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Putsch gegen Putin: Russland-Experte sieht den Kreml kurz vor dem Kollaps

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Von: Stephanie Munk

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Zerfällt Putins Macht im Kreml? Russland-Experte Mark N. Katz ist sich sicher, dass der Ukraine-Krieg zu einer baldigen Spaltung führen wird.

Moskau - Putins Machtzirkel im Kreml ist zerrissener, als es nach außen scheint und könnte sogar kurz vor dem Kollaps stehen: Das sagte jetzt der US-amerikanische Russland-Experte Mark N. Katz in einem Interview mit der ukrainischen Zeitung Kyiv Post. Sogar einen Putsch gegen Putin hält Katz für möglich.

Auch wenn der Kreml nach außen hin geschlossen erscheine, sei er in Wahrheit tief gespalten, glaubt der Professor der George Mason University Schar School of Policy and Government. Grund sei, dass der Ukraine-Krieg für Russland „miserabel“ verlaufe.

Putsch gegen Putin: Kreml kurz vor Kollaps? Experte sieht „echte Wahrscheinlichkeit“

Die verschiedenen Lager im Kreml würden sich gegenseitig für Misserfolge in der Ukraine die Schuld zuschieben, glaubt Katz. Das gegenseitige Misstrauen wachse. Früher oder später werde einer aus dem Zirkel von Präsident Wladimir Putin versuchen, die Macht an sich zu reißen, ist der Russland-Experte überzeugt. Es bestehe „die echte Wahrscheinlichkeit“ eines baldigen Putsches.

Russlands Präsident Putin vor dem Mikrofon bei einem Treffen mit der Rüstungsindustrie
Hat er den Kreml noch unter Kontrolle oder muss Russlands Präsident Wladimir Putin einen Putsch fürchten. © Russian Presidential Press Office /dpa

Ein Indiz für den zunehmenden Zerfall des Kreml sei die offene Kritik, die Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin immer wieder gegenüber dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu äußere. „Immer wenn ein Führer öffentlich einen anderen Führer kritisiert, ist das ein Symbol für einen wirklichen Machtzerfall“, betont Katz. Die Machthaber im Kreml hätten seiner Meinung nach Grund dazu, wegen Prigoschin in echter Sorge zu sein - während Prigoschin selbst keinerlei Furcht vor dem russischen Verteidigungsministerium zeige.

Putsch gegen Putin: Prigoschin als Gefahr für den Kreml oder Marionette von Russlands Präsident?

Andere Experten kamen jedoch auch schon zu abweichenden Einschätzungen über einen möglichen Sturz von Putin und einem Putsch im Kreml: So vermutete das US-amerikanische „Institute for the Study on War“ kürzlich in einer Analyse, dass Putin Persönlichkeiten wie Prigoschin und den Tschetschenen-Führer Kadyrow bewusst einsetze. Er wolle Schoigu und andere russische Eliten notfalls als Schuldige für Misserfolge im Ukraine-Krieg hinstellen, hieß es: Prigoschin hätte von Putin sozusagen die „Lizenz zum Stören“.

Russland-Experte Katz dagegen glaubt, dass Putin - „wie immer bei Diktatoren“ - keinen aus seinem Zirkel mehr traue. „Er spielt alle gegeneinander aus“, so der Professor. Der russische Präsident wisse, dass er den Ukraine-Krieg nicht gewinnen könne. Eine Niederlage könne er sich aber nicht leisten, denn dann wären „seine Tage gezählt“.

Auch Putins Ex-Redenschreiber glaubt an Putsch in Russland

Auch Putins ehemaliger Redenschreiber, der ein Jahrzehnt lang für den Kreml arbeitete, geht davon aus, dass ein Putsch in Russland unausweichlich ist: Dem russischen Volk werde die „Sinnlosigkeit“ des Ukraine-Kriegs immer mehr bewusst, so Abbas Gallyamov in einem Interview mit einer russischen Oppositionszeitung zu einem möglichen Sturz des Machthabers, über das Kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA berichtet. Putin habe sich in den Augen der Menschen „von einem großen Strategen zu einem zweitklassigen Diktator“ gewandelt, so der Experte für russische Innenpolitik.

Der ehemalige Redenschreiber glaubt genau wie Russland-Experte Katz, dass Putin von seinen Militärführern nicht viel Loyalität erwarten könne, wenn es darauf ankäme - denn sie seien allesamt „Opportunisten“. (smu)

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