1. Startseite
  2. Politik

Neue Spur zur Nord Stream-Sabotage? Zwei „dark ships“ geben Rätsel auf

Erstellt:

Von: Stephanie Munk

Kommentare

An den Pipelines Nord Stream 1 und 2 gab es im September mehrere Explosionen, vermutet wird Sabotage. Nun sollen in den Daten von Satelliten zwei „dark ships“ entdeckt worden sein.

Stockholm - Mehrere Lecks an den beiden Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 - diese Nachricht ging vor rund acht Wochen inmitten der Geschehnisse des Ukraine-Kriegs um die Welt. Tagelang strömte mitten im Meer riesige Mengen an Methan aus den Ostsee-Pipelines. Schnell war der Verdacht da, dass ein vorsätzlicher Anschlag dahinter steckt. Vermutlich wurden Sprengsätze an den Pipelines angebracht, die explodierten und massive Schäden verursachten.

Bis heute versuchen Ermittler zu klären, wer für die mutmaßliche Sabotage der Erdgas-Pipelines, die von Russland nach Deutschland verlaufen, verantwortlich ist. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse: Laut neuer Satellitendaten waren wenige Tage vor dem Anschlag zwei riesige Schiffe nahe der Lecks unterwegs - sogenannte „dark ships“. Sie hatten ihre Peilsender ausgeschaltet, was eigentlich in der Schifffahrt verboten ist. Das berichtet die US-amerikanische Computerzeitung Wired.

Rätselhafte Schiffe nahe der Pipeline-Lecks - „Versuchten, Informationen zu verbergen“

Die Analyse der neuen Satellitendaten stammt laut dem Bericht von der Firma „SpaceKnow“. Es konnte zwei Schiffe ausmachen, die zirka 95 bis 130 Meter lang waren, und wenige Meilen von den späteren Lecks entfernt unterwegs waren. „Sie hatten ihre Peilsignale abgeschaltet, sodass es keine Informationen über ihre Bewegung gab, und sie versuchten, ihre Standortinformationen und allgemeinen Informationen vor der Welt zu verbergen“, wird „SpaceKnow“-Chef Jerry Javornicky zitiert.

Insgesamt habe man in den Wochen vor den Nord Stream-Explosionen 25 Schiffe identifiziert, die in dem Gebiet unterwegs waren, heißt es. Bei 23 waren die Tracker des Automatischen Identifikationssystems (AIS) eingeschaltet - bei zweien nicht. Dabei sei dies nach internationalem Recht Vorschrift. Das AIS sendet automatisch Namen, Fahrrichtung und Standort des Schiffes sowie andere Daten. Es soll Unfälle auf dem Meer verhindern und bei der Navigation behilflich sein.

Die Luftaufnahme der schwedischen Küstenwache von Ende September 2022 zeigt ausströmendes Gas aus einem Leck an der Pipeline Nord Stream 1.
Die Luftaufnahme der schwedischen Küstenwache von Ende September 2022 zeigt ausströmendes Gas aus einem Leck an der Pipeline Nord Stream 1. © The Swedish Coast Guard/Imago

Schiffe ohne Peilsender nahe Ostsee-Pipelines - Steckt Russland hinter Sabotage?

Schalte ein Schiff seinen automatischen Tracker aus, werde es meist verdächtigt, in illegalen Fischfang oder Menschenhandel involviert zu sein, schreibt Wired. Vor allem in der Ostsee mit seinem immensen Schiffsverkehr sei das Abschalten des Identifikationssystems sehr unüblich, „es sei denn, die Schiffe haben eine geheime militärische Mission oder andere geheime Ziele“, wird Otto Tabuns, Direktor der NGO „Baltic Security Foundation“, zitiert.

Die Erkenntnisse über die „dark ships“ dürften Spekulationen über die Verursacher der Pipeline-Lecks wieder anheizen. Der überwiegende Teil der westlichen Länder vermutet Russland hinter dem Sabotage-Akt - auch wenn es paradox klingt, dass Präsident Wladimir Putin seine eigenen Pipelines zerstört. Es könnte jedoch Teil psychologischer Kriegsführung sein, um die Angst in Europa vor einer Energiekrise anzuheizen und das Signal zu senden, dass Russland auch noch weitere essenzielle Unterwasser-Leitungen beschädigen könnte.

Russland jedoch weist alle Beschuldigungen von sich und spricht seinerseits von einem „Terrorakt“. Putin verdächtigte in einer Rede unverhohlen die USA als Drahtzieher der Anschläge. Das Unternehmen „SpaceKnow“ habe seine Erkenntnisse über die „dark ships“ nun jedenfalls der Nato für ihre weiteren Ermittlungen zur Verfügung gestellt, berichtet Wired. (smu)

Auch interessant

Kommentare