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Jüngstes Opfer seit Jahren: 13-Jähriger bei Polizeieinsatz in Chicago erschossen - Video zeigt den tödlichen Schuss

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Lori Lightfoot, Bürgermeisterin von Chicago, spricht auf einer Pressekonferenz. Nach dem Tod eines 13-Jährigen bei einem Polizeieinsatz in Chicago hat die Bürgermeisterin der US-Metropole zur Ruhe aufgerufen.
Lori Lightfoot, Bürgermeisterin von Chicago, spricht auf einer Pressekonferenz. Nach dem Tod eines 13-Jährigen bei einem Polizeieinsatz in Chicago hat die Bürgermeisterin der US-Metropole zur Ruhe aufgerufen. © Ashlee Rezin Garcia/dpa

Polizeigewalt ist in den USA ein bestimmendes Thema. Nun wurde ein 13-Jähriger erschossen. Chicago ist erschüttert.

Update vom 16. April, 16.15 Uhr: Ein Video, das den tödlichen Polizeischuss auf den 13-jährigen Jugendlichen in Chicago zeigt, wurde am Donnerstag von der Polizei veröffentlicht. Die Aufnahmen stammen aus der Bodycam eines beteiligten Polizisten. Zu sehen ist, wie Adam Toledo in den frühen Morgenstunden des 29. März vor Polizisten davonrennt, stehen bleibt, die Hände hebt - und in diesem Moment von einer Kugel in der Brust getroffen wird. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft trug der 13-Jährige eine Waffe - in den Videoaufnahmen ist allerdings keine zu sehen. 

Den bisherigen Berichten zufolge war die Polizei nach nächtlichen Schüssen in den vorwiegend von Latinos und Afroamerikanern bewohnten Stadtbezirk West Side gerufen worden. Dort trafen sie auf den 13-Jährigen und den 21-jährigen Ruben Roman, der laut Staatsanwaltschaft die Schüsse abgefeuert haben soll. Sie verfolgten die beiden Flüchtenden zu Fuß und bekamen Roman rasch zu fassen, während die Aufnahmen von der Bodycam zeigen, wie einer der Beamten Toledo verfolgt und ihn schließlich stoppt.

Video: Die Bodycam eines Polizisten zeigt, wie es zum Tod von Adam Toledo kam.

Die Polizei von Chicago wertet nun die Bilder der Videoaufnahme aus.

Bei einer Anhörung am vergangenen Samstag bekräftigte der stellvertretende Staatsanwalt von Cook County, James Murphy, dass Toledo zu dem Zeitpunkt eine Waffe in seiner rechten Hand getragen habe. Als der Polizist den tödlichen Schuss auf den Jugendlichen abgegeben habe, sei sie an einem Zaun gelandet. Laut Murphy befanden sich an der rechten Hand des Jungen Schmauchspuren. Auch passten die Patronenhülsen an dem Ort, an dem Roman ursprünglich die Schüsse abgegeben haben soll, laut dem Vize-Staatsanwalt zu der später bei Toledos Leiche gefundenen Waffe. Zu welchen Zeitpunkt diese aber in den Händen des 13-Jährigen landete, ließ die Staatsanwaltschaft offen.

Am Donnerstag distanzierte sich die Staatsanwältin von Cook County, Kim Foxx, jedoch von den Äußerungen ihres Stellvertreters. Dieser sei bei der Gerichtsanhörung am Samstag „nicht vollständig informiert“ gewesen, sagte ihre Sprecherin dem Chicagoer Sender WGNTV. Die Polizeiaufsicht wertet nun weitere Aufnahmen zu dem tödlichen Vorfall aus.

Erstmeldung vom 16. April, 11.15 Uhr:

Chicago - Bei einem Polizeieinsatz Ende März wurde ein 13 Jahre alter Jugendlicher getötet. Das Opfer Adam Toledo wurde vom Schuss eines Polizisten getroffen. Die Chicagoer Bürgermeisterin Lori Lightfoot rief am Donnerstag dazu auf, das Ergebnis der Untersuchung des Vorfalls abzuwarten. Bei Toledo handelt es sich nicht um einen Afroamerikaner. Polizeigewalt ist in den USA seit Langem ein hitziges Thema. Am vergangenen Sonntag erschoss eine Polizistin in Brooklyn Center im Norden von Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota einen 20-jährigen Schwarzen bei einer Verkehrskontrolle*. Ebenso in Minneapolis wird wegen der Tötung George Floyds der Prozess* gegen den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin gemacht.

„Wir leben in einer Stadt, die durch eine lange Geschichte von Polizeigewalt und -fehlverhalten traumatisiert ist“, sagte Lightfoot. Wut und Schmerz über den Vorfall, bei dem Ende März der 13 Jahre alte Adam Toledo durch den Schuss eines Polizisten getötet wurde, seien daher verständlich. US-Medien berichteten, zu dem Polizeieinsatz sei es gekommen, weil Schüsse aus der Gegend gemeldet worden seien. Toledo und ein 21-Jähriger seien vor den anrückenden Polizisten davongerannt. Die Polizei-Aufsichtsbehörde Copa veröffentlichte am Donnerstag Aufnahmen von Kameras, die die Polizisten am Körper trugen (Bodycams). Daraus geht nicht eindeutig hervor, ob Toledo zum Zeitpunkt des tödlichen Schusses selbst eine Pistole in der Hand hatte.

Jugendlicher bei Polizeieinsatz in Chicago erschossen - Polizeigewalt in USA

Polizeigewalt ist seit langem ein hitzig debattiertes Thema in den USA, vor allem in Zusammenhang mit Rassismusvorwürfen. Nach dem Todesfall des 20-jährigen Schwarzen bei einer Verkehrskontrolle kam es zu Protesten unter dem Motto „Black Lives Matter“ (auf Deutsch etwa: „Schwarze Leben sind wichtig“), die teils in Ausschreitungen mündeten. Bei dem getöteten Jugendlichen Adam Toledo handelte es sich nicht um einen Afroamerikaner. (dpa/aka) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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