1. Startseite
  2. Politik

Russland: Nawalny verklagt sein Gefängnis wegen Winterstiefeln – „Lachen Sie jetzt nicht“

Erstellt:

Von: Kathrin Reikowski

Kommentare

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny während einer Anhörung im Moskauer Stadtgericht. © Uncredited/Moscow City Court/AP/dpa

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny verklagt das Hochsicherheitsgefängnis, in dem er sitzt. Auf Twitter begründet er das – und wendet sich an seine Anhänger.

Russland - „Ich bin auf der untersten Stufe der Maslow-Pyramide angekommen“, schreibt Alexej Nawalny über sein Team aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Russland auf Twitter. „Ihr wisst, diese Pyramide aus den Lehrbüchern, bei der man auf der untersten Stufe überleben und essen will, und auf der obersten Stufe ins Theater gehen will, ein Rockstar werden will, oder ein Mönch.“

Während die „progressive Öffentlichkeit“ auf Twitter über die internationale Lage diskutiere, verklage er seine „Gefängniskolonie und verlange, dass sie mir Winterstiefel zur Verfügung stellt“, erklärte Nawalny am Montag. „Lachen Sie jetzt nicht.“ Bereits vor „Wochen“ sei in dem Gefängnis auf Winterkleidung umgestellt worden. „Meine bösartigen Gefängniswärter geben mir dreist meine Winterstiefel nicht.“

Nawalny sitzt in Gefängnis östlich von Moskau ein – möglicherweise noch für bis zu 30 Jahre

Der 46-Jährige ist nahe der Stadt Wladimir rund 230 Kilometer östlich von Moskau inhaftiert. Dort lagen die Temperaturen am Montag bei minus sechs Grad. Nawalny sitzt dort eine neunjährige Haftstrafe ab. Im Oktober gab er bekannt, dass neue Anklagen gegen ihn vorliegen würden, die mit bis zu 30 Jahren Haft geahndet werden könnten. In Deutschland hatte er sich von einem Giftanschlag erholt.

„Mein Hof ist eine Eisfläche, kleiner als meine Zelle“, schreibt Nawalny. „Aber das sind die einzigen eineinhalb Stunden Frischluft, die ich bekomme.“ Die fehlenden Winterstiefel seien ein „hervorragendes Beispiel für die Hinterhältigkeit und das ausgeklügelte System der Druckausübung“ in russischen Gefängnissen, schrieb Nawalny.

„Wenn man dir keine Winterstiefel gibt, bedeutet das, dass du nicht spazieren gehst (und du leidest darunter) oder du gehst spazieren und wirst krank (was mir schon passiert ist).“ Im Gefängnis krank zu werden, sei „absolut nicht empfehlenswert“, erklärte der russische Oppositionspolitiker. Es gebe nur drei Mal am Tag einen Becher heißes Wasser, morgens, mittags und abends. Damit sei es nicht möglich, wieder gesund zu werden.

Russlands Oppositionspolitiker Nawalny: „Winterschuhe machen mich verwundbar“

Nawalny richtete sich zudem an seine Unterstützerinnen und Unterstützer. Er habe in letzter Zeit viele Briefe erhalten, in dem ihm Menschen von „Finsternis und Depression“ geschrieben hätten.

„Reißen Sie sich zusammen. Wenn Sie am Leben, gesund und frei sind, ist alles nicht so schlimm. Trinken Sie Ihren Kürbis-Latte und tun Sie etwas, um Russland näher an die Freiheit zu bringen.“

 Alexej Nawalny

Mit Blick auf die Gefängniswärter schreibt der Widersacher von Wladimir Putin: „Das Gefängnis ist ein nie endender Kampf, gegenseitige Schwächen aufzudecken. Und diese Winterschuhe machen mich verwundbar.“ (AFP/kat)

Auch interessant

Kommentare