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Gegen russische T72-Panzer: Das kann der Leopard 1 ausrichten – „Masse ist wichtig“

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Von: Jens Kiffmeier

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Leopard 1 für die Ukraine: Robert Habeck genehmigt die Ausfuhr der alten Panzer. Das deutsche Modell ist dem russischen T72 nicht überlegen – aber dennoch wichtig.

Berlin/Kiew – Erst der Leopard 2, nun auch der Vorgänger: Die Bundesregierung hat der Ukraine die Lieferung des alten Leopard-1-Panzers zugesichert. So erteilte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Exportgenehmigung. Das bestätigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag (3. Februar) in Berlin. Konkrete Details zu Umfang und Zeitpunkt der Lieferung nannte er nicht. Doch wahrscheinlich stammen die Kampfpanzer aus noch vorhandenen Industriebeständen. Aber kann der in die Jahre gekommene Leo 1 noch was im Krieg gegen Russland ausrichten? Experten sagen: Ja.

Ukraine-Krieg: Bundesregierung genehmigt Lieferung vom Leopard 1 – was kann der Panzer?

„Der Leopard 1 ist den alten russischen Panzern nicht überlegen“, sagte der Militärexperte Carlo Masala der Welt. Dennoch ist die Entscheidung der Bundesregierung, den Export zu genehmigen, aus seiner Sicht durchaus sinnvoll. Im Kampf gegen Russlands Angriffskrieg komme es für die Ukraine auch auf „Masse“ an. So könne der alte Kampfpanzer nach wie vor die Artillerie unterstützen und helfen, die massiven Angriffe der russischen Truppen abzufedern.

Billigt die Ausfuhr von alten Leopard-1-Panzern für die Ukraine: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Billigt die Ausfuhr von alten Leopard-1-Panzern für die Ukraine: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). © Bernd von Jurtczenka/Constanze Emde/dpa/Montage

Erst der Leopard 2, dann auch der Leopard 1: Deutschland unterstützt Ukraine mit Panzerlieferung

In den vergangenen Wochen waren die Kämpfe im Ukraine-Krieg wegen des Winters etwas abgeflaut. Doch es wird erwartet, dass mit Beginn des Frühjahres die Offensiven wieder losgehen. Beide Seiten rüsten derzeit massiv auf. Nach monatelangem Drängen hatte der Westen in der vergangenen Woche nachgegeben und der Ukraine die Lieferung von hochmodernen Kampfpanzern zugesagt. Neben dem US-amerikanischen Abrams oder dem britischen Challenger-2 liefert Deutschland auch den Leopard-2 – der als einer der besten Panzer der Welt gilt.

Leopard 1: Früherer Exportschlager soll nun Russlands Panzer in Schach halten

Im Vergleich dazu kann der Leopard 1 nach Expertenmeinung nicht mithalten. Er ist der erste Kampfpanzer, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden ist. Er wurde zwischen Mitte der 60er und Mitte der 80er Jahre produziert. Für Hersteller Krauss Maffei Wegmann entwickelte sich das Modell zu einem Exportschlager. 4200 Stück wurden Unternehmensangaben zufolge in neun Länder auf allen fünf Kontinenten verkauft.

Leopard 1 vs. T72: Das sind die Merkmale des deutschen Panzers

Gewicht42,2 t
Motorleistung610 kW (830 PS)
Höchstgeschwindigkeit:65 km/h
Reichweite550 km
Bewaffnung105 mm L 7A3 / 2x 7,62 mm Maschinengewehr

Bei der Bundeswehr wurde der Leopard 1 ausgemustert. Aber bei der Industrie lagern noch mehrere Dutzend. So besitzt etwa Rheinmetall noch 88 Panzer vom Typ Leopard 1A5. Den Angaben zufolge könnten diese innerhalb von acht bis zwölf Monaten wieder für den Einsatz fit gemacht werden. Durch die Stilllegung sollen sie teilweise von innen verschimmelt sein. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, soll auch die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) theoretisch noch dutzende Modelle zur Verfügung haben.

Wann werden die Panzer geliefert? Wie viel muss Deutschland für Leopard 1 bezahlen?

Ob diese Bestände nun tatsächlich freigegeben werden, ist aber noch unklar. Offizielle Angaben wollte die Bundesregierung nicht machen. Insofern bleiben noch viele Fragen offen: Wann werden die Panzer geliefert? Wer bezahlt die Panzer für die Ukraine? Der Regierungssprecher warb in allen Punkten um Geduld. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man nicht viel sagen, so Hebestreit. Doch das meiste werde sich „in den nächsten Tagen und Wochen konkretisieren“.

Ein großes Problem scheint bei der Lieferung aber vor allem noch die Beschaffung von ausreichend Munition zu sein. Theoretisch könnte Brasilien helfen, die einst 250 Leopard-Panzer aus Deutschland gekauft und noch genug Munition für die 105-Millimeter-Kanone des Modells der ersten Generation zur Verfügung haben sollen. Doch bislang lehnte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eine Weitergabe ab. Daran konnte auch der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nichts ändern. Im Anschluss stellte der Brasilianer klar, dass sich sein Land in keinster Weise in den Ukraine-Krieg einmischen werde – auch nicht „indirekt“.

In Russland wird man das mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben. Die Panzerlieferungen des Westens nimmt Präsident Wladimir Putin mit Argwohn und durchaus einer Spur Angst zur Kenntnis. Zwar lässt er seine Propagandisten über die Leos höhnen und lobt eine Abschussprämie für die Soldaten aus. Dennoch wissen die russischen Oberbefehlshaber um die technische Überlegenheit der neueren Modelle. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, werden deswegen gerade hektische Vorbereitungen für eine schnelle Offensive getroffen.

Leopard vs T72: Deutsche und russische Panzer treffen in der Frühjahrsoffensive aufeinander

So gehen Militärexperten davon aus, dass Russland bereits im Februar zum Großangriff übergehen könnte, um den westlichen Lieferungen zuvorzukommen. Weil selbst Putins Wunderwaffe, der moderne T14 Armata, dem deutschen Leopard 2 nicht gewachsen ist, setzt der Kreml auf Masse. In den vergangenen Tagen wurden viele Züge von Geheimdiensten registriert, die voll beladen mit alten T72-Panzern in Richtung ukrainischer Front rollten. Diesem Treiben soll nun offenbar der Leopard 1 entgegengesetzt werden. (jkf)

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