Schickt Putin jetzt seine brutale Schattenarmee in die Ukraine?

Die „Gruppe Wagner“ gilt als brutales Söldnerkommando, das die Interessen Russlands vertritt - ohne, dass es eine offizielle Verbindung gibt. Kommt die Gruppe in der Ukraine zum Einsatz?
München/Kiew - Die ersten Truppen ziehen ab, die Situation in der Ukraine scheint vorerst nicht zu eskalieren. Präsident Wladimir Putin spricht beim Treffen mit Kanzler Scholz von Dialog. Ein Krieg könnte verhindert werden - und doch machen sich womöglich schon Söldner auf den Weg in das Land, die Russlands Interessen höchst inoffiziell vertreten könnten: Putins sogenannte Schattenarmee. Die „Gruppe Wagner“.
Einem Bericht der US-Nachrichtenseite Daily Beast zufolge haben sich Dutzende Söldner der „Gruppe Wagner“ von Afrika aus aufgemacht - einem Militärbeamten zufolge nach Russland, in die Ukraine und nach Weißrussland. Die Gruppe gilt als die brutale Schattenarmee Russlands. Es gibt Fotos, auf denen angeblich der Wagner-Ableger „Task Force Rusich“ in Charkow in der Ukraine zu sehen ist.
Vergewaltigungen und Plünderungen: „Gruppe Wagner“ geht brutal vor
In Russland sind private Kampftruppen eigentlich verboten, wie Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck Focus Online bestätigte. Mangott hält für es für wahrscheinlich, dass Wagneristen - beispielsweise im Rahmen von Sabotageakten - in der Ukraine zum Einsatz kommen werden.
Die Gruppe war schon mehrfach in Konflikten im Einsatz: Beispielsweise in der Krim-Krise 2014, als sie auf der Seite prorussischer Separatisten kämpfte. Auch im syrischen Bürgerkrieg, in Liyben, in Mali und in der Zentralafrikanischen Republik soll die Gruppe zahlreichen Medienberichten zufolge bereits im Einsatz gewesen sein. Den Söldnern dort wurden nach einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung Massenerschießungen, Vergewaltigungen und Plünderungen vorgeworfen. Wagneristen veröffentlichten im Internet zudem Fotos von Schändungen.
„Wagner ist eng, oft direkt, mit dem russischen Staat verbunden“, erklärte Andras Racz von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik gegenüber der WAZ. Racz erklärt, dass Wagneristen mit russischen Militärflugzeugen zu ihren Einsatzorten geflogen würden, und vom Staat auch mit Pässen ausgestattet würden. In Libyen ließ 2020 ein Wagner-Soldat sein Tablet liegen - auf der Einkaufsliste standen nur Waffen, die ausschließlich das russische Militär besorgen kann. Sie trainieren außerdem auf dem Gelände des Militärnachrichtendienstes GRU.
Putin: Russland hat mit der Gruppe Wagner nichts zu tun
Auch persönliche Verbindungen gibt es: Wagner-Gründer und -Kommandeur Dmitry Utkin ist eng mit Putin-Weggefährten und Oligarchen Jewgenij Prigoschin verbunden. Ein russischer Journalist erklärte dem rbb 2021: „Jewgeni Prigoschin ist ein Mensch, der Russlands außenpolitische Interessen mit inoffiziellen, hybriden Mitteln durchsetzt“
Der Präsident jedoch bestreitet jede Verbindung des Staats zur Gruppe Wagner. „Der russische Staat hat mit Wagner nichts zu tun“, sagte Putin zum französischen Präsidenten Emmanuel Macron erst vor wenigen Tagen, als es um Mali ging, wo Wagner-Soldaten gesichtet worden waren. Der wichtige Zusatz war aber der: Mali habe dennoch das Recht, mit privaten russischen Firmen zusammenzuarbeiten. (cg)