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„Blutdiamanten“ für Putins Kriegskasse: Russland im Edelstein-Wahn für den Ukraine-Krieg

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Von: Jens Kiffmeier

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Diamanten sind für Putin ein Milliardengeschäft. Trotz Sanktionen darf Russland sie in die EU exportieren – und die Kriegskasse im Ukraine-Krieg füllen. Warum?

Antwerpen/Moskau – Zement, Stahl, sogar Wodka oder Kaviar – wegen Russlands Krieg in der Ukraine hat die Europäische Union (EU) die Einfuhr von fast allen russischen Produkten unterbunden. Nur eine Sache darf trotz EU-Sanktionen weiter gehandelt werden: Diamanten. Am Umschlagplatz in Antwerpen kann Russland weiter mit „Putins Blutdiamanten“ im großen Stil handeln – und damit die Kriegskasse von Präsident Wladimir Putin für den Ukraine-Krieg füllen.

Während die stockende Waffen- und Panzer-Produktion Putin Probleme bereitet, regt sich Widerstand gegen den florierenden Handel in Europa. So pochen EU-Politiker darauf, das Milliardengeschäft mit den Blutdiamanten endlich zu beenden. Mit Erfolg?

Russland: Trotz Sanktionen im Ukraine-Krieg werden in der EU munter Diamanten verkauft - Kein Platz für „Putins Blutdiamanten“

Für Kathleen Van Brempt sind die Diamanten aus Russland ein Problem. „Europa muss den Import stoppen“, sagte die belgische EU-Abgeordnete der Welt und forderte eine klare Bestimmung in den EU-Sanktionen. In Antwerpen dürfe es „keinen Platz für Putins Blutdiamanten geben“, fügte sie hinzu. Denn die Geschäfte würden dazu beitragen, den Ukraine-Krieg zu finanzieren und zu verlängern.

Macht trotz Sanktionen Diamant-Geschäfte mit der EU: Russlands Präsident Wladimir Putin.
Macht trotz Sanktionen Diamant-Geschäfte mit der EU: Russlands Präsident Wladimir Putin. © Salvatore Di Nolfi/Keystone/dpa/SNA/Imago/Montage

Tatsächlich ist die belgische Hafenstadt einer der weltweit größten Handelsplätze für die Edelsteine. Neun von zehn Roh-Diamanten werden in Antwerpen geschliffen und weiterverkauft – ein Milliardengeschäft. Die Steine kommen aus Angola, Südafrika oder Kanada, aber auch aus Russland.

Trotz EU-Sanktionen wegen Angriffskrieg in der Ukraine: In Russland gräbt aktuell Alrosa für Putin die Diamanten aus

In Russland gräbt die Diamanten laut dem Medienbericht das Unternehmen Alrosa im Osten des Landes millionenfach aus. Die Firma gilt als weltgrößter Händler und gehört Sergej Iwanow, einem alten Putin-Freund. Die USA haben ihn längst auf eine Sanktionsliste gesetzt. Dass der Oligarch weiterhin ungehindert Geschäfte machen kann, liegt an der EU. Die Europäer haben neun Sanktionspakete geschnürt, um der russischen Wirtschaft das Wasser abzugraben. Doch das Diamant-Verbot wurde stets in den Verhandlungen wieder von der Liste gestrichen. Derzeit laufen die Gespräche zum zehnten Paket.

Die Sanktionen wirken durchaus. Durch den Importstopp bei wichtigen Gütern wie Stahl, Zement oder auch Chips und Halbleitern stehen große Strecken der russischen Produktion still. Und das Gas- und Öl-Embargo verursacht im Staatshaushalt enorme Einnahmeverluste. Das Defizit ist mittlerweile so groß, dass Russland einen Teil seiner Goldreserven verhökern muss, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass vermeldete.

Die Wirkung der Sanktionen: Russland muss Gold verkaufen – Diamanten sichern Einnahmequelle

Zur Deckung von Lücken im Staatshaushalt habe Moskau im Januar auf seine Gold- und auf Währungsreserven in chinesischen Yuan zurückgegriffen, hieß es demnach. Insgesamt seien 2,27 Milliarden Yuan (rund 309 Mio. Euro) sowie 3,6 Tonnen Gold verkauft worden.

Angesichts der Finanzprobleme stellen die Einnahmen aus dem Diamantenabbau durchaus eine wichtige Einnahmequelle dar. Zwar ist nicht klar, wie viel von dem geschätzten Vier-Milliarden-Euro-Jahresumsatz in Richtung Kreml wandert. Aber immer wieder wurden in der Vergangenheit laut der Welt wichtige Rüstungsprojekte mit Alrosa-Hilfe querfinanziert. Beispiel: das U-Boot „B-871 Alrosa“.

Tagebau in Afrika: Auch die Wagner-Gruppe von Prigoschin sucht Finanzierung für Russlands Ukraine-Krieg

Halb private Querfinanzierung scheint in Russland nicht ungewöhnlich zu sein. Auch die berüchtigte Wagner-Gruppe, die bei der Eroberung der strategisch umkämpften Regionen rund um Bachmut eine zentrale Rolle im Ukraine-Krieg spielt, hat den Bergbau als lukrative Einnahmequelle entdeckt. Wie das US-Magazin Politico berichtet, soll die Söldner-Privatarmee von „Putins Koch“, alias Jewgeni Prigoschin, in Zentralafrika an vielen Minen-Projekten beteiligt sein – und einen Milliardengewinn einfahren. Dem Bericht zufolge warnen US-Beamte seit langem, dass dadurch die Anwerbung von Wagner-Söldnern und der Kauf neuer Waffen für den Ukraine-Krieg gesichert wird.

Russische Diamanten kaufen: Belgien will an dem Geschäft mit Diamanten festhalten

Vor diesem Hintergrund wäre das Austrocknen des Diamanten-Geschäfts sicherlich ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Russlands Krieg in der Ukraine. Doch ob sich die EU zur Erweiterung der Sanktionen durchringen kann, bleibt abzuwarten. Vor allem Belgien hat es nicht eilig, immerhin hängen in dem kleinen Land bis zu 30.000 Arbeitsplätze an dem lukrativen Edelstein-Geschäft. Dort verweist man auch darauf, dass viele Händler von sich aus die Lieferverträge mit Russland auslaufen lassen würden und dadurch das Geschäft schon spürbar eingebrochen sei. Doch der Ukraine reicht das nicht. Sie pocht auf ein klares Verbot. (jkf)

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