Erstmeldung vom 17. September, 12 Uhr: Moskau - Die Wahllokale in Russland haben geöffnet. Die dreitägige Abstimmung für die Parlamentswahl ist an diesem Freitagmorgen um 8 Uhr MESZ nun in allen Landesteilen angelaufen. Zu diesem Zeitpunkt öffneten die letzten Wahllokale in der Ostsee-Exklave um Kaliningrad, dem westlichsten Teil Russlands.
Bis einschließlich Sonntag (19. September) sind rund 110 Millionen Menschen in Russland aufgerufen, über die Zusammensetzung der neuen Staatsduma abzustimmen. In vielen Regionen werden zeitgleich Regional- und Stadtparlamente gewählt. Die Kremlpartei Geeintes Russland will ihre absolute Mehrheit in der Staatsduma verteidigen. Der Urnengang gilt als Stimmungstest für Präsident Wladimir Putin.
Brisant: Die App des inhaftierten Regierungskritikers Alexej Nawalny* ist nach Angaben von dessen Unterstützern am Tag der Parlamentswahl in Russland aus den App Stores von Google und Apple verschwunden, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Der Vorsitzende von Nawalnys Anti-Korruptionsstiftung, Iwan Schdanow, warf den beiden US-Unternehmen auf Twitter vor, die App gelöscht zu haben. „Die autoritäre russische Regierung und die Propaganda werden entzückt sein“, schrieb er.
Laut einem Bericht der „Tagesschau“ hatte die russische Aufsichtsbehörde Roskomnadsor Google und Apple mit Strafen gedroht, sollte die App nicht aus den Stores verschwinden. Das Angebot könne als Einmischung in die Wahlen gewertet werden. Nawalnys App soll helfen, Kandidaten abseits der Putin-Partei „Einiges Russland“ in die Duma zu bringen.
Aus Deutschland wurden bereits kritische Stimmen zur Wahl laut. Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff hat den Ausschluss von Oppositionskräften bei der Parlamentswahl in Russland kritisiert. „Die Bürger der Russischen Föderation haben bei der Duma-Wahl 2021 keine echte Wahl“, sagte er der dpa. Der Kreml habe so geplant, dass lediglich eine Bestätigung des Systems von Wladimir Putin herauskommen könne.
„Mit dem Giftanschlag und der anschließenden Inhaftierung von Alexej Nawalny* hat Präsident Putin auch seinen wichtigsten Kritiker nahezu mundtot gemacht. Eine Schwesterpartei der FDP in Russland, Parnass, wurde ganz verboten, eine weitere, Jabloko, wird behindert und benachteiligt“, sagte Lambdsdorff. „Zusätzlich sollte die Zahl der OSZE-Wahlbeobachter von fast 500 auf 60 reduziert werden, sodass die Organisation ihre Mission unmöglich seriös durchführen könnte und absagen musste.“ Lambsdorff mahnte die Bundesregierung nicht aufzuhören, dies in Gesprächen mit der russischen Seite zur Sprache zu bringen. (nema mit dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA