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Tödliche Schüsse in Paris: Erdogan-Berater behauptet, Schuldige zu kennen – „Werden Sie weiterhin schweigen?“

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Von: Kathrin Reikowski

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Paris: Schüsse in einem kurdischen Kulturzentrum, drei Menschen starben, es gibt Verletzte. Festgenomen wurde ein Mann, der möglicherweise aus rassistischen Motiven schoss. Der News-Ticker.

Update vom 25. Dezember, 12.02 Uhr: Ein hochrangiger Berater von Recep Tayyip Erdogan hat die PKK für die Ausschreitungen nach einem tödlichen Angriff in Paris verantwortlich gemacht. „Das ist die PKK in Frankreich“, twitterte Ibrahim Kalin nun zu einem Foto umgestürzter und brennender Autos. „Dieselbe terroristische Organisation, die Sie in Syrien unterstützen“, fügte er offenbar in Anspielung auf die syrische Kurden-Miliz YPG hinzu. „Werden Sie weiterhin schweigen?“

Die PKK kämpft seit Mitte der 1980er Jahre für mehr Rechte für die Kurden in der Türkei und gegen den türkischen Staat. Sie wurde in der Vergangenheit immer wieder für Anschläge in der Türkei verantwortlich gemacht. Sie wird von der Regierung in Ankara sowie den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und die EU, als Terrororganisation eingestuft. Die Miliz YPG wird von den USA und der EU hingegen nicht als Terrororganisation gewertet.

Update vom 24. Dezember, 22.00 Uhr: Nach dem tödlichen Angriff in Paris ist der mutmaßliche Täter in die Psychiatrie eingeliefert worden. Ein Arzt habe festgestellt, dass der Gesundheitszustand des Mannes nicht mit einem Aufenthalt in Polizeigewahrsam vereinbar sei sei. Wie die Staatsanwaltschaft Paris am Samstagabend mitteilte, soll der Verdächtige einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Zustand dies erlaube.

Indes kam es bei Demonstrationen in Paris in Zusammenhang mit dem Vorfall zu schweren Ausschreitungen. Demonstranten, die die Fahnen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK trugen, bewarfen die französische Polizei mit Steinen, beschädigten Fahrzeuge und errichteten Barrikaden.

Elf Personen seien nach den Ausschreitungen festgenommen worden, berichtete der Sender BFMTV unter Berufung auf polizeiliche Quellen. Zudem seien 31 Polizisten verletzt worden, hieß es. Berivan Firat, eine Sprecherin des Demokratischen Kurdischen Rates in Frankreich (CDK-F) machte dafür „Provokateure“ verantwortlich. Ihr zufolge hatte ein Auto mit türkischer Flagge und dem sogenannten „Wolfsgruß“ die Menge „provoziert“, was zu Fällen von Gewalt geführt habe.

Tödliche Schüsse in Paris: Motiv wohl geklärt – Mutmaßlicher Täter bezeichnet sich als Rassist

Update vom 24. Dezember, 12.00 Uhr: Der mutmaßliche Täter des tödlichen Angriffs bei einem kurdischen Gemeindezentrum in Paris bezeichnet sich Medienberichten zufolge als Rassist. Der Sender France Info berichtete am Samstag (24. Dezember) unter Verweis auf informierte Kreise, dass der Mann dies als Grund für seine Tat angab. Der Sender BFMTV schrieb zudem, der Mann habe der Polizei gesagt, dass er gezielt die kurdische Gemeinde habe angreifen wollen.

Am Freitag hatte ein Mann in einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem Restaurant und einem Friseursalon gegenüber des Zentrums mehrere tödliche Schüsse in Paris abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Arrondissement verletzt. Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten.

Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 69 Jahre alten Franzosen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt.

Tödliche Schüsse in Paris: Mutmaßlicher Täter griff Zeltlager von Migranten an

Der Verdächtige war erst vor wenigen Tagen aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben.

Update vom 24. Dezember, 10 Uhr: Nach den tödlichen Schüssen in der Nähe eines kurdischen Zentrums in Paris fordert die kurdische Gemeinde Aufklärung. Am Samstagmittag wollen Kurdinnen und Kurden in der französischen Hauptstadt eine Demonstration abhalten. Der Pariser Polizeipräfekt will am Vormittag Vertreter der kurdischen Gemeinde treffen.

Tödliche Schüsse in Paris: Kurdische Gemeinde fordert Aufklärung – Drei Todesopfer

Am Freitag hatte ein Angreifer in einem kurdischen Gemeindezentrum und in Geschäften in der Pariser Innenstadt drei Menschen tödlich verletzt und drei weitere verwundet. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 69 Jahre alten Franzosen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt.

Tödliche Schüsse in Paris: „Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen“

„Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen“, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin nach den tödlichen Schüssen in Paris. Ob sich der Anschlag explizit gegen Kurden richtete, sei aber unklar. Das Motiv sei unbekannt, der Verdächtige sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, ein rechter Hintergrund der Tat werde aber geprüft. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter: „Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris.“

Macron zu tödlichen Schüssen in Paris: – „Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs“

Der Demokratische Kurdische Rat in Frankreich (CDK-F) als Dachverband von 24 kurdischen Vereinen wertete den Angriff als «terroristische Attacke», zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Toten und Verletzten seien kurdische Aktivisten. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden.

Noch am Nachmittag versammelten sich in der Nähe des Angriffsorts zahlreiche Kurdinnen und Kurden. Kurz nach dem Besuch von Innenminister Darmanin vor Ort kam es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Medien berichteten, Demonstranten hätten die Polizei beworfen. Diese habe Tränengas eingesetzt. Der Sender France Info schrieb von einer Festnahme und fünf verletzten Polizisten.

Tödliche Schüsse in Paris: Motiv des mutmaßlichen Täters weiter unklar

Auch wenn noch nicht klar ist, ob der Angriff sich explizit gegen die kurdische Gemeinde gerichtet hat, will Frankreich kurdische Treffpunkte nun schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Darmanin wollte zudem prüfen, ob es weitere Bedrohungen gegen Kurdinnen und Kurden in Frankreich gebe. Der Innenminister kündigte weiter an, auch türkische diplomatische Vertretungen im Land zu schützen, um Gegenangriffe zu verhindern.

Der Verdächtige war laut Staatsanwaltschaft erst vor kurzem unter Justizaufsicht aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr habe er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Medienberichten zufolge griff er mit einem Säbel an. 2016 soll er einen Menschen mit einem Messer attackiert haben.

Update vom 23. Dezember, 22.52 Uhr: Laurent Nuñez, der Chef der Pariser Polizei, will sich am Samstag mit Vertretern der kurdischen Gemeinde in Paris treffen. Damit geht er auf Forderungen des demokratischen kurdischen Rates in Frankreich, CDKF, ein. Ein Vertreter hatte gefordert, dass bei der Ermittlungsarbeit eine mögliche Mitwirkung des türkischen Geheimdienstes nicht ignoriert werden dürfe und ein Treffen mit der Polizei angesprochen.

Unterdessen wollen sich in der Nacht auf Samstag auch Mitglieder kurdischer Gemeinden aus Deutschland auf den Weg nach Paris machen. In den sozialen Netzwerken wurden Abfahrtszeiten von Bussen aus mehreren deutschen Städten veröffentlicht.

Paris: US-Außenminister Blinken kondoliert nach den tödlichen Schüssen

Update vom 23. Dezember, 21.59 Uhr: „Mein tief empfundenes Beileid an die Opfer des Anschlags auf das kurdische Kulturzentrum in Paris“, schreibt auch US-Außenminister Anthony Blinken auf Twitter. „In Gedanken bin ich bei den Mitgliedern der kurdischen Community und dem Volk Frankreichs.“

Anschlag in Paris vom 23.12.2022: Wut in der türkischen Diaspora wegen unaufgeklärter Morde vor zehn Jahren

Update vom 23. Dezember, 21.14 Uhr: In Frankreich ist es am Abend nach den tödlichen Schüssen auf Menschen in einem kurdischen Kulturzentrum zu Protesten in Paris und Marseille gekommen. Nach Informationen von Le Monde wurden neun Menschen in Gewahrsam genommen.

Die Wut aus Teilen der kurdischen Diaspora rührt auch daher, dass im Januar 2013 im gleichen Pariser Arrondissement drei kurdische Aktivistinnen getötet wurden. Am 9. Januar 2013 waren drei kurdische Aktivistinnen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im selben Viertel ermordet worden. Den bis heute andauernden Ermittlungen der französischen Justiz zufolge waren Mitglieder des türkischen Geheimdienstes an der Tat beteiligt, es gibt jedoch keine Erkenntnisse zu mutmaßlichen Auftraggebern. Ein Vertreter der kurdischen Gemeinde in Frankreich sprach auch im Zusammenhang mit dem Attentat vom Freitag von einem möglichen „Terroranschlag“, hinter dem die Türkei zu vermuten sei. Auch Innenminister Darmanin erwähnte die zeitliche Nähe der Tat zum zehnten Jahrestag eines Dreifachmordes an kurdischen Aktivistinnen.

Bei einer Kundgebung in München sprach ein Redner davon, dass sich die kurdische Community von den Morden in Paris nicht einschüchtern lassen werde. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurde eine Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung am Freitag getötet, ebenso wie ein kurdischer Sänger, der wegen Verfolgung in der Türkei in Paris Asyl beantragt hatte.

Nach dem Attentat in Paris protestiert die kurdische Diaspora europaweit

Update vom 23. Dezember, 20.06 Uhr: Die kurdische Diaspora ist europaweit gut vernetzt. Nach dem Anschlag auf den Sitz eines kurdischen Dachverbands in Paris kam es in den sozialen Netzwerken zu Protestaufrufen in mehreren europäischen Städten, darunter Wien, Athen, Bern, Frankfurt, Hamburg und Berlin. In Deutschland scheinen die Proteste - anders als in Frankreich - sehr friedlich geblieben zu sein.

Die Berliner Polizei spricht gegenüber Merkur.de von einer spontan angekündigten Demonstration am Pariser Platz. Sie sei friedlich verlaufen und bereits wieder beendet. Auch in den sozialen Netzwerken werden Bilder von Protesten geteilt, auf denen sich Menschen in Solidarität mit den Opfern von Paris zu versammeln scheinen. In den einzelnen Fällen ist aber nicht zu klären, ob die Proteste vom heutigen Abend stammen.

Anschlag in Paris: Olaf Scholz (SPD) richtet Worte an Hinterbliebene

Update vom 23. Dezember, 19.50 Uhr: Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) meldet sich nach dem Angriff auf ein kurdisches Kulturzentrum in Paris zu Wort und drückt sein Mitgefühl aus. „Eine schlimme Tat, die heute Paris und Frankreich erschüttert hat“, twitterte der SPD-Politiker am Freitagabend auf Deutsch und Französisch. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.“

Update vom 23. Dezember, 19.29 Uhr: Der Verdächtige im Pariser Anschlag auf ein kurdisches Zentrum hat im vergangenen Jahr ein Zeltlager von Migranten angegriffen - mit einem Säbel, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtete. Der Mann habe dort mehrere Menschen verletzt. Der Sender France Info berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der Mann sei wegen zwei versuchter Tötungen bekannt.

Wie die ARD berichtet, ist in den sozialen Medien in Frankreich eine Debatte darüber entbrannt, ob rechte politische Parteien in Frankreich derartige Gewaltfälle anheizen.

Pariser Anschlag 23. Dezember 2022: Tödliche Schüsse treffen Dachverband kurdischer Vereine

Update vom 23. Dezember, 19.13 Uhr: Die tödlichen Schüsse in und vor einem kurdischen Kulturzentrum in Paris haben die Niederlassung des demokratischen kurdischen Rats in Frankreich (CDK-F) getroffen. Dabei handelt es sich um einen Dachverband von 24 kurdischen Vereinen. Wie der CDK-F am Freitag mitteilte, seien die drei Todesopfer kurdische Aktivisten gewesen, ebenso wie drei Verletzte.

Frankreich will nun kurdische Treffpunkte schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag. Auch türkische diplomatische Vertretungen im Land sollten geschützt werden, um Gegenangriffe zu verhindern.

Paris: Staatsanwaltschaft gibt Details zu Täter bekannt - er stand wohl unter gerichtlicher Aufsicht

Update vom 23. Dezember, 18.54 Uhr: Zum mutmaßlichen Täter gibt die Pariser Staatsanwaltschaft am Freitagabend bekannt, dass es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh sei, den festgenommenen 69-Jährigen als einer extremistischen ideologischen Bewegung zugehörig zu beschreiben. Dies schreibt Le Monde. Der Mann sei im Jahr 2017 wegen eines Verbrechens aus rassistischen Motiven zu sechs Monaten Haft verurteilt gewesen. Offenbar war der Mann laut der Pressemitteilung erst vor wenigen Tagen aus der Untersuchungshaft nach einem „Verbrechen mit Vorsatz und rassistischer Natur und Sachbeschädigung“ entlassen worden und stand unter gerichtlicher Aufsicht. Ihm war es demnach auch verboten, Waffen zu besitzen. Nach ARD-Informationen hatte der Mann im Dezember 2021 ein Flüchtlingslager angegriffen.

Paris: Macron und Baerbock äußern sich auf Twitter nach dem Tod von drei Kurden in Paris

Update vom 23. Dezember, 18.32 Uhr: Der französische Präsident Emmanuel Macron twittert nach dem Anschlag auf ein kurdisches Kulturzentrum: „Die Kurden Frankreichs waren das Ziel eines abscheulichen Angriffs im Herzen von Paris. Gedanken an die Opfer, an die Menschen, die um ihr Leben kämpfen, an ihre Familien und Angehörigen. Anerkennung an unsere Strafverfolgungsbehörden für ihren Mut und ihre Gelassenheit.“

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schreibt auf Twitter kurz: „Hass darf niemals gewinnen.“ #Paris

Paris: Aufruf zu europaweiten Protesten nach Anschlag auf kurdisches Kulturzentrum in Paris

Update vom 23. Dezember, 18.19 Uhr: Nach dem Tod von drei „kurdischen Aktivisten“ (einer Frau und zwei Männern, wie Le Monde schreibt) wird europaweit zu Protesten aufgerufen. Ab 17 Uhr wollten Aktivisten und Aktivistinnen und Sympathisanten unter anderem in Berlin, Bern, Dresden und Hamburg auf die Straße gehen.

Nach Informationen der Bundeszentrale für Politische Bildung lebten im Jahr 2017 etwa eineinhalb Millionen Menschen kurdischer Abstammung. Die Zahl dürfte durch Kriege und politische Unruhen in Herkunftsländern wie Syrien, Irak oder Türkei seither noch gewachsen sein. Sie haben unterschiedliche Staatsangehörigkeiten und definieren sich teilweise über ihre Sprache und ethnische Zugehörigkeit. Politische Aktivisten, vor allem aus der Türkei, machen sich demnach stark gegen staatliche Unterdrückung von Kurdinnen und Kurden in der Türkei und anderen Herkunftsstaaten, mit Protesten meist friedlicher Art. Deutschland gilt als Knotenpunkt für kurdischen Aktivismus.

Paris: Nach Anschlag auf kurdisches Kulturzentrum kommt es zu teils gewalttätigen Protesten

Update vom 23. Dezember, 17.52 Uhr: Nach dem mutmaßlich rassistisch motivierten Angriff auf ein kurdisches Kulturzentrum in Paris kam es zu Demonstrationen in der französischen Hauptstadt. Kevin Vacher, Politikwissenschaftler und politischer Aktivist, twittert, dass die Demonstranten von der Polizei mit Gewalt davon abgehalten worden sein sollen, sich an einem friedlichen Protestmarsch zu beteiligen.

Schüsse in Paris - mehrere Tote
Ein Mitglied der kurdischen Gemeinde schwenkt eine Fahne der kurdischen Kommunisten, während er vor einer brennenden Barrikade steht. Bei Schüssen in einem kurdischen Kulturzentrum und in Geschäften hat ein Angreifer drei Menschen tödlich verletzt. Drei weitere Menschen erlitten Verletzungen. © picture alliance/dpa/AP | Lewis Joly

Laut der Pariser Zeitung Le Monde eskalierten die Proteste nachdem der französische Innenministers Darmanin in der Nähe zur Presse gesprochen hatte. Demnach wurde auf die Ordnungskräfte mit Steinen geworfen, mindestens elf Polizisten sollen dabei verletzt worden sein. Das Kulturzentrum befindet sich in der Rue du Faubourg Saint Dénis. Auch in Deutschland gab es im sozialen Netzwerk Twitter Aufrufe zu Demonstrationen.

Schüsse in Paris: Französischer Innenminister Gérald Darmanin am Tatort

Update vom 23. Dezember, 17.45 Uhr: Ein fremdenfeindlicher Mehrfachmord hat Paris am Tag vor Heiligabend erschüttert. Ein zuvor wegen rassistischer Gewalt angeklagter Franzose erschoss in der Nähe eines Kurdenzentrums drei Menschen und verletzt drei weitere. Einer von ihnen schwebe in Lebensgefahr, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Nach Aussagen von Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Tatort habe der Täter „offensichtlich Ausländer angreifen wollen“. Darmanin erwähnte die zeitliche Nähe der Tat zum zehnten Jahrestag eines Dreifachmordes an kurdischen Aktivistinnen. Er betonte aber, dass das genaue Motiv des Einzeltäters nicht bekannt sei. Es sei auch noch offen, ob der Mann Verbindungen zur ultrarechten Szene habe.

Nach Informationen der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 69 Jahre alten Franzosen, einen ehemaligen Lokführer. Er soll vor etwa einem Jahr in Paris zwei Migranten mit einem Säbel verletzt und Zelte zerschnitten haben. Er war deswegen in Untersuchungshaft, aus der er erst vor elf Tagen entlassen worden war. Auf der Liste von Gefährdern des Inlandsgeheimdienstes stehe er nicht.

Nach Angaben einer kurdischen Vereinigung in Frankreich handelt es sich bei den Toten um kurdische Aktivisten, unter ihnen eine junge Frau und ein Musiker, berichtet AFP.

Update vom 23. Dezember, 16.28 Uhr: Nach den Schüssen in Paris auf ein Kurdenzentrum hat Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne auf Twitter Angehörigen der Opfer ihre Unterstützung ausgesprochen. Die Tat nannte sie „widerlich“. Auch Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin schrieb, all seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer. Darmanin soll noch am Nachmittag am Tatort eintreffen.

Update vom 23. Dezember, 15.34 Uhr: Die Bluttat in Paris mit Toten und Verletzten trägt für die Bürgermeisterin die Handschrift eines Rechtsextremisten. „Die kurdische Gemeinschaft und durch sie alle Pariser wurden durch diese Morde, die von einem rechtsextremen Aktivisten begangen wurden, ins Visier genommen“, schrieb Anne Hidalgo auf Twitter.

Einsatzkräfte riegeln in Paris den Tatort ab.
Einsatzkräfte riegeln nach den Schüssen in Paris den Tatort ab. © IMAGO / PanoramiC

„Die Kurden, wo auch immer sie leben, müssen in Frieden und Sicherheit leben können. Mehr denn je steht Paris in diesen dunklen Stunden an ihrer Seite“, schrieb sie weiter. Laut der Stadtteilbürgermeisterin Alexandra Cordebard eröffnete der festgenommene Mann in einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem gegenüberliegenden Restaurant und einem Friseursalon das Feuer.

Schüsse in Paris: Verdächtiger soll Polizei bekannt gewesen sein

Update vom 23. Dezember, 14.40 Uhr: Wie der Sender France Info unter Berufung auf Polizeikreise berichtet, ist der Verdächtige wegen zwei versuchter Tötungen bekannt. Die Zeitung Le Parisien schreibt, dass der Franzose im vergangenen Jahr mit einem Säbel auf ein Migrantenlager losging und dort mehrere Menschen verletzte. Der Mann sei erst Mitte Dezember aus dem Gefängnis gekommen und habe sich unter Justizaufsicht befunden.

Update vom 23. Dezember, 14.20 Uhr: Bei den Schüssen in Frankreichs Hauptstadt Paris ist ein weiterer Mensch ums Leben gekommen. Die Staatsanwaltschaft Paris bestätigte ein drittes Todesopfer. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 69 Jahre alten Franzosen, der wegen zweier früherer Mordversuche der Polizei bekannt gewesen sei, hieß es in Polizeikreisen.  Er war der Polizei wegen zwei Mordversuchen bekannt. Vor etwa einem Jahr soll er in Paris mit einem Messer mindestens zwei Migranten verletzt und mehrere Zelte von Migranten zerstört haben, sagte die Staatsanwältin. Ermittelt wurde unter anderem wegen eines rassistischen Motivs.

Feuerwehrsanitäter bringen eine Trage zum Tatort
Nach der Bluttat: Feuerwehrsanitäter bringen eine Trage für die Opfer zum Tatort. © Lewis Joly/AP/dpa

Er stehe nicht auf der Gefährderliste des Geheimdienstes. Laut Bezirksbürgermeisterin Alexandra Cordebard wurde der Mann verletzt in ein Krankenhaus gebracht.

Drei Tote in Paris: Ermittlungen wegen Mordes und schwerer Gewalttat

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und schwerer Gewalt. Zuständig ist zunächst die Justizpolizei, nicht die Terrorstaatsanwaltschaft. „Ich habe zwei Polizisten in einen Frisörsalon gehen sehen, wo zwei Menschen am Boden lagen, sie waren an den Beinen verletzt“, sagte ein Anwohner. „Es gab sieben oder acht Schüsse, es herrscht Panik“, sagte eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur AFP.

„Wir haben einen alten weißen Mann gesehen, der in das Kurdenzentrum ging und dort feuerte“, sagte Romain, Chef eines nahe gelegenen Restaurants. Der Mann sei danach in einen benachbarten Frisörsalon gegangen. „Wir haben uns mit den Angestellten im Restaurant in Sicherheit gebracht“, ergänzte er.

Das in Berlin ansässige Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, das nach eigenen Angaben Kontakt zu dem Pariser Kurdenzentrum hat, in dessen Nähe sich die Bluttat ereignete, erklärte, in Paris gehe man von einem „gezielten Angriff auf die kurdische Community“ aus.

Polizei und Einsatzkräfte in einer kleinen Straße
Bluttat in Paris: Polizei und Einsatzkräfte sichern den Tatort. © Thomas Samson/AFP

Bluttat in Paris: 69-Jähriger als Verdächtiger festgenommen

Update vom 23. Dezember, 13.10 Uhr: Mittlerweile wird das Alter des festgenommenen Verdächtigen mit 69 Jahren angegeben. Emmanuel Grégoire, der für die Pariser Bürgermeisterin arbeitet, dankte den Sicherheitskräften für ihren raschen Einsatz. Seine Gedanken seien bei den Opfern und den Zeugen des Anschlags. Die Stadtteilbürgermeisterin wolle sich an den Ort des Vorfalls begeben.

Erstmeldung vom 23. Dezember - Paris - Im Zentrum von Paris sind mehrere Menschen durch Schüsse verletzt worden. Ein Mann um die 60 sei festgenommen worden, hieß es am Freitag in Polizeikreisen. „Es gab sieben oder acht Schüsse, es herrscht Panik“, sagte eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei rief dazu auf, die Gegend um die Rue d‘Enghien im 10. Arrondissement zu meiden. Es bestehe jedoch keine Gefahr mehr.

Schüsse in Paris: Staatsanwaltschaft berichtet von zwei Todesopfern

Wie die Nachrichtenagentur AFP weiter unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtet, gibt es mindestens zwei Todesopfer und vier verletzte Personen. Zwei davon sollen aktuell in Lebensgefahr schweben. Es handelt sich um eine kleine Straße mit vielen Restaurants, nicht weit von den Großen Boulevards mit ihren bekannten Kaufhäusern. Feuerwehr und Rettungskräfte waren im Einsatz.

Frankreich steht immer wieder wegen Bluttaten in den Schlagzeilen. Im Oktober 2020 etwa war in Nizza eine Frau in einer Kirche mit einem Messer enthauptet worden. Die Täter hatten aus islamistischen Motiven gehandelt.

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