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Teils schon fast aufgebraucht? Ukraine will Einblick in Putins Raketen-Arsenal haben

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Von: Florian Naumann

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Gehen Russlands Raketenvorräte zur Neige? Die Ukraine will konkrete Zahlen kennen. Experten bewerten die Daten zwiespältig.

Washington, D.C./Moskau – Seit langen Wochen laufen schwere russische Raketenangriffe auf die ukrainische Infrastruktur – noch hat das Land Strom. Doch die Menschen leiden. Wie lange kann Wladimir Putins Militär noch auf diese Weise weitermachen? Spekulationen über zu Neige gehende Raketenvorräte kursieren seit Wochen. Nun hat die Ukraine Zahlen veröffentlicht. Ob sie der Realität entsprechen ist unklar. Aber ein Indiz zur Lage im Ukraine-Krieg könnten sie sein.

Russlands Ukraine-Krieg: Selenskyj-Minister will konkrete Daten zu Putins-Waffenarsenal kennen

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksi Resnikow präsentierte am Freitag (6. Januar) sehr konkrete Daten, wie das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) in seinem aktuellen Lagebericht vom Samstag notiert. Die Experten kommen mit Blick auf die Daten zu einem eher ernüchternden Schluss. Russland sei zumindest „in der nahen Zukunft“ weiter in der Lage, ukrainische Einrichtungen und Zivilisten zu bedrohen.

Ein weiteres, mäßig beruhigendes Fazit: Im „taktischen“ Raketenarsenal des Kreml befänden sich nicht zuletzt noch „weniger präzise“ Waffensysteme. „Taktische Waffen“ definiert die Encyclopædia Britannica als Systeme mit eher kurzer Reichweite und unmittelbarem Effekt – „strategische Waffen“ als solche mit massiver Durchschlagskraft und Treffer-Konsequenz. Die von der Ukraine veröffentlichten Daten im Überblick:

Russlands Raketenarsenal: Ukraine präsentiert Zahlen

Resnikow zeigte sich betont optimistisch. Russlands „Raketenmacht“ sei indirekt proportional zur Stärke der Sanktionen und der wachsenden ukrainischen Luftabwehr-Kraft, erklärte er in einem Tweet. Soll heißen: Die Ukraine gewinnt an Abwehrfähigkeit – auch dank westlicher Lieferungen – während Russland an Schlagkraft einbüßt.

Im Fokus standen seit Herbst auch die iranischen Kamikaze-Drohnen. Resnikow zufolge hatte Russland zuletzt nur noch 90 solcher Drohnen vorrätig. „Russland wird in nächster Zeit wahrscheinlich nur in der Lage sein, eine Handvoll massiver Drohnen-Attacken in der Ukraine zu fahren, bevor Russland aus dem Iran eine weitere Lieferung erhält“, urteilt das ISW. Spekuliert werde aber über bis zu 1000 neue Exemplare von Teheran – zu liefern wohl in 200er- bis 300er-Paketen.

Ukraine-Krieg: ISW verwundert über Putins Planungen – „Russland hat nichts davon getan“

Aus Sergej Schoigus Verteidigungsministerium hieß es laut ISW hingegen zuletzt zumindest, Russland werde „niemals“ der Vorrat an Kalibr-Raketen ausgehen. Die Militär-Experten betrachteten auch ukrainische Daten zur russischen Waffenproduktion. Sie kamen zu einem zwiespältigen Ergebnis: Bislang habe Russland seine Militär-Industrie noch nicht „mobilisiert“, um den Angriffskrieg in der Ukraine mit strategischen Waffen zu unterstützen. Wohl auch aus Sorge, wirtschaftliche Schwierigkeiten zu verstärken. Im Umkehrschluss könnte das aber auch heißen, es gäbe noch Potenzial zum Ausbau der Produktion. Der Kreml drohte zuletzt auch mit neuen Hyperschallwaffen.

Mit Verwunderung quittierte das ISW den ursprünglichen Füllungsstand des russischen Raketenarsenals. „Ein Land würde normalerweise die Produktion von Geschossen und Raketen erhöhen, bevor es einen großen Krieg beginnt und seine Militärindustrie auf Krieg umstellen, sobald der Krieg begonnen hat. Russland hat nichts davon getan“, heißt es. Der Vorratsstand könne nun die Aktionen „beeinträchtigen“ – aber wohl nicht stoppen. (fn)

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