Falsche Informationen: Russischer Geheimdienst soll Putin vor Ukraine-Invasion belogen haben
Der russische Geheimdienst soll die Regierung um Vladimir Putin vor der Ukraine-Invasion belogen haben. Dies haben Nachforschungen US-amerikanischer Medien ergeben.
Kiew – Die Lage im Ukraine-Krieg spitzt sich weiter zu. Während es auf der Halbinsel Krim, die unter russischer Kontrolle steht, am Wochenende zu Explosionen gekommen ist, sollen die russischen Truppen im südlichen Inland immer weiter unter Druck geraten. Ein Ende der Invasion, die im Februar begonnen hat, ist damit auch weiterhin nicht in Sicht. Nachforschungen von US-Medien haben nun jedoch ergeben, dass der russische Geheimdienst im Vorlauf auf die Invasion gegenüber Wladimir Putin wichtige Informationen verschwiegen haben könnte.
Ukraine-Krieg: Geheimdienst-Personal soll vor Invasion drastisch gestiegen sein
Nach einer monatelangen Investigation abgefangener Kommunikation und Gesprächen mit US-amerikanischen, europäischen und ukrainischen Behörden, hat die Washington Post eine Reihe interessanter Ergebnisse veröffentlicht. Diese lassen tief hinter die Kulissen der Ukraine-Invasion blicken und offenbaren wichtige Informationen über die Anfangsphase des Kriegs.
So soll die Präsenz des russischen Geheimdienstes FSB in der Ukraine laut ukrainischer und westlicher Behörden in den Monaten vor Kriegsbeginn drastisch gestiegen sein. 2019 seien rund 30 Offiziere im Einsatz gewesen. Kurz vor der Invasion sei diese Zahl auf bis zu 160 angestiegen. Viele der pro-russischen Agenten sollen den Anweisungen aus Moskau, welche die Einrichtung eines Marionettenregimes vorgesehen hatten, trotz Bezahlung offenbar nicht nachgegangen sein.

Ukraine-Krieg: Geheimdienst plante vor Invasion Unterkünfte für russisches Personal in Kiew
Wie die Washington Post unter Berufung auf abgefangene Kommunikation weiter berichtet, sei sich der FSB sicher gewesen, die Ukraine-Invasion würde erfolgreich sein und habe in den Tagen zuvor bereits etliche Unterkünfte beschafft. FSB-Informanten in Kiew seien dabei angewiesen worden, die Schlüssel zu ihren Häusern und Wohnungen für eintreffendes, russisches Personal zurücklassen.
Obwohl das sogenannte „Department Of Operational Information“ jahrelang in der Ukraine aktiv war, um das Land intern zu beeinflussen und auf dem Radar der Regierung in Moskau zu behalten, sei dies letztendlich gescheitert. Laut ukrainischen und westlichen Quellen habe der Geheimdienst entweder unterschätzt, dass sich die Ukraine gegen Russland wehren würde – oder habe diese Informationen bewusst Wladimir Putin und der Regierung in Moskau vorenthalten.
Ukraine-Krieg: Geheimdienst soll Putin vor Invasion belogen haben
Interessant ist aber vor allem, dass der Geheimdienst der russischen Regierung gegenüber scheinbar bewusst gelogen haben soll. Wie die Recherchen weiter offenbaren, seien im Vorlauf auf die geplante Invasion etliche Umfragen in der Ukraine durchgeführt worden. Aus diesen sei offenbar klar hervorgegangen, dass sich die ukrainische Bevölkerung aktiv gegen einen russischen Einmarsch wehren würde – und nicht, wie es der FSB dem Kreml gegenüber vertreten habe, einen Einmarsch und eine moskaufreundliche Regierung gutheißen würde.
Laut einem westlichen Sicherheits-Beamten seien die anfänglichen Invasionspläne von „viel Wunschdenken“ angetrieben worden. Am Ende seien die FSB-Agenten statt einer geplanten Blitz-Invasion in Kiew jedoch gezwungen gewesen, sich mit dem russischen Militär aus der Stadt zurückzuziehen. Obwohl man sich in Moskau nun für das scheinbare Scheitern der jahrelangen Invasions-Vorbereitungen verantworten müsse, haben die Anführer des FSB laut amerikanischer Behörden ihre Machtpositionen behalten und seien am Kriegsgeschehen weiterhin beteiligt. (le)