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Große russische Verluste: Wie eine türkische Drohne Putins Erfolg auf der Schlangeninsel blockiert

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Im Krieg gegen die Ukraine hat die Schlangeninsel eine strategisch wichtige Bedeutung für Putins Armee. Doch eine Drohne bereitet Russland Schwierigkeiten.

Schlangeninsel - Im eskalierten Ukraine-Konflikt wurden beide für die ukrainische Bevölkerung schon zu Beginn des Krieges Symbole des „heldenhaften Widerstands“ gegen die russische Invasion: Es geht um die ukrainische Schlangeninsel und die türkische Drohne Bayraktar TB2. Bereits im Vorfeld galt sie als eine Waffe, die Putins Truppen fürchten.

In den vergangenen Tagen tauchen diese zwei Namen immer häufiger gemeinsam auf, denn die Drohne setzt den Truppen von Wladimir Putin auf der Insel offenbar mächtig zu. Eine Bedrohung, gegen die auch die russische Luftabwehr - die schon vor dem Ukraine-Krieg zahlreiche Begegnungen mit der TB2 hatte - nur begrenzt schützen kann.

Schlangeninsel: Strategisch wichtig im Ukraine-Krieg - Insel wurde weltbekannt zu Invasionsbeginn

Die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen um die Insel intensivieren sich. Diese Karte zeigt, wo der Ukraine-Krieg wütet. Die vollständige Kontrolle über die Insel gilt als eines der obersten Prioritäten von Putins Armee, die aktuell ihre Angriffe auf die westliche Hafenstadt Odessa verstärkt. Für Russland ist die Insel aus strategischer Sicht äußerst bedeutsam, denn nur so kann die Versorgung der Südukraine einschließlich Odessa gekappt und die Stadt bequemer angegriffen werden. Das berichtete die Bild. Außerdem befindet sich die Insel unweit zum Nato-Staat Rumänien und zum pro-russischen Separatistengebiet Transnistrien. Somit steht die Schlangeninsel im Mittelpunkt der südwestlichen Front des Ukraine-Krieges.

Genau aus diesem Grund rückte die kleine Insel direkt zu Beginn der russischen Invasion in den Fokus der russischen Marine. Weltweit bekannt wurde sie, als ein dutzend ukrainische Soldaten auf der Insel mit „F*ck dich!“ auf die russischen Schiffe „Moskwa“ und „Wasilli Bykow“ antworteten, als sie zur Kapitulation aufgerufen wurden. Mit der militärischen Übermacht gelang es Russland schließlich, die Insel einzunehmen. Die ukrainischen Soldaten, die sich zur Wehr setzten, wurden nicht vergessen - zu ihren Ehren gab es sogar eine spezielle Briefmarke. Die Insel selbst wurde auch nicht vergessen: Nun haben die Truppen von Putin erhebliche Schwierigkeiten auf der Insel, denn sie sind der Bayraktar-Drohne regelrecht ausgeliefert.

Ukraine-Krieg: Bayraktar TB2 hilft der Ukraine auf der Schlangeninsel - Russland kennt sie bereits

Dabei ist die Ukraine ein neues Kapitel in der für Moskau nicht so erfreulichen Geschichte der Zusammenstöße zwischen Russland beziehungsweise russischer Militärtechnik und der türkischen Bayraktar TB2-Drohne. Es ist das Juwel der türkischen Rüstungsindustrie, die in den vergangenen Jahren mit unter anderem Drohnen, Marschflugkörpern, Anti-Schiffsraketen, Fregatten und Geräten zur elektronischen Kriegsführung aus Eigenproduktion einen massiven Sprung nach vorne gemacht hat. Auch die Entwicklung eines eigenen Kampfjets und Panzers soll laufen. Doch aktuell ist und bleibt die TB2, die oft mit MAM-L-Raketen des türkischen Roketsan bestückt ist, wegen des Ukraine-Krieges im Mittelpunkt.

Turkish-made Bayraktar TB2 drone is seen during the Ukrainian Independence Day parade in Kyiv. Ukraine celebrates 30 years of independence in an unstable geopolitical climate. President Volodymyr Zelensky gathered representatives of some 40 countries to inaugurate the Crimean Platform on the eve of Independence Day.
Mit der Bayraktar TB2-Drohne setzt das ukrainische Militär den Truppen von Wladimir Putin mächtig zu. © Imago Images/Mohammad Javad Abjoushak

Zuvor nutzte die Türkei die Drohne in Syrien gegen das von Russland unterstützte Assad-Regime, verhalf der libyschen Regierung in Tripoli zum Sieg gegen den ebenfalls von Moskau gedeckten Warlord Chalifa Haftar und unterstützte Aserbaidschan im Kampf gegen Armenien um Nagorno-Karabach. In allen Fällen wurde russische Militärausrüstung zerstört. Die türkischen und aserbaidschanischen Verteidigungsministerien veröffentlichten zahlreiche Aufnahmen zu den Abschüssen. Mal war es die Pantsir-S1, mal eine Buk, mal eine Tor - Luftabwehrsysteme, die eigentlich die Drohne abwehren sollen. Doch wegen ihres geringen Radarquerschnitts ist die TB2 nur schwer zu erkennen und abzuwehren. Vor dem Krieg in der Ukraine wurden dutzende Drohnen an Kiew verkauft.

Schlangeninsel: Ukrainische Schläge mit TB2 und offenbar Su-27 - russische Ausrüstung zerstört

Dank dem scheint sich das Blatt im Kampf um die Schlangeninsel nun zu wenden. Innerhalb weniger Tage verlor die russische Armee nach Angaben des ukrainischen Generalstabs mindestens zwei Patrouillenboote des Typs „Raptor“, ein Landungsschiff des Typs „Serna“ und zuletzt sogar einen Helikopter des Typs „Mi-8“ - alles von der Bayraktar abgeschossen. Dem Spiegel zufolge wurden auch Luftabwehrsysteme des Typs Strela-10, Tor und Su-23 ebenfalls durch die Drohne ausgeschaltet.

Außerdem erfolgten auch Schläge gegen russische Positionen in der Nähe des Leuchtturms der Insel. Insgesamt wurden russische Truppen dutzende Male angegriffen. Die Abschüsse wurden dabei vom ukrainischen Generalstab mit Aufnahmen der Drohnenkamera visuell bestätigt. So zeigt etwa ein Video die Zerstörung des Landungsschiffs, mit dem höchstwahrscheinlich neue Luftabwehrsysteme auf die Insel geliefert wurden. An Bord befanden sich auch mehrere russische Soldaten.

Ein weiteres bislang nicht unabhängig verifiziertes Video zeigt den Moment des Angriffs auf die Insel von zwei ukrainischen Su-27 Kampfflugzeugen. Die Aufnahmen scheinen von einer TB2 zu stammen. Laut dem Spiegel flogen die Jets bei dem Angriff aus dem Süden und zudem gegen Radarwahrnehmung extrem tief an. Außerdem dürften sie von den TB2-Angriffen profitiert haben, die zuvor die Luftverteidigung auf der Insel ausschalteten. Moskau selbst will zwei ukrainische Bomber des Typs Su-24 und einen Mi-24-Hubschrauber der Ukraine abgeschossen haben. Hierfür lieferte das russische Verteidigungsministerium aber keine Belege.

Ukraine-Russland-Krieg: Erdogans Schwiegersohn beliefert Kiew mit Drohnen - Pläne für Produktion

Für Baykar, dem türkischen Hersteller der Drohne, sind die Ereignisse in der Ukraine interessant, da sie zeigen, dass die Drohne nicht nur gegen Stellvertreter Russlands, sondern auch gegen Russland selbst effektiv operieren kann. Sperrspitze der TB2-Entwicklung ist dabei Selcuk Bayraktar, ein MIT-Student und zugleich der Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Schon 2005 stellte er seine erste Mini-Drohne für die türkischen Streitkräfte her und versprach: „Wenn diese Projekte unterstützt werden, können wir in fünf Jahren die Nummer 1 auf der Welt in diesem Gebiet sein.“ Zwar hat es etwas mehr als fünf Jahre gedauert, doch inzwischen sind bewaffnete türkische Drohnen wie die TB2, Akinci, Anka oder Aksungur eine ernsthafte Konkurrenz für Drohnen aus den USA, Israel oder China.

Ganz zur Freude der Ukraine, denn aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses ist die TB2 ideal für Kiew. In Zukunft soll dort auch eine Produktionsstätte entstehen, wie die ukrainische Staatsagentur Ukrinform und Baykar-Quellen informierten. Doch das Schicksal dieses Projekts hängt vom Ausgang des Krieges ab. Fest steht jedoch, dass die Drohne die russischen Truppen noch öfter beschäftigen wird. (bb)

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