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Papst Franziskus spendet Oster-Segen „Urbi et Orbi“ und fordert Schuldenerlass für ärmere Staaten

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Von: Richard Strobl

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Papst Franziskus erteilt am Ostersonntag den Segen „Urbi et Orbi“. Wegen der Corona-Krise ist allerdings vieles anders. Bereits am Vortag fand Franziskus deutliche Worte.

Update vom 12. April, 15.21 Uhr:

Papst

Franziskus

hat angesichts der

Corona

-

Pandemie

ein weltweites Ende des

Egoismus

gefordert und die Europäische Union zu mehr innerer Solidarität ermahnt. In seiner Osterbotschaft sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag im fast leeren Petersdom:

„Gleichgültigkeit, Egoismus, Spaltung und Vergessen sind wahrlich nicht die Worte, die wir in dieser Zeit hören wollen.“

An die Adresse der Politiker gewandt, die in den EU-Staaten Verantwortung tragen, sagte der 83 Jahre Papst aus Argentinien: „Die Europäische Union steht heute vor einer epochalen Herausforderung, von der nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt abhängt. Lasst uns nicht die Gelegenheit versäumen, einen weiteren Beweis der Solidarität zu erbringen, auch wenn wir dazu neue Wege einschlagen müssen.“ In der EU hatte es harte Debatten über Finanzhilfen gegeben, um die Folgen der Krise zu bewältigen.

Der Papst dankte in seiner Botschaft vor dem kurzen Segen allen Helfern in Pandemie-Zeit, den Ärzten, Schwestern, Pflegern und Ordnungskräften. Er sei in Gedanken bei den vielen Opfern und ihren Familien. „In diesen Wochen hat sich das Leben von Millionen von Menschen schlagartig verändert.“ Umso wichtiger sei es, dass man die Auferstehung von Jesus Christus als Zeichen der Hoffnung verstehe.

Der Papst forderte erneut eine Lockerung von internationalen Sanktionen für Länder, die sonst ihren Bürgern nicht helfen könnten. Den ärmsten Staaten sollten Schulden teilweise oder ganz erlassen werden. „Diese Zeit erlaubt kein Vergessen“, mahnte er. Franziskus erinnerte an die Nöte von Menschen in Asien und Afrika sowie der „vielen Migranten und Flüchtlinge, unter denen sich zahlreiche Kinder befinden und die unter unerträglichen Bedingungen leben, insbesondere in Libyen und an der griechisch-türkischen Grenze“. Er erwähnte extra die Lage der Migranten auf der griechischen Insel Lesbos.

Papst Franziskus spendet Oster-Segen „Urbi et Orbi“ - Zuvor sprach er von der „dunkelsten Stunde“

Erstmeldung vom 12. April:

Rom - Für das christliche Hochfest zu Ostern reisen alljährlich zehntausende Gläubige nach Rom, um die Messen und Auftritte des Papstes live vor Ort zu erleben. Die Corona-Krise macht diesen Plänen im Jahr 2020 allerdings einen Strich durch die Rechnung. Dennoch findet etwa die Ostermesse am Sonntag inklusive des traditionellen Segens „Urbi et Orbi“* statt.

Papst Franziskus spendet Segen „Urbi et Orbi“: Messe im Stream und im TV zu sehen

Papst Franziskus wird auch 2020 am Ostersonntag ab elf Uhr seine Messe in Rom halten. Trotz der internationalen Corona-Pandemie sollen die Feierlichkeiten in Rom unter großen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. So wird der Gottesdienst zur Feier der Auferstehung von Jesus Christi ohne die direkte Anwesenheit von Gläubigen stattfinden. Allerdings wird die Messe des Papstes live im Stream gesendet. Auch viele TV-Sender übertragen das Event live im Fernsehen. International haben sich 160 Sendeanstalten angemeldet. In Deutschland übertragen etwa die ARD und der BR den Papst-Segen am 12. April 2020 ab elf Uhr live.

Papst wirkt in Samstagsmesse tief traurig

Bereits am Samstag hatten viele Gläubige die Worte des Papstes bei seiner Messe zur Osternacht mittels Stream verfolgt. Passend zur Osterbotschaft machte Franziskus Hoffnung zum Hauptthema seiner Predigt. Der Papst warnte vor Pessimismus - und wirkte dabei teils traurig. Er reif die Gläubigen dazu auf,  selbst in „dunkelster Stunde“ Hoffnung zu haben. Das katholische Kirchenoberhaupt predigte am Samstag im fast leeren Petersdom. Obwohl die riesige Basilika im Zentrum Roms Zehntausende Besucher fasst, waren nur wenige Würdenträger und Gläubige dabei. Sie saßen in weiten Abständen voneinander. Pilger waren wegen der Gesundheitsrisiken wie bei den Karfreitagsriten nicht zugelassen. 

Franziskus sprach über die Frauen, die sich der Bibel zufolge um Jesus' Leichnam kümmerten. Er sagte: „Wie wir hatten sie das Drama des Leidens in den Augen, einer unerwarteten Tragödie, die allzu schnell eingetreten war.“ Der Pontifex zog weitere Vergleiche zu den Menschen heute: „Für sie war es die dunkelste Stunde, wie für uns.“

Papst erwähnt Coronavirus nicht - spricht aber dennoch über die Pandemie

Die Frauen in dem Bibel-Text würden sich nicht lähmen lassen. „Sie schließen sich nicht in den Pessimismus ein, sie fliehen nicht vor der Wirklichkeit“, sagte Franziskus. Stattdessen würden sie Liebe in ihren Herzen entzünden. „Wie viele Menschen haben in den traurigen Tagen, die wir erleben, wie jene Frauen gehandelt und tun es weiter, indem sie Keime der Hoffnung aussäen! Mit kleinen Gesten der Sorge, der Zuneigung, des Gebets“, lobte der 83 Jahre alte Franziskus, ohne das Virus zu erwähnen. Er wirkte bisweilen verloren, traurig und einsam bei der Messe.

Coronavirus - Osternacht im Petersdom
Coronavirus - Osternacht im Petersdom © dpa / Remo Casilli

Die Feier der Auferstehung von Jesus Christus an Ostern ist für gläubige Christen das wichtigste religiöse Fest.

Auch am Samstag war - wie an den Vortagen - ein historisches Pestkreuz bei den Zeremonien aufgebaut. Dieses soll während der Pest 1522 durch die Straßen Roms getragen worden sein. Am Freitag überraschte Franziskus zudem eine TV-Moderatorin mit einem spontanen Anruf.

Franziskus mahnte, dass Hoffnung etwas anderes sei als „bloßer Optimismus“. Sie sei mehr als ein Schulterklopfen - auch mehr als das positive „Tutto andrà bene“-Motto (Alles wird gut) vieler Italiener in der Corona-Krise.

„Heute Nacht erlangen wir ein Grundrecht, das uns nicht genommen werden wird: das Recht auf Hoffnung. Es ist eine neue, lebendige Hoffnung, die von Gott kommt“, beschrieb er die Osterbotschaft. Jesus habe den Tod überwunden, sagte er. „Geben wir daher nicht der Resignation nach, legen wir nicht einen Stein über die Hoffnung.“

Außerdem wies der Papst darauf hin, dass Ostern Mut geben könne und eine Aufforderung sei, aktiv zu werden: „Setzen wir uns dafür ein, dass die Todesschreie verstummen, genug der Kriege! Die Produktion und der Handel von Waffen mögen gestoppt werden, denn wir bedürfen des Brotes und nicht der Gewehre“, sagte er. Und weiter: „Die Abtreibungen, die das unschuldige Leben töten, mögen aufhören.“

Papst Franziskus sollte am Sonntagmittag die Osterfeierlichkeiten mit einer Messe und dem Segen „Urbi et Orbi“ fortsetzen. Auch dies sollte wie die Messe am Samstag im Internet übertragen werden.

Italien ist mit mehr als 19 000 Todesfällen von der Corona-Pandemie stark getroffen.* Auch im Vatikan gab es einige Covid-19-Kranke, aber keine Toten infolge der Virus-Welle.

rjs/dpa

*mekrur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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