Mobilisierung läuft angeblich geheim weiter – doch Russen-Armee ist mit Ausbildung überfordert

Die Mobilisierung von russischen Zivilisten im Krieg gegen die Ukraine läuft heimlich weiter. Doch an der Ausbildung der Soldaten hapert es: Russland fehlen erfahrene Offiziere.
Moskau - Nach fast neun Monaten Ukraine-Krieg fehlt es der russischen Armee mittlerweile an erfahrenen Offizieren. Durch die von Präsident Putin angekündigte Teilmobilisierung wurde die Zahl der Soldaten erhöht. Berichten zufolge läuft die Mobilisierung im Lande noch immer heimlich weiter. Doch die Ausbildung der Rekruten bereitet Russland Probleme.
Krieg gegen die Ukraine: Teilmobilisierung in Russland läuft weiter
Am Dienstag (1. November) hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Teilmobilisierung im Lande für beendet erklärt. Berichten des US-amerikanischen Institute of War zufolge, laufe die Mobilmachung von Soldaten allerdings heimlich weiter. „Putins Behauptungen über eine erfolgreiche und abgeschlossene Mobilisierung stehen im Widerspruch zu seinem Erlass vom 4. November, der es russischen Beamten erlaubt, „Bürger mit noch nicht rechtskräftigen Verurteilungen wegen einiger schwerer Verbrechen zu mobilisieren“, heißt es in dem Bericht.
Auch russische Medien berichteten demnach, dass sich russische Behörden und Unternehmen auf eine zweite Mobilisierungswelle vorbereiten. „Die Gouverneure der Gebiete Rostow, Kursk und Woronesch haben ebenfalls bereits über die Durchführung einer zweiten Mobilisierungswelle gesprochen, und einige Männer haben berichtet, dass sie Vorladungen für 2023 erhalten haben“, schreiben die Experten weiter.
Russland mobilisiert Zivilisten: Doch erfahrene Soldaten fehlen
Bislang scheint Russland durch die Mobilisierung von Zivilisten allerdings keinen großen Vorteil im Krieg gegen die Ukraine erhalten zu haben. Wie das britische Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilte, habe Russland derzeit Probleme mit der Ausbildung der Zivilisten.
Demnach hatte Moskau bereits Schwierigkeiten, Training für die etwa 300.000 bei der Teilmobilisierung eingezogenen Reservisten zu organisieren. Das Problem dürfte sich den Briten zufolge für die im Herbst eingezogenen etwa 120.000 Wehrpflichtigen noch verschärfen.
Zivilisten im Krieg gegen die Ukraine: „Minimale oder überhaupt keine Ausbildung“
„Neu verpflichtete Rekruten erhalten wahrscheinlich eine minimale Ausbildung oder überhaupt keine Ausbildung“, lautet die Einschätzung der britischen Experten. Grund für die fehlende Ausbildung sei, dass erfahrene Offiziere und Ausbilder in der Ukraine kämpften oder bereits verstarben. Der Einsatz unausgebildeter Streitkräfte trage jedoch wenig zusätzliche Kampfkraft bei.
Bereits im Oktober hatte das britische Verteidigungsministerium davon berichtet, dass es Moskau an fähigen Nachwuchsoffizieren mangele. „Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind Moskaus Probleme an der Front in der Ukraine zum Teil auf einen Mangel an kompetentem Führungspersonal zurückzuführen“, hießt es Mitte Oktober.
Die britische Regierung veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. (sf/dpa)