (9. Januar) im „Bericht aus Berlin“ der ARD. Mahnend ergänzte er, dass die neuen Regeln wohl nicht reichen würden, um die erwartete Omikron-Welle entscheidend einzudämmen. „Ich glaube, die Fallzahlen werden ansteigen. Daher werden weitere Maßnahmen noch notwendig werden, zu gegebener Zeit“, sagte er: „Aber das ist jetzt erstmal ein ganz wichtiger Schritt nach vorne.“

Omikron-Lockdown in Deutschland? Karl Lauterbach (SPD) setzt erstmal auf 2Gplus

Weitere Maßnahmen? Droht etwa schon wieder ein Lockdown? Lauterbach nannte das „L“-Wort mit keiner Silbe. Auch der Begriff Kontaktbeschränkungen kam in seinem gefühlt x-ten Interview zur Pandemie nicht vor. Zur Erinnerung: Bund und Länder hatten am vergangenen Freitag (7. Januar) die 2G-plus-Regel für Restaurants, Cafés und Kneipen beschlossen. Demnach haben nur noch Geimpfte und Genesene mit negativem Corona-Test sowie Menschen mit einer Auffrischungsimpfung Zutritt in der Gastronomie.

Eine Durchseuchung wäre viel zu riskant.

Karl Lauterbach (SPD) über die Omikron-Variante

Zur Umsetzung kündigte Lauterbach eine „Musterverordnung“ für die Bundesländer an. Er glaube, es sei erstmal wichtig, „den Maßnahmen, die wir jetzt ergriffen haben, eine Chance zu geben zu wirken“, meinte er weiter. Wieder sprach er nicht von einem Lockdown. Dennoch mahnte der Gesundheitsexperte: „Eine Durchseuchung wäre viel zu riskant.“

Omikron-Lockdown in Deutschland? Hendrik Streeck rät zu „pragmatischem Umgang“

Ein Vergleich: Virologe Hendrik Streeck warb für einen künftig „pragmatischen Umgang“ mit der Corona-Pandemie, „um mit dem Virus leben zu lernen“. Im Gespräch mit der Bild meinte der Bonner Wissenschaftler: „Dagegen ist der dauerhafte Alarmzustand ermüdend und nicht erfolgreich.“ Auch Streeck nannte das Wort Lockdown nicht, forderte stattdessen, „die Hospitalisierungsinzidenz valide zu erfassen“. Aber, wie werden die Regeln weiterhin ausgelegt?

Wird 2Gplus oder der Zugang per Booster-Impfung zur neuen Formel? Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen meinte in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“: „Möglicherweise werden wir auch über die Gastronomie hinaus weitere Innenbereiche mit 2Gplus-Maßnahmen als zusätzlichen Schutz beschließen müssen.“

Im Video: Virologe Hendrik Streeck fordert Pandemie-Umdenken

Bleibt von den Top-Experten noch Christian Drosten. Bisher hatte der Virologe der Berliner Charité alle Lockdowns unterstützt. „Die Einweisungsraten auf die Intensivstationen schleppen jetzt so langsam nach, aber ziemlich langsam. Wirklich so langsam, dass man da im Moment den Eindruck hat: Vielleicht baut sich da gar nicht so ein großes Problem auf“, sagte Drosten vergangene Woche in seinem Podcast für den NDR. Mehr noch: Er verwies darauf, dass zum Beispiel die Lage auf den Intensivstationen in Großbritannien moderat sei, trotz bis zu 200.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag und kaum noch geltender Kontaktbeschränkungen. Ein Indiz für eine Trendumkehr im Pandemie-Management seinerseits?

Omikron-Lockdown in Deutschland? Christian Drosten zeigt sich verhalten optimistisch

„Wir müssen differenzieren: In den Aufnahmen sehen wir, dass mehr als die Hälfte nicht wegen Corona aufgenommen worden sind, sondern wegen anderer Sachen (...) und im Aufnahmescreening (...) als Corona-Patienten auffallen. Da ist Corona nicht die führende Diagnose“, erklärte Drosten mit Blick auf die Insel: „Gleichzeitig sieht man aber im Moment noch nicht unbedingt dieses direkte Durchmarschieren auf die Intensivstationen. Das ist natürlich erst mal relativ beruhigend.“

Damit nicht genug. Schließlich sagte der 49-jährige Niedersachse: „Wir reißen das Tor nicht komplett auf, aber wir müssen die Tür für das Virus an einigen Stellen öffnen.“ Auch das klang nicht gerade nach dem Vorschlag eines weiteren Lockdowns in Deutschland. Spannend auch: Längst abgeschriebener Corona-Impfstoff aus Deutschland macht große Hoffnung (pm).

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