Überblick zu "Panama Papers": Was wir wissen und was nicht

Panama-Stadt - Bei dem Umfang der "Panama Papers" ist es schwer, den Überblick zu behalten. Viele bekannte Deutsche stehen auch auf der Liste der Namen. Hier finden Sie die Fakten im Kurzüberblick.
Am Sonntagabend machten Meldungen über die sogenannten "Panama Papers" die Runde. Dieser Ausdruck beschreibt die bisher wohl umfangreichsten Enthüllungen über Briefkastenfirmen im großen Stil. Die neuesten Entwicklungen zu den "Panama Papers" können Sie in unserem News-Blog verfolgen. Beteiligt daran sind Staats-und Regierungschefs, Wirtschaftsmagnaten, Sportstars und einflussreiche Persönlichkeiten auf der ganzen Welt, die nun in Erklärungsnot geraten.
"Panama Papers": Darum geht es
- Die „Panama Papers“-Recherchen basieren nach Angaben der daran beteiligten Medien auf einem Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. Hierbei soll es sich um Informationen über Beteiligungen an Briefkastenfirmen und daraus resultierende Steuerhinterziehungen im großen Stil handeln.
- Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste sollen unter anderem zwölf Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker gehören. So sollen unter anderem der syrische Machthaber Baschar al-Assad, der argentinische Präsident Mauricio Macri, Mitglieder der isländischen Regierung, Funktionäre der FIFA und auch Weltfußballer Lionel Messi involviert sein. Auch Personen aus dem näheren Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin stehen auf der Liste, ebenso wie der ukrainische Präsident Petro Poroschenko.
- Zu den Profiteuren sollen internationale Finanzinstitute, darunter den Angaben zufolge auch 15 deutsche Banken oder ihre Töchter gehören.
Diese bekannten Deutschen kommen in den "Panama Papers" vor
- Am Dienstag legte die SZ nach und nannte konkrete Namen von Deutschen, welche in die Enthüllungen verwickelt sind.
- Der deutsche Formel-1-Pilot Nico Rosberg soll laut NDR durch die Firma "Ambitious Group Limited" mehrere Unternehmen au der britischen Kanal-Insel Jersey besitzen. Laut dem Bericht wurde die Firma von der Kanzlei Mossack Fonseca verwaltet und Rosbergs Arbeitgeber Mercedes soll über diese dessen "Fahrer-Dienste" vermarktet haben.
- Der wegen Korruption und Steuerhinterziehung verurteilte ehemalige Banker der BayernLB, Gerhard Gribkowsky. Dieser soll vom Formel-1-Paten Bernie Ecclestone über eine Firma namens "Valper Holdings" Millionengelder bekommen haben.
- Der Ex-Trainer vom Bundesligisten Hannover 96, Tayfun Korkut, ließ sich in seiner aktiven Zeit als Spieler von Real Sociedad (2000 bis 2003) sein Gehalt über eine Offshore-Firma bezahlen. Er übertrug seine Bildrechte an eine dafür eingerichtete Gesellschaft auf den Bahamas namens "Redway Limited" und verkaufte diese zurück an den Verein - für 3,4 Millionen D-Mark.
Welche deutschen Firmen sind von den Enthüllungen betroffen?
- In Deutschland sind Medienberichten die Deutsche Bank und andere Kreditinstitute im größeren Umfeld der "Panama Papers" zu nennen. Inzwischen wurden diese Berichte von den Instituten selber schon bestätigt, allerdings sei eine Vermittlung nicht illegal. Dennoch wollten die Banken die Geschäftsbeziehungen überprüfen.
- Auch der Weltkonzern Siemens wird im Zusammenhang mit den Enthüllungen genannt. Es handele sich aber vermutlich um „Vorgänge im Zusammenhang mit bekannten Altfällen, bei denen Siemens als Geschädigte betroffen ist“, erklärte das Unternehmen am Montag in München auf Nachfrage. „Belastbare Fakten zu den von den einzelnen Journalisten gestern gegebenen Hinweisen liegen uns derzeit nicht vor. Wir werden der Angelegenheit nachgehen und uns im Fall von neuen Erkenntnissen dazu äußern.“
- Laut "SZ" sollen zudem mindestens 28 deutsche Banken mehr als 1200 Briefkastenfirmen gegründet oder diese für ihre Kunden verwaltet haben.
Welche Medien aus Deutschland sind an dem Leak beteiligt und wie groß war der Aufwand?
- Die „Süddeutsche Zeitung“ teilte die Daten mit dem Internationalen Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) und Partnern auf der ganzen Welt, darunter NDR und WDR.
- Ein Jahr lang arbeiteten mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten aus 80 Ländern auf der ganzen Welt zusammen.
- Der Datensatz wurde der „Süddeutschen Zeitung“ von einer anonymen Quelle zugespielt.
Wie groß ist der Datenleak?
- Das Leck soll E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 214 000 Gesellschaften umfassen, vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln.
- Insgesamt wurden ungefähr 2,6 Terabyte an Daten verwertet. Es wurden rund 11,5 Millionen Dateien ausgewertet. Ein Terabyte sind 1000 Gigabyte. Zum Vergleich: Bei dem Wiki-Leaks Skandal 2010, der die Kabel-Nachrichten US-amerikanischer Botschaften veröffentlichte, wurden 1,7 Gigabyte recherchiert. Bei dem Offshore-Leak 2013 waren es immerhin 260 GB.
Diese Fragen sind noch offen
- Noch ist nicht bekannt, welche Namen aus Deutschland auf der Liste der Veröffentlichungen stehen. Weder über beteiligte Finanzinstitute, noch über Verstrickungen von Politikern oder Wirtschaftsbossen gibt es Erkenntnisse.
- Auch fehlen noch Details über die Summen der auf den Offshore-Firmen gelagerten Gelder und in diesem Zuge über die beteiligten Personen.
- Die beteiligten Medien wollen in den kommenden Tagen aber noch weitere Enthüllungen folgen lassen. Die bisherigen Erkenntnisse sind offenbar nur der Gipfel des Eisbergs.
Panama Papers: Diese Namen tauchen auf
Reaktionen auf die veröffentlichten Namen
- Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) pocht nach den Enthüllungen über Briefkastenfirmen in Panama auf strengere Gesetze in Deutschland. Er plane ein "Transparenzregister", in dem Briefkastenfirmen ihre wahren Eigentümer offenlegen müssen, sagte Maas am Montag dem Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR. "Die Heimlichtuerei muss ein Ende haben."
- Die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca hat jegliche Verwicklung in illegale Geschäfte zurückgewiesen. "Wir sind noch nie angezeigt oder offiziell angeklagt worden", sagte Teilhaber Ramón Fonseca Mora in einem am Montag veröffentlichten Interview der Zeitung La Prensa.
- In zwei Fällen werden Freunde des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Offshorefirmen in Verbindung gebracht. Der Kreml sprach von einem Versuch, Putin zu diskreditieren.
- Der Weltfußballer Lionel Messi weist Verdächtigungen zurück, er habe bei einer Offshorefirma in Panama Geld geparkt, um Steuern zu hinterziehen. Dieser Vorwurf sei "falsch und beleidigend".
- Argentiniens Staatschef Mauricio Macri sieht keine Anhaltspunkte für eigene Steuervergehen.
- Die Opposition in Island fordert den Rücktritt von Premierminister Sigmundur Gunnlaugsson. Er soll 2007 mit seiner späteren Frau Anteilseigner einer Firma auf den Britischen Jungferninseln geworden sein.
- In der Ukraine erklärte das Antikorruptionsbüro, es werde nicht gegen Präsident Petro Poroschenko ermitteln, weil er im Amt sei. Laut seinen Anwälten war eine Briefkastenfirma die einzige Möglichkeit, seinen Süßwarenkonzern Roshen einem Treuhänder zu übergeben.
- Der suspendierte UEFA-Chef Michel Platini betonte zu Medienberichten, in denen sein Name genannt wurde, dass seine Vermögensverhältnisse komplett den Schweizer Steuerbehörden bekannt seien.
- Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA bestätigte nach den Veröffentlichungen interne Vorermittlungen gegen ihr Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay.
- Siemens will nach den Enthüllungen Hinweise im Zusammenhang mit dem zurückliegenden Korruptionsskandal prüfen.
- Mehrere Länder, darunter Indien, Israel, Australien, die Schweiz, die Niederlande sowie Spanien, wollen nach der Veröffentlichung aktiv werden.
- Das Weiße Haus will die Veröffentlichung der „Panama Papers“ nicht kommentieren.
- Die französische Justiz hat nach den Enthüllungen zu Briefkastenfirmen in Steueroasen Vorermittlungen eingeleitet. Es gehe um den Verdacht auf Geldwäsche im Zusammenhang mit schwerem Steuerbetrug.
bix mit dpa und afp