Putin-Propagandisten wollen gegen Deutschland „zuschlagen“ – „Ich meine es todernst“
Wladimir Solowjow, TV-Propagandist von Wladimir Putin, teilt im russischen TV gegen Deutschland aus. Er fordert einen russischen Angriff auf die Bundesrepublik.
München/Moskau - Die Thesen russischer Propagandisten werden im Umfeld des Ukraine-Kriegs immer verworrener. Ein Vertrauter von Moskau-Machthaber Wladimir Putin, der Propagandist Wladimir Solowjow, hat im TV offen einen militärischen Angriff auf Deutschland gefordert und die Wiedervereinigung der Bundesrepublik nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion infrage gestellt.
Wladimir Solowjow: Putin-Propagandist teilt gegen Deutschland aus
In einer TV-Sendung des russischen Fernsehens diskutierte er heftig mit einem anderen Propagandisten. „Wir müssen sagen, dass wir die Aussagen von Strack-Zimmermann, Baerbock und allen anderen als eine offizielle Kriegserklärung an Russland verstehen, und wir müssen präventiv gegen die Entscheidungszentren zuschlagen“, meinte Solowjow in gewohnt hetzerischem Tonfall.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, hatten in den vergangenen Monaten immer wieder für westliche Waffenlieferungen an die Ukraine für deren Kampf gegen die russischen Invasionstruppen appelliert.
Putin-Propagandist diskutiert mit Zuschauer: „Ja, ich meine es todernst.“
„Weißt du, worin ich nicht mit dir einverstanden bin?“ , fragte ihn daraufhin ein anderer Studiogast und antwortete selbst: „Weil dies eine neue Art von Krieg wäre. Wir müssen nichts deklarieren.“ Solowjow entgegnete: „Sofort (zuschlagen, d. Red.)?“ Der andere antwortete energisch: „Ja, ich meine es todernst.“ Solowjow führte dessen Gedankengang schließlich selbst fort: „Und sagen, dass wir nicht wissen, wer es war. Dass es die Deutschen waren, die sich selbst bombardiert haben.“ Das Video dazu wurde von Anton Gerashchenko, einem Berater des ukrainischen Innenministeriums, bei Twitter geteilt.
In einem anderen TV-Format, in dem Solowjow mit Zuschauern diskutiert, meinte der 59-jährige Fernseh- und Radiomoderator indes: „Die früheren (Sowjet-)Republiken, die zur Vernunft kommen müssen - ihr könnt sie selber auflisten - warum sollten wir ihre Unabhängigkeit überhaupt anerkennen? Ihre Trennung von der UdSSR wurde nicht legal vollzogen. Rechtliche Schritte wurden nicht eingehalten. Wir sollten die Nazi-Staaten nicht anerkennen, die aus den Resten der Sowjetunion entstanden sind. Wir sollten fordern, wenn ein Volk die Grenzen von 1991 fordert (die Ukraine, d. Red.), dann sollten wir die Grenzen von 1986 fordern.“
Es war offensichtlich eine Anspielung auf die Wiedervereinigung Deutschlands aus der BRD und der DDR 1990 „Woraus besteht Deutschland? Wo ist die DDR? Warum leugnen wir nicht die Vereinbarung von damals, den Zwei-plus-Vier-Vertrag?“, fragte Solowjow. Er schwurbelte in einem Monolog anschließend von angeblich verletzten Versprechen und gebrochenen Gesetzen, ohne diese zu benennen.
„Also, lasst uns die Wiedervereinigung von Westdeutschland und Ostdeutschland nicht anerkennen. Fordern wir die Rückgabe unserer Einflusssphäre. Und lassen Sie uns auf dieser Basis die Existenz Ostdeutschlands anerkennen, während wir die Wiedervereinigung dieser Länder nicht anerkennen“, meinte er, zwischendurch schmatzend: „Lasst uns unsere Politik und Diplomatie auf der Basis betreiben, dass wir die Wiedervereinigung Deutschlands nicht anerkennen und sie als getrennte Länder betrachten.“ Das Video dazu teilte der BBC-Journalist Francis Sarr.
Zwei-plus-Vier-Vertrag
Der Zwei-plus-Vier-Vertrag ist ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik einerseits sowie Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika andererseits. Der Vertrag ebnete den Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands und wurde am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet. Mit der Unterzeichnung wurden die Selbstbestimmungsrechte der Deutschen von den einstigen Besatzungsmächten (nach dem Zweiten Weltkrieg) endgültig anerkannt.
Zur Einordnung: Solowjow gilt als führender Exponent der russischen Staatspropaganda. 2015 führte er ein TV-Interview mit Putin für den Dokumentarfilm „Der Präsident“. Weil seine im Sender Rossija 1 ausgestrahlte Talkshow „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ als wichtigstes Propagandaformat für den russischen Überfall auf die Ukraine gilt, wird er seit 23. Februar 2022 von der Europäischen Union und seit 6. März 2022 auch von Kanada sanktioniert. (pm)