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"Panama Papers": Medien decken weltweite dubiose Finanz-Deals auf

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Unter den Persönlichkeiten, die durch das Datenleck belastet werden, sollen auch Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin sein. © dpa

München - Durch ein Datenleck bisher unbekannten Ausmaßes sind sogenannte Briefkastenfirmen von Politikern und Prominenten aus aller Welt enthüllt worden. Mehrere Medien haben den Skandal in einer gemeinsamen Aktion enthüllt.

Panama Papers im News-Blog

Bleiben Sie über die weiteren Entwicklungen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Panama Papers in unserem News-Blog auf dem Laufenden.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat nach einem Bericht vom Sonntagabend brisante Daten über Finanzgeschäfte international bekannter Persönlichkeiten zugespielt bekommen.

Ein enormes Datenleck habe Geschäfte von 215 000 Briefkastenfirmen offengelegt, berichteten die Zeitung sowie die Tagesschau am Abend. NDR und WDR sind in einem Rechercheverbund mit der „Süddeutschen“. Weltweit veröffentlichten zeitgleich viele Medien, darunter zum Beispiel „Le Monde“, die Informationen.

In den Unterlagen tauchen nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe) die Namen von Milliardären, Politikern, Sportlern, Waffenhändlern, Spionen und Betrügern auf. Unter anderem hätten Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko Briefkastenfirmen einrichten lassen.

Enge Vertraute von Putin leiteten den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren unter konspirativen Umständen offenbar mehr als zwei Milliarden Dollar durch Briefkastenfirmen und schafften dabei viel Geld aus Russland heraus. Auch der isländische Premierminister Sigmundur Gunnlaugsson soll bis Ende 2009 zusammen mit seiner heutigen Ehefrau eine Briefkastenfirma besessen haben, in der unter anderem Anleihen wichtiger isländischer Banken deponiert waren.

ARD: Zwölf Staatsoberhäupter unter Profiteuren der Panama Papers 

Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste zählen laut ARD zwölf Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker, aber auch internationale Finanzinstitute, darunter deutsche Banken oder ihre Töchter. Die Recherchen der „Panama Papers“ basieren demnach auf einem Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. Laut ARD umfassen die ausgewerteten Unterlagen „E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente.

Die Daten legen laut NDR die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen. In den Unterlagen tauchten aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem hätten zahlreiche Prominente und Sportstars Offshore-Firmen genutzt.

Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA bestätigte der Deutschen Presse-Agentur interne Vorermittlungen gegen ihr eigenes Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay. „Ja, der Bericht ist richtig. Ich kann bestätigen, dass wir eine sogenannte Voruntersuchung in die Wege geleitet haben“, sagte der Sprecher der ermittelnden Kammer der Ethikkommission, Roman Geiser. Weitere Details nannte er nicht.

Panama Papers: Einblick in Steueroasen mit Sprengkraft  

Der Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“, Georg Mascolo, sagte am Abend in der ARD-Sendung „Anne Will“, er gehe davon aus, dass von dem Einblick in das Geschäft in Steueroasen „ganz erheblich“ Sprengkraft ausgehe. Mascolo kündigte weitere Veröffentlichungen an. „Das was da in den nächsten Tagen zu lesen und zu hören sein wird, in der „Süddeutschen Zeitung“, in der ARD und auch anderswo, halte ich für sehr bemerkenswert, weil wir einen solchen Einblick in das Geschäft dieser Steueroasen bisher in diesem Umfang nicht gehabt haben.“

Der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden, schrieb auf Twitter: „Das größte Leck in der Geschichte des Daten-Journalismus ist gerade veröffentlicht worden, und es geht um Korruption.“

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner twitterte: „Tagesschau veröffentlicht riesiges Datenleck zu Steueroasen, die eher Gerechtigkeitswüsten sind. Steuergerechtigkeit ist überfällig!“

Der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold forderte mehr Transparenz. „Es ist eine Schande, dass wir im Kampf gegen die elendige Steuerflucht auf solche Datenlecks angewiesen sind“, erklärte Giegold.

Panama Papers: 11,5 Millionen Dokumente zu 214.000 Briefkastenfirmen

Die Informationen über die Offshore-Geschäfte wurden der "Süddeutschen Zeitung" von einer anonymen Quelle zugespielt. Der Zeitung zufolge handelt es sich um 2,6 Terabyte an Daten, das sind 11,5 Millionen Dokumente zu insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen. Es sei das größte Datenleck, das es bislang gab. An der Auswertung der Dokumente beteiligten sich etwa 400 Journalisten aus fast 80 Ländern. In Deutschland waren an der Recherche auch NDR und WDR beteiligt.

Das Leck umfasst E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 214.000 Gesellschaften vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln. Die Briefkastenfirmen wurden von der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama gegründet. Diese erklärte auf Anfrage, die Kanzlei arbeite seit 40 Jahren ohne jede Beanstandung. "Nie sind wir einer Straftat beschuldigt oder angeklagt worden."

Vorwürfe auch gegen Lionel Messi  

Auch international sanktionierte Geschäftsleute wie ein Cousin des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad oder Monarchen wie der König von Saudi-Arabien haben den Unterlagen zufolge Offshore-Firmen genutzt. Neue Vorwürfe gibt es durch das Datenleck laut "Süddeutscher Zeitung" auch gegen den argentinischen Fußballstar Lionel Messi.

Panama Papers: Offshore-Firmen an mehreren Orten

Das Leck umfasst E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu den 214.000 Gesellschaften vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln. Die Briefkastenfirmen wurden von der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama gegründet. Diese gründet und verwaltet seit fast 40 Jahren Briefkastenfirmen. In Deutschland wird nach "SZ"-Informationen seit einiger Zeit wegen Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung gegen Verantwortliche der Kanzlei ermittelt. Auf Anfrage erklärte die Kanzlei, sie arbeite seit 40 Jahren ohne jede Beanstandung. "Nie sind wir einer Straftat beschuldigt oder angeklagt worden."

Panama Papers: „Süddeutsche Zeitung“-Seite zeitweise nicht erreichbar

Kurz nach der Veröffentlichung einer Enthüllungsgeschichte zu Finanzgeschäften über Briefkastenfirmen ist die Internetseite der „Süddeutschen“ am Sonntag zeitweise nicht zu erreichen gewesen. Zu sehen war am Sonntagabend gegen 21.00 Uhr lediglich eine Fehlermeldung. Die Redaktion verwies via Twitter zu der alternativen Seite http://panamapapers.sz.de.

Die Unterlagen, die als "Panama Papers" bezeichnet werden, zeigen den Medienberichten zufolge, wie zahlreiche Spitzenpolitiker, Sportstars und Kriminelle weltweit ihr Vermögen verschleierten.

Panama Papers: Diese Namen tauchen auf

dpa/AFP

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