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Putin räumt im TV Probleme in Russlands Armee ein – und wirft mit Erklärung zum Kriegsbeginn Fragen auf

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Von: Florian Naumann

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Wladimir Putin nimmt in Russlands Staats-TV Stellung zu zwei Vorwürfen. Die Antworten fallen durchaus bemerkenswert aus.

Moskau – Wladimir Putin hat im russischen Staats-TV indirekt Schwierigkeiten im Ukraine-Krieg eingeräumt. Zugleich äußerte er sich auf eher widersprüchliche Weise zur Frage, warum die in Russland sogenannte „militärische Spezialoperation“ nicht früher begonnen hatte: Putin betonte, 2014 habe sein Land noch keine Hyperschallwaffen besessen - und warf zugleich einmal mehr dem Westen vor, die verstrichenen acht Jahre zur Aufrüstung der Ukraine genutzt zu haben.

Putin räumt Nachholbedarf in Russlands Militär ein – „Haben sehr viel zu tun“

„In der Tat haben wir sehr viel zu tun - etwa für die Entwicklung der Bodentruppen“, sagte Putin in dem am Sonntag (19. März) ausgestrahlten Interview für die Sendung „Moskau. Kreml. Putin.“ auf eine Frage zu Lehren aus dem bisherigen Kriegsverlauf. Über das Gespräch berichtete auch die Staatsagentur Tass.

Nach der Annexion der Krim 2014 sei Russland noch nicht für einen großen Krieg gegen die Ukraine gerüstet gewesen, ließ Putin durchblicken. „Wir hatten damals keine Hyperschallwaffen, aber jetzt haben wir sie“, sagte er dem Staatsfernsehen. Russlands Präsident schien eine Drohung anzudeuten: „Wir nutzen sie in der Praxis nicht, aber wir haben sie. Verstehen Sie?“, fragte er laut Tass rhetorisch. „Es gibt auch noch andere moderne Systeme, 2014 gab es noch nichts Vergleichbares“, fügte er hinzu.

Putin rügt wieder den Westen: „Sind an der Nase herumgeführt worden“

Putin behauptete erneut, Russland habe den Konflikt um die Ukraine damals friedlich lösen wollen. Zugleich warf er den Regierungen in Kiew und dem Westen vor, nach der Krim-Annexion und dem Beginn der Kampfhandlungen vor neun Jahren im Donbass an einer Aufrüstung der Ukraine gearbeitet zu haben. „Wie sich jetzt herausstellt, wie wir sehen, sind wir einfach an der Nase herumgeführt worden, niemand von unseren sogenannten Partnern hatte vor, irgendetwas auf friedlichem Wege zu entscheiden“, sagte er.

Der TV-Auftritt folgte kurz auf einen unerwarteten Besuch Putins im russisch besetzten Mariupol. Allerdings gab es auch Zweifel an der Echtheit der Bilder aus der südostukrainischen Stadt. „Konjunktive“ seien mit Blick auf einen möglichen Beginn der „Spezialoperation“ schon 2014 nicht angebracht, betonte Putin nun laut Tass. Die Realität habe sich geändert.

Ukraine-Krieg: Putin in Mariupol – russisches TV zeigt Bilder von Kremlchef am Steuer
Wladimir Putin auf Rundfahrt im eroberten Mariupol © ---/POOL Russian TV via AP/dpa

Den früheren Vermittlern Deutschland und Frankreich hatte mit Blick auf die Friedenspläne von Minsk für den Donbass bereits zuvor Täuschung vorgeworfen. Die Partner im Westen „pumpten die Ukraine einfach mit Waffen voll und bereiteten sie auf Kampfhandlungen vor“. Auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte wiederholt entsprechende Vorwürfe geäußert.

Ukraine-Krieg: Putin erhebt Aufrüstungsvorwürfe - trotz eigenem Verweis auf neue Waffen

Unklar schien in dem Gespräch zu bleiben, inwiefern Putin der Ukraine und dem Westen eine Aufrüstung seit 2014 vorwerfen wollte, während er selbst Aufrüstung als Schlüssel zur laufenden russischen Invasion darstellte. Russland hatte den Ukraine-Krieg selbst vor gut einem Jahr begonnen.

Putin hatte den Einmarsch in die Ukraine auch damit begründet, einem Schlag der ukrainischen Streitkräfte gegen den Donbass zuvorkommen zu wollen. Moskau hatte den ukrainischen Streitkräften vorgeworfen, Krieg gegen die eigene Bevölkerung im Donbass zu führen.

Kiew wiederum wirft Russland einen „Völkermord an den Ukrainern“ vor, darunter auch die Verschleppung und Umerziehung von Kindern. Ziel Russlands sei es, den unabhängigen und souveränen Staat Ukraine ganz zu zerstören. Wegen des Vorwurfs der Deportation unkrainischer Kinder ist mittlerweile aus Den Haag ein Haftbefehl gegen Putin ergangen. (dpa/fn)

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