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50.000 Wagner-Söldner im Ukraine-Krieg – jetzt teils sogar mit Befehl über Putins Armee?

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Von: Felix Durach

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Die Zahl der in der Ukraine eingesetzten „Wagner“-Söldner steigt. Der britische Geheimdienst hat derweil Zweifel an den Rekrutierungsplänen des Kremls.

Moskau - Der Einfluss der berüchtigten Söldnertruppe „Wagner“ in der russischen Armee scheint im Ukraine-Krieg gewachsen zu sein. Berichten der US-Regierung zufolge befinden sich aktuell knapp 50.000 Angehörige der paramilitärischen Gruppe im Kampfeinsatz in der Ukraine. Teils habe „Wagner“ auch das Kommando. Ein Großteil der Kämpfer sei dabei offenbar aus russischen Gefängnissen heraus für den Einsatz rekrutiert worden.

Ukraine-Krieg: 50.000 „Wagner“-Söldner für Russland im Einsatz - Großteil aus dem Gefängnis rekrutiert

John Kirby, der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, erklärte am Donnerstag in Washington D.C., knapp 40.000 Strafgefangene befänden sich unter den „Wagner“-Söldnern. Wegen der mangelnden Ausbildung und dem Einsatzgebiet der Söldner sind die Verluste in den Reihen der „Wagner“-Gruppe enorm. Kirby zufolge wurden alleine in der vergangenen Woche 1000 „Wagner“-Söldner in der Ukraine getötet.

Hinter der Söldnerarmee steht der russische Geschäftsmann Jewgeni Prigoschin, der auch unter dem Spitznamen „Putins Koch“ bekannt ist. Erst im September dieses Jahres bekannte sich Prigoschin öffentlich dazu, die „Wagner“-Gruppe im Jahr 2014 gegründet zu haben. Prigoschin ist auch wegen seiner Skrupellosigkeit bei der Ausführung paramilitärischer Operationen berüchtigt — so auch in der Ukraine. Prigoschin drehe Menschen in der Ukraine „buchstäblich durch den Fleischwolf“, sagte Kirby. Er nehme keinerlei Rücksicht auf Menschenleben, schon gar nicht auf ukrainische. „Aber ich würde so weit gehen zu sagen, auch nicht auf russische“, so der US-Offizielle. Er kündigte neue Sanktionen der USA gegen die Söldnertruppe an.

Der Russe Jewgeni Prigoschin finanziert die Söldnertruppe Wagner, die Armee ist auch im Ukraine-Krieg zugange
Der Russe Jewgeni Prigoschin finanziert die Söldnertruppe Wagner, die Armee ist auch im Ukraine-Krieg zugange. © ITAR-TASS/Imago

Ukraine-Krieg: „Wagner“-Söldner übernehmen wohl auch Kommando über russische Soldaten

Kirby gab außerdem an, dass „Nordkorea eine erste Waffenlieferung an ‚Wagner‘ abgeschlossen“ habe - die Söldnergruppe habe dafür bezahlt. „Wir gehen davon aus, dass die Menge an Material, die an ‚Wagner‘ geliefert wurde, die Dynamik auf dem Schlachtfeld und in der Ukraine nicht verändern wird, aber wir sind auf jeden Fall besorgt, dass Nordkorea plant, mehr militärische Ausrüstung zu liefern.“

Aus den US-Berichten geht ebenfalls hervor, dass „Wagner“-Söldner in bestimmten Fällen auch das Kommando über Soldaten der russischen Armee übertragen bekommen haben. Eine beachtenswerte Entwicklung auch deshalb, weil Präsident Wladimir Putin stets bestritten hatte, dass der Kreml die Söldnertruppe gezielt für die Unterstützung der russischen Armee einsetzt. Beobachter hatten die „Gruppe Wagner“ jedoch bereits seit Längerem als „Putins Schattenarmee“ bezeichnet. Doch der russische Präsident scheint aktuell Probleme mit der geplanten Vergrößerung seiner Streitkräfte zu haben.

Ein Mann in Camouflage steht vor dem Hauptquartier der Gruppe Wagner in Moskau.
Ein Mann in Camouflage steht vor dem Hauptquartier der Gruppe Wagner in Moskau. © OLGA MALTSEVA/imago-images

Russland will Armeestärke um 30 Prozent ausbauen – britischer Geheimdienst äußert Zweifel

Denn das britische Verteidigungsministerium berichtete am Freitag (23. Dezember) in seinem täglichen Ukraine-Update von großen Herausforderungen für Moskau bei der Rekrutierung neuer Soldaten. Putin seien Pläne vorgelegt worden, die Stärke der Armee um 30 Prozent auf 1,5 Millionen Soldaten zu erhöhen. Verteidigungsminister Sergei Schoigu erklärte, dass die Erweiterung zumindest zwei Brigaden im Nordwesten Russlands betreffen werden, die auf Divisionsstärke anwachsen sollen. Damit reagiere das russische Militär auch auf eine gestiegene Bedrohung durch die Nato mit der Aufnahmen von Finnland und Schweden.

Die britischen Behörden sehen bei dem Vorhaben jedoch ungelöste Fragen. „Es bleibt unklar, wie Russland die Rekruten finden wird, um eine solche Vergrößerung zu erreichen in einer Zeit, wenn seine Streitkräfte unter nie da gewesenem Druck sind in der Ukraine“, so die Mitteilung der Briten. Die russische Armee könnte auch deshalb in der Ukraine vermehrt auf den Einsatz von „Wagner“-Söldnern setzen. (fd mit dpa)

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