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Polit-Talk: Das politische TV-Format im Überblick

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Horst Seehofer zu Gast bei Sandra Maischberger während der ARD-Fernsehsendung «Maischberger» zu dem Thema: «Schicksalstage für die Regierung: Was plant Horst Seehofer?».
Sandra Maischberger empfängt in ihrer Sendung Gäste wie Horst Seehofer zum Polit-Talk. © picture alliance/Oliver Ziebe/WDR/dpa

Die Polit-Talks in ARD und ZDF: journalistische Sendungen zu aktuellen, kontroversen Themen, die Informationen in ein unterhaltsam aufbereitetes Show-Format bringen.

Köln/Berlin – Der Begriff politische Talkshow setzt sich aus drei Wörtern zusammen: dem „Politischen“ – die ausgewählten Themen –, dem „Talk“ – das Gespräch – und der „Show“ – die unterhaltsame Aufbereitung in Form einer TV-Show. Das Unterscheidungs- und Alleinstellungsmerkmal der einzelnen Sendeformate ist in der Regel der bzw. die Moderator/in.

Polit-Talk im Fernsehen: Wie alles begann

Die Mutter aller politischen Talkshows im Deutschen Fernsehen hieß „Internationaler Frühschoppen“. 1952 als Radioformat gestartet, lief der Frühschoppen ab dem 30. August 1953 sonntags mittags im WDR-Fernsehen. Bei Weißwein und Zigaretten – „Frühschoppen“ wörtlich genommen – diskutierten Moderator Werner Höfer und bis zu sechs internationale Journalisten aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft. Im Anschluss an die Ausstrahlung konnten die Zuschauer per Telefon Fragen an die Gäste stellen.

Anders als in den heutigen Polit-Talks von ARD und ZDF handelte es sich bei den Diskutierenden ausschließlich um Journalisten. In den heutigen Shows hingegen sind die Gäste in der Regel Personen aus allen gesellschaftlichen Bereichen.

Polit-Talk im Ersten: „Anne Will“ am Sonntagabend

Der Polit-TalkAnne Will“ wird sonntags nach dem „Tatort“ im Ersten ausgestrahlt. Sie ist mit 3,3 Millionen Zuschauern (2019) die meistgesehene Talkshow im deutschen Fernsehen. Die Sendung wird im Auftrag des NDR im TV-Studio in Berlin-Adlershof produziert. Anne Will ist nicht nur die Moderatorin der nach ihr benannten Talkshow, sondern auch die Produzentin: Die von ihr gegründete Produktionsfirma Will Media GmbH verantwortet die Produktion der Sendung, die am 16. September 2007 erstmals ausgestrahlt wurde. Die Journalistin wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Kamera, dem Deutschen Fernsehpreis, dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus und dem Goldenen Prometheus.

Eine „Plattform für politische Meinungsbildung“: Polit-Talk bei Anne Will

Unter dem Motto „Politisch denken, persönlich fragen“ diskutiert Anne Will wöchentlich mit ihren Gästen eine Stunde lang über politische Prozesse, wirtschaftliche Zusammenhänge und gesellschaftliche Trends. Da das Studio in Berlin liegt, sind in der Sendung häufig Bundespolitiker zu Gast. Mitunter hat Anne Will nur einen ausgewählten Gesprächspartner zu Gast, beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Der Polit-Talk wird neben der TV-Ausstrahlung und deren Wiederholungen auch auf unterschiedlichen Kanälen zum Abruf zur Verfügung gestellt: in der ARD Mediathek, auf der Homepage, und zwar sowohl als vollständige Show als auch in Form von ausgewählten Clips.

Polit-Talk am Montagabend: „hart aber fair“ im Ersten

Frank Plasberg ist der Moderator des Polit-Talkshart aber fair“. Vom 31. Januar 2001 bis zum 10. Oktober 2007 wurde die Sendung als 90-Minüter im WDR ausgestrahlt, mit dem anschließenden Wechsel in Das Erste verkürzte sich die Sendezeit auf 75 Minuten. Der Talk ist eine Gemeinschaftsproduktion von Ansager & Schnipselmann und klarlogo im Auftrag des WDR, die Sendung wird montags live aus Köln oder Berlin gesendet. Der Journalist Frank Plasberg erhielt für die Sendung, die auf 2,5 Millionen Zuschauer (2019) kommt, mehrere Preise, u. a. den Deutschen Fernsehpreis, den Goldenen Prometheus oder den Bambi.

„Fragen, ohne vorzuführen, nachhaken, ohne zu verletzen“ – Polit-Talk auf Augenhöhe

Der Polit-Talk hat zum Ziel, die Behauptungen der Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft „hart, aber fair“ auf den Prüfstand zu stellen: In der Sendung selbst durch Einspielfilme, nach der Sendung im sogenannten Faktencheck. Jede Sendung wird ergänzt durch die Meinung der Zuschauer, die sich per Telefon, Fax, Internet und E-Mail einmischen können. Mehr Kontroverse bietet laut eigener Aussage kein anderer Talk im deutschen Fernsehen.

Die politische Talkshow „hart aber fair“ wird live und in der Wiederholung auf mehreren Sendeplätzen im Ersten ausgestrahlt. Die komplette Sendung kann in der ARD Mediathek und auf der Homepage der Seite abgerufen werden.

Polit-Talk jeden Mittwoch in der ARD: „maischberger. die woche“

Unter dem Sendetitel „maischberger. die woche“ begrüßt Sandra Maischberger jeden Mittwoch ihre Gäste zum Polit-Talk. Von 2003 bis 2015 hieß die Talkshow „Menschen bei Maischberger“ mit einem eher allgemeinen Talk-Konzept. Ab dem 13. Januar 2016 wurde der Titel in „Maischberger“ geändert und die Ausrichtung politischer. Erstmals im November 2016 fand die Show vor Publikum statt, das sich mit Wortmeldungen beteiligen konnte.

Die Polit-Talkshow als Wochenrückblick

Eine weitere konzeptionelle Änderung erfuhr die Sendung im Sommer 2019. Seitdem heißt sie „maischberger. die woche“. Die Moderatorin spricht nun mit ihren Gästen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Medien nicht mehr über ein einziges, aktuelles Thema, sondern über eine Auswahl mehrerer Themen. Dabei führt sie zur Vertiefung je nach Anlass auch Einzelgespräche mit den Gästen. Die Sendung erreichte 2019 1,2 Millionen Zuschauer bei steigender Tendenz nach der Umstellung des Sendekonzepts.

Die Produktionsfirma Vincent Berlin GmbH, an der Sandra Maischberger beteiligt ist, produziert die Sendung im Auftrag des WDR in Köln für die ARD. Die Journalistin erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen: beispielsweise den Deutschen Fernsehpreis, die Goldene Kamera und den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis.

Jeder Talk wird in Form eines Faktenchecks auf der Homepage der Sendung von der Redaktion nachbereitet. Die Shows stehen neben der Ausstrahlung im Ersten und den Wiederholungen auf unterschiedlichen Sendeplätzen sowohl in der ARD Mediathek als auch auf der Homepage zum Abruf bereit, wahlweise in voller Länge oder als Outtakes.

Der Polit-Talk im ZDF: „maybrit illner“ am Donnerstagabend

Mit 2,4 Millionen Zuschauern (2019) ist „maybrit illner“ das erfolgreichste politische Talkformat im ZDF. (Zwar erreicht Markus Lanz deutlich mehr Zuschauer, seine Sendung wird aber offiziell nicht unter „Politik“ beim ZDF verortet.) Die von der Journalistin Maybrit Illner moderierte 60-Minuten-Show wird seit dem 14. Oktober 1999 donnerstags ausgestrahlt und hieß, weil sie aus dem Hauptstadtstudio gesendet wurde, bis zum 14. März 2007 Berlin Mitte. Die Gruppe 5 Filmproduktion zeichnet für die technische Seite verantwortlich, inhaltlich wird die Sendung von Redakteuren des ZDF gestaltet. Maybrit Illner wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bambi, dem Deutschen Fernsehpreis und der Goldenen Kamera.

maybrit illner: „Das Gesicht des Polit-Talks im ZDF“

Neben dem wöchentlichen Polit-Talk wird bei besonderen Anlässen ein „maybrit illner spezial“ gesendet, nicht selten auch auf einem anderen Sendeplatz. Zu den Bundestagswahlen lädt die Moderatorin unter dem Sendetitel „illner intensiv“ täglich jeweils drei Politiker zu einer 30-minütigen Sendung.

Die Polit-Talkshow gibt es neben der Ausstrahlung im ZDF auf YouTube und als Podcast. Die Sendungen können sowohl in voller Länge als auch in Form von „Highlight“-Clips in der ZDF Mediathek und auf der Homepage der Sendung angeschaut werden.

Die Goldene Kartoffel

Der Verein Neue deutsche Medienmacher verleiht seit 2018 alljährlich den Negativpreis Die Goldene Kartoffel „für besonders einseitige oder missratene Berichterstattung über Aspekte der Einwanderungsgesellschaft.“

Im Jahr 2019 erhielten ihn die öffentlich-rechtlichen Talkshows „Anne Will“, „hart aber fair“, „Maischberger“ und „maybrit illner“, weil ihre „reißerisch, klischeehafte und diskriminierende“ Berichterstattung ein „verzerrtes Bild vom Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland entwerfen und Probleme überzeichnen“ würde.

Weitere Polit-Talks der Öffentlich-Rechtlichen

Neben den vier Haupt-Talk-Shows bieten die Sendeanstalten der ARD und das ZDF weitere Formate der politischen Talkshow:

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