„Putins Koch“ legt sich mit Oligarchen an: „Je schneller ihnen alles genommen wird, desto besser“

Der auch als „Putins Koch“ titulierte Jewgeni Prigoschin wird als möglicher Putin-Nachfolger gehandelt. Die Gerüchte befeuerte er jetzt durch einen öffentlichen Auftritt.
Moskau - „Putins Koch“ Jewgeni Prigoschin hat in einem russischen Fernsehinterview das fehlende Engagement von Oligarchen und Reichen an Putins Krieg gegen die Ukraine beklagt. Mittlerweile sind weitere Details aus dem Interview durchgedrungen. Der Finanzier von Putins „Schatten-Truppe“ Wagner sagte gegenüber dem Sender RT am 24. Dezember über die russische Geldelite: „Sie haben Angst. Ihnen gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken abtauchen und sich vergnügen.“
Der 61-Jährige sprach sich dafür aus, diesen russischen Landsleuten alles wegzunehmen. Dann wären auch sie aus seiner Sicht bereit, sich für die Front einzusetzen. „Man muss irgendwann begreifen, dass man sich trennen muss von allem, was man hat, also von der verführerischen Welt, den Restaurants, Kurorten, Datschen, Schwimmbecken“, sagte er. „Je schneller ihnen alles genommen wird, desto besser.“ Prigoschin ist wie viele reiche Russen mit Sanktionen des Westens belegt - wegen der Unterstützung für den Krieg in der Ukraine.
Ist Prigoschin noch ein Freund Putins? Einfluss in Russland ist ihm wichtig
Prigoschin hatte sich am Samstag in St. Petersburg auf einem Friedhof bei der Beerdigung eines im Krieg in der Ukraine getöteten „Wagner“-Kämpfers öffentlich gezeigt. Staatsmedien in Russland behandelten das wie eine Sensation, weil sich Prigoschin zwar zuletzt häufig äußerte, aber nicht vor der Kamera zeigte. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) bietet eine Interpretation zu Prigoschins Auftritt an: Der Versuch, in der russischen Gesellschaft an Ansehen und Einfluss zu gewinnen.
Weiter schreiben die ISW-Militärexperten in ihrer Analyse vom 24. Dezember daran, dass Putin bereits am 22. Dezember russische Oligarchen mit den Worten attackierte, dass Geschäftsmänner „im Ausland ohne Verbindung zu ihrem Heimatland“, eine „Gefahr für Russland“ bedeuteten. Die meisten der Oligarchen seien dennoch „Patrioten“, so die Einschätzung des Kremlchefs.
Prigoschin gilt als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin. Er wird aus ihrer früheren Zeit in St. Petersburg auch „Putins Koch“ genannt, weil er den Politiker dort in seinem Restaurant bewirtete. (frs mit dpa-Material)