„Größte Panzerschlacht des Krieges“ nahe ukrainischer Kleinstadt: Russland verliert 130 Panzer
Ein Panzerfriedhof als Symbol für Russlands Scheitern: Eine Kleinstadt in der Ukraine wurde als Festung ausgebaut - binnen weniger Wochen wurden 130 angreifende Panzer zu Schrott.
Wuhledar / München - Eine Kleinstadt in der Ukraine, an der sich die Truppen von Wladimir Putin die Zähne ausbeißen: Wuhledar. Der Ort im Südosten der Ukraine wurde von den Verteidigern zu einer Festung ausgebaut, die Ukraine kontrolliert mithilfe von Artillerie die Umgebung. Die Landschaft rund um den Ort zeugt von den zahllosen vergeblichen Versuchen des Aggressors, diesen einzunehmen: Es stapeln sich russische Soldatenleichen und Panzerwracks, wie Drohnenaufnahmen schonungslos darlegen.
„Gesprengte Fahrzeuge wirken wie Sperren, die eine Kolonne verlangsamen“
Nicht nur wegen der Geschütze sind die Ukrainer nach wie vor die Herren von Wuhledar. So berichtet ein Besatzungsmitglied eines ukrainischen Panzers - ein altes Sowjet-Modell T-64 - in der New York Times das Vorgehen: „Wir haben uns angeschaut, welche Straßen sie für ihre Angriffe meistens benutzen. Dann haben wir uns auf die Lauer gelegt und gewartet“, erklärt Artjom Knignitskij. Sein Kollege, ein erst 20 Jahre alter Panzerkommandeur namens Hrebenok, fügt hinzu: „Es ist jedes Mal beängstigend, aber wir müssen sie zerstören.“

Drei bis vier Mal täglich mussten die von der Times interviewten Verteidiger zuletzt ihr Versteck zwischen den Bäumen verlassen und sich russischen Panzern stellen – unterstützt von Aufklärungsdrohnen und Infanterie. „Die Panzerkolonne ist am verwundbarsten, wenn die ersten Schüsse fallen, die Fahrer in Panik versuchen umzudrehen – und dann auf die Minen am Straßenrand auffahren“, sagte Kommandeur Wladislaw Bajak. Und weiter: „Gesprengte Fahrzeuge wirken dabei wie Sperren, die eine Kolonne verlangsamen oder zum Stehen bringen. Dann fängt unsere Artillerie an zu feuern, sprengt noch mehr Fahrzeuge in die Luft und tötet flüchtende Soldaten.“ Nachts legen die Ukrainer dann neue Minen.
Russland wiederholte den Fehler, mit Kolonnen in Hinterhalte vorzurücken
Seit drei Wochen tobt die Schlacht auf einer Ebene in der Nähe der Kohlebergbaustadt. Ukrainische Beamte haben sie als die bisher größte Panzerschlacht des Krieges und einen herben Rückschlag für die Russen bezeichnet. Zwar schickten beide Seiten Panzer in den Kampf, rumpelten über unbefestigte Straßen und manövrierten um Baumgrenzen herum, doch Moskau wiederholte den Fehler, der im Krieg bereits Hunderte von Panzern kostete: in Kolonnen in Hinterhalte vorzurücken.
So wurden sie zum leichten Ziel, wurden von Minen gesprengt, von Artillerie getroffen oder von Panzerabwehrraketen zerstört. Die Ukraine spricht von 130 kaputten russischen Panzern - diese Zahl konnte nicht unabhängig überprüft werden. Andere Berichte sprechen von 5000 Panzern seit Januar. Die Ukraine gibt nicht bekannt, wie viele Waffen sie verliert.
Russland fehlt es wohl an erfahrenen und geschulten Soldaten für die Bedienung von Panzern. Darauf angesprochen sagten ukrainische Soldaten der New York Times, sie hätten einen Sanitäter gefangen genommen, der zum Bedienen eines Panzers versetzt worden war. Mittlerweile hat Moskau angeblich seine Taktik in Wuhledar geändert und greift nur noch auf Infanterie zurück, so ein Bericht ukrainischer Kommandeure. Ein Ende der Angriffe auf die Stadt ist aber trotz der massiven russischen Verluste nicht in Sicht. (cgsc)