Update vom 3. Januar, 22.42 Uhr: Russland nimmt weiterhin das Energiesystem und die zivile Infrastruktur der Ukraine ins Visier. Das sagte Kyrylo Tymoshenko, der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, am Dienstag in einer Videobotschaft.
In der Gemeinde Chervonohryhorivka in der Region Dnipropetrovsk seien durch den russischen Beschuss Stromleitungen und mehrere zivile Gebäude beschädigt worden, sagte er. „Die Stadt Nikopol wurde getroffen.“ In der Region Donezk seien auch die Städte Bakhmut und Kurakhove beschossen worden, sagte er weiter. In der Stadt Kurakhove wurde eine Person getötet und zwei verletzt. Die Region Kiew wurde zweimal von „Iskander“-Marschflugkörpern getroffen. „Ein Wohngebiet, ein Eisstadion und ein Industriegebiet wurden beschädigt“, fügte er hinzu. „Eine Person wurde getötet und eine verletzt.“
Update vom 3. Januar, 16.57 Uhr: Rund um die ostukrainische Stadt Charkiw hatte die Polizei nach eigenen Angaben 25 Folterkammern entdeckt (siehe Update vom 2. Januar, 22.20 Uhr). Nun gibt es weitere Berichte zu einer Folterkammer im Dorf Oleksandriwka. Der Generalstaatsanwalt veröffentlichte Bilder der Kammer auf Telegram, berichtete zunächst ntv. Die heftigen Kämpfe um Bachmut gehen indes weiter.
Update vom 3. Januar, 14.00 Uhr: Russland greift die Ukraine zunehmend mit Drohnen aus dem Iran an. Laut Yuriy Ignat, Sprecher des Luftwaffenkommandos der ukrainischen Streitkräfte, wurden seit September 2022 500 der Drohnen abgefangen. Allein in den Angriffen über Neujahr sollen alle 84 Drohnen-Angriffe abgewendet worden sein, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Ukrinform. Das ukrainische Militär, sowie Wolodymyr Selenskyj erwarten derweil neue, massive Raketenangriffe aus Russland.
Update vom 3. Januar, 12.45 Uhr: Nach ukrainischen Angaben befindet sich in der von Russland besetzten Halbinsel Krim aktuell land-, luft- und seegestützte nukleare Munition. Dies teilte ein Sprecher des ukrainischen Geheimdienstdirektorats, Andrij Tschernjak, gegenüber der Nachrichtenagentur Ukrinform mit. Er gab an, das ukrainische Militär wisse den genauen Ort und verfolge die Bewegung der russischen taktischen Nuklearwaffen. „Wir reden hier von Schiffen, U-Booten, Flugzeugen und Landsystemen, die mit nuklearer Munition angreifen können“, so Tschernjak.
Update vom 3. Januar, 11.35 Uhr: Ein wesentlicher Durchbruch des russischen Militärs nahe der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut ist in den kommenden Wochen nach Ansicht britischer Militärexperten unwahrscheinlich. Das ging am Dienstag aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor. Die ukrainischen Truppen hätten ihre Positionen verstärkt. Die russischen Angriffe ließen demnach zuletzt nach - nachdem sie Mitte Dezember einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatten. „Beide Seiten haben hohe Verluste erlitten“, hieß es in der Mitteilung weiter.
Update vom 3. Januar, 9.20 Uhr: Im Gebiet Cherson im Süden der Ukraine hat das ukrainische Militär den russischen Streitkräften nach eigenen Angaben mit einem Artillerieangriff schwere Verluste zugefügt. Nahe der Ortschaft Tschulakiwka sei den Ukrainern ein Treffer gegen feindliche Truppen und Militärtechnik gelungen, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag in seinem Lagebericht mit. „Die Verluste des Gegners belaufen sich auf 500 Tote und Verletzte“, hieß es. Der Angriff sei bereits in der Silvesternacht erfolgt. Die Angaben des Militärs ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Laut ukrainischem Generalstab wurden einen Tag später auch russische Einheiten im Ort Fedoriwka getroffen. Die Zahl der Opfer dort werde noch geprüft. Fedoriwka und Tschulakiwka liegen beide auf der südöstlichen Seite des Flusses Dnipro auf dem von Russland besetzten Teil des Gebiets Cherson. Erst am Montag war bekannt geworden, dass bei einem Angriff in der Silvesternacht eine Unterkunft russischer Soldaten in der Stadt Makijiwka im ostukrainischen Gebiet Donezk zerstört wurde. Offiziell räumte das russische Verteidigungsministerium dabei den Tod von 63 Rekruten ein. Kiew bezifferte die gegnerischen Verluste auf 400 Tote und 300 Verletzte. Auch russische Militärblogger sprachen von mehreren hundert Opfern.
Update vom 2. Januar, 22.20 Uhr: Seit der Befreiung der Umgebung der ostukrainischen Stadt Charkiw aus russischer Besatzung hat die Polizei dort nach eigenen Angaben 25 Folterlager entdeckt. In den Lagern hätten russische Truppen unter anderem Zivilisten unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert, teilte der regionale Polizeichef Wolodymyr Tymoschko am Montag auf Facebook mit. Die Gefangenen seien teils mit Elektroschocks misshandelt worden, anderen seien die Finger gebrochen worden. Die Informationen können nicht unabhängig überprüft werden.
Die Umgebung von Charkiw war monatelang von russischen Truppen besetzt worden. Sie zogen sich erst Anfang September nach einer ukrainischen Gegenoffensive zurück. Seitdem seien in der befreiten Region 920 Leichen von Zivilisten, unter ihnen 25 Kinder, entdeckt worden, teilte Tymoschko weiter mit. Sie seien von russischen Soldaten getötet worden.
Update vom 2. Januar, 18.20 Uhr: Russland hat in den vergangenen Tagen gezielte Drohnenangriffe auf ukrainische Städte entlang des Flusses Dnipro geflogen. Die Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohen auf Ziele in der Ukraine werden nach Ansicht eines Experten dabei bewusst nachts und entlang des Flusses gesetzt. „Logischerweise ist nachts am Himmel nicht alles erkennbar“, sagte Oberst Wladislaw Selesnjow der ukrainischen Agentur RBK-Ukraina am Montag. Die Flugroute aus südlicher Richtung entlang des Dnipro sei zudem gewählt worden, um die ukrainische Luftabwehr nach Möglichkeit zu umfliegen.
Die „Kamikaze“-Drohnen, die Russland offenbar aus dem Iran erhalten hat, stürzen senkrecht auf ihre Ziele herab und detonieren beim Einschlag. Der Großteil der Schahed-Drohnen wurde in den letzten Nächten von der Luftabwehr abgeschossen. Dennoch richteten herabstürzende Trümmerstücke erhebliche Schäden an.
Erstmeldung vom 2. Januar:
Makijiwka – Im bisherigen Kriegsverlauf hielt sich Russland stets zurück, was eigene Verlustzahlen betrifft. Ob, und wenn ja, wie viele Soldaten verwundet sind, lässt der Kreml in der Regel (ebenso wie die Ukraine) offen. Nun gibt es jedoch offizielle Zahlen aus Moskau – zu einem ukrainischen Angriff in der Neujahrsnacht.
Am Montag bestätigte Russland den Tod von 63 Soldaten. Laut Kremlangaben starben sie nach ukrainischen Raketeneinschlägen im Donbass. Es handelte sich um die bisher höchste von Russland selbst genannte Zahl von Toten an einem Ort. Die Raketen seien in der Nacht zu Neujahr in eine vorübergehende Unterkunft in Makijiwka eingeschlagen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. Zuvor hatte das ukrainische Militär von 400 getöteten russischen Soldaten gesprochen. Außerdem seien bei dem zunächst nicht näher beschriebenen Angriff 300 weitere Soldaten verwundet worden.
Am Montag berichteten dann auch kremlnahe Telegram-Kanäle und Kriegskorrespondenten von zahlreichen Toten in dem Ort im Gebiet Donezk. Die Rede war von mehr als 70 Toten und mehr als 100 Verletzten. Die Berichte erhöhten den Druck auf das Ministerium in Moskau, das am Nachmittag dann plötzlich am Ende des täglichen Kriegsbulletins eine Zahl nannte, die von vielen für zu niedrig gehalten wird. Die russische staatlichen Nachrichtenagentur Tass hatte am Sonntag über einen schweren Angriff auf die Stadt berichtet – und von 15 Verletzten gesprochen. Das wurde weithin als Lüge und Kriegspropaganda kritisiert.
Zu sehen waren in den sozialen Netzwerken Bilder und ein Video von Trümmern eines völlig eingestürzten Gebäudes. Demnach wurden unter den Trümmern weitere Tote und Verletzte vermutet. Medien berichteten, dass die im Zuge der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung einberufenen Reservisten sich in dem Gebäude versammelt hätten, um Neujahr zu feiern.
Demnach wurde das ukrainische Militär wegen der hohen Aktivität von Datenverkehr mit Mobiltelefonen auf den Standort aufmerksam. Unbestätigten Berichten zufolge soll sich das Gebäude neben einem Munitionsdepot befunden haben, weshalb es zu verheerenden Explosionen gekommen sei. (as/dpa)