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Ohne Unterschrift läuft nichts: Putin begnadigt offenbar persönlich Kriminelle für „Wagner“

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Von: Bona Hyun

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Russlands Präsident Putin
Putin begnadigt heimlich russische Häftlinge, um die Rekrutierung der Wagner-Gruppe voranzutreiben. © Mikhail Klimentyev/dpa

Putin dürfte russische Häftlinge im stillen Kämmerlein persönlich begnadigt haben. Wohl zu Gunsten der Gruppe Wagner.

Moskau – Die schweren Kämpfe um die ostukrainische Stadt Soledar gehen weiter. Militärblogger sind sich sicher: Moskau hat die mutmaßlichen oder vermeintlichen Erfolge in Soledar größtenteils der Wagner-Gruppe zu verdanken.

Im Ukraine-Krieg kommt der Söldner-Truppe eine wachsende Bedeutung zu. Wagner-Chef Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschins Einfluss wächst. Kremlchef Wladimir Putin möchte die Wagner-Gruppe offenbar fördern und soll dafür russische Häftlinge begnadigt haben.

Kämpfe in Soledar: Putin begnadigt wohl im Stillen Straftäter für Wagner-Gruppe

Putin will Medienberichten zufolge russische Sträflinge animieren, einen Söldnervertrag für Prigoschins Wagner-Gruppe zu unterzeichnen und ungestraft im Angriffskrieg in der Ukraine agieren können. Das berichtet das „Institute for the Study of War“ (ISW) unter Berufung mehrerer Berichte.

Vor einigen Tagen hat etwa Eva Merkatschewa, Mitglied des russischen Menschenrechtsrates, der russischen Staatsagentur RIA bestätigt, dass die für die Wagner-Gruppe rekrutierte Gefangene eine Begnadigung erhalten, bevor sie die Gefängnisse verlassen. Das russische Strafgesetz erlaubt nur Putin das Aussprechen von Begnadigungen. Diese unterlägen jedoch strengster Geheimhaltung, so das ISW.

Schätzungen aus den USA zufolge zählt die Gruppe Wagner in der Ukraine bislang etwa 40.000 Strafgefangene unter ihren 50.000 Söldnern. Sie sind nicht zuletzt in der umkämpften Region rund um die ukrainische Stadt Bachmut im Einsatz. Ihnen allen soll die Freiheit nach sechs Monaten im Ukraine-Krieg angeboten worden sein. Außerdem wurden 100.000 Rubel versprochen.

Putin und Wagner-Chef Prigoschin schicken russische Häftlinge an die Front

Das Ziel des russischen Präsidenten ist für das ISW eindeutig: Putin möchte die Wagnergruppe weiter fördern und ihre Rekrutierungspraktik legitimieren. Auch einem Bericht des Spiegel zufolge schickt die Wagner-Gruppe seit Wochen Welle um Welle ehemaliger Gefängnisinsassen an die Front, deren Leichen oftmals auf den Feldern liegenbleiben. Die ungeschulten Straftäter von Wagner würden an die vorderste Front geschickt, um dort als Kanonenfutter zu agieren, schreibt das Nachrichtenmagazin.

Als jüngst angebliche Aufnahmen der Leichname Dutzender vor Bachmut getöteter „Wagner“-Kämpfer auf dem Schlachtfeld kursierten sollen, wurde Prigoschin laut FAZ nach seiner „Verantwortung“ gefragt. Er bezeichnete die Gegend um Bachmut und Soledar als „einheitliches Verteidigungssystem“ und nannte als „Sahnehäubchen auf der Torte“ das „System der Stollen von Soledar und Bachmut, faktisch ein Netz unterirdischer Städte“.

Soledar und Bachmut: Worum es Wagner-Chef Prigoschin bei der Eroberung gehen könnte

Doch warum ist Wagner-Chef Prigoschin so versessen auf Soledar und Bachmut? Womöglich steht Prigoschins wirtschaftliches Interesse im Vordergrund. Verquickungen von Kriegs- mit Rohstoffinteressen hatte die Gruppe Wagner der FAZ zufolge auch an anderen Schauplätzen, etwa in Syrien und anderen afrikanischen Ländern, demonstriert.

Auch ein Sprecher des amerikanischen Weißen Hauses ist überzeugt, dass Prigoschins „Besessenheit“, Bachmut zu erobern, wirtschaftliche Motive habe. Die Wagner-Gruppe sichere sich im Gegenzug für Einsätze weltweit Rohstoffvorkommen, etwa Öl in Syrien oder Holz in Zentralafrika. Zumindest in Sachen Soledar bestreitet Prigoschin jedoch, dass es ihm ums Salz geht. 

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