Putins Ayinger Geheimnisse
- Aying - Auf die Schnelle hat sich die Gemeinde Aying sogar ein "Goldenes Buch" angeschafft. So etwas gab es bisher nicht in dem 4600-Seelen-Ort südöstlich von München. Heute Abend besteht erstmals Bedarf, historische Momente für die Ewigkeit festzuhalten: Zum Abschluss seines Deutschland-Besuchs isst Russlands Präsident Wladimir Putin zusammen mit Edmund Stoiber im Brauereigasthof Aying zu Abend.
Dort lässt das emsige Treiben erahnen, welcher Medienrummel und Sicherheitsaufwand heute auf das beschauliche Dorf zuschwappt. Während Fernseh-Teams versuchten, den genauen - und natürlich strengster Geheimhaltung unterliegenden - Tisch von Putin auszuspähen, inspizierten russische Experten die Ayinger Küche: "Ein Arzt und mehrere Vorkoster nehmen von allem, was wir zubereiten, eine Probe und analysieren sie", berichtete Angela Inselkammer, Chefin des Brauereigasthofs Aying. Was dem Staatsgast aufgetischt wird, dürfe sie nicht verraten - nur soviel: "Ein sehr bayerisches Essen mit vier Gängen. Dazu servieren wir unsere guten Ayinger Biere und fränkische Weine."
Dass Putin ausgerechnet in Aying gastiert, hängt im weitesten Sinne mit der Fußball-WM zusammen. Auf dem großen Fifa-Empfang in der Staatskanzlei im Juni zeigten Jungköche aus unterschiedlichen Regionen Bayerns ihr Können. Die aus Aying fielen auf: "Von unseren jungen Köchen ging die Initialzündung aus", sagt Inselkammer.
Höchstes Anliegen der 47-Jährigen ist es, dem prominenten Staatsgast aus Russland neben Gaumenfreude pures Wohlgefühl zu vermitteln: "Mit traditioneller, bayerisch-herzlicher Gastfreundschaft, bei der man umsorgt wird." Grenzen setzt das Protokoll, "denn absolut jeder Schritt ist haarklein abgesprochen".
Nach der Ankunft um 18.30 Uhr und der Begrüßung durch Ayings Bürgermeister Johann Eichler nimmt Putin im historischen Sixthof einen Aperitif ein, anschließend geht er zu Fuß die etwa 100 Meter zum Brauereigasthof - dort empfangen die Blaskapelle Helfendorf, der örtliche Trachtenverein, Goaßlschnalzer und Böllerschützen den russischen Präsidenten.
Ausgewählte Berichterstatter dürfen von zwei Pressetribünen aus Impressionen einfangen, beim Abendessen ist nur ein russischer Staats-Fotograf zugelassen. Gasthof-Leiter Alexander Moosbauer über die strengen Sicherheitsmaßnahmen: "Sogar die Handys werden uns abgenommen." Nicht, dass jemand heimlich ein unerlaubtes Bild knipst.