Update vom 25. November, 10.07 Uhr: Der Bund möchte laut der Beschlussvorlage die Ferien ab dem 19. Dezember beginnen lassen. Nicht ab dem 16. Dezember. Hierbei kam es offenbar zu Verwirrung, schrieb der Journalist Michael Bröcker auf Twitter.
Update vom 25. November, 10.00 Uhr: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert in einem Katalog, aus dem die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Mittwoch zitierten, eine „Betreuungsgarantie“ im Falle von Schul- und Kitaschließungen. Und zwar für alle, „die diese Unterstützung brauchen“.
Update vom 24. November, 15.25 Uhr: Überraschend zieht nun auch Niedersachsen die Weihnachtsferien vor. Wie eine Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bestätigte, wird wie in Nordrhein-Westfalen und Bayern der 18. Dezember der letzte Schultag vor den Ferien sein. Das hatte zuvor aus dem Kabinett noch ganz anders geklungen (siehe Erstmeldung). Aber womöglich hat das Beispiel Bayern dann doch genügend Überzeugungskraft generiert.
Bei den Eltern kam die Regelung besonders im Freistaat nicht besonders gut an. Denn nun fragen sich viele Berufstätige, wie die Betreuung der Kinder in der Weihnachtswoche vonstatten gehen soll. Fraglich, ob dieser Punkt zu Ende gedacht wurde. Hier hatte es ja schon bei den Schulschließungen im Frühjahr Verstimmung gegeben.
Erstmeldung am 24. November:
München - Das Desaster im Frühjahr hat abgeschreckt. Als durch das Homeschooling für Millionen Kinder und Jugendliche die jahrzehntelangen Versäumnisse im Bildungssystem offen zutage traten. Deshalb legten sich die Länderchefs schon zu Beginn der zweiten Corona-Welle fest: Diesmal bleiben Schulen offen. Quasi um jeden Preis. Oder um auf einen Satz von CSU-Chef Markus Söder aus jener Frühphase der Corona-Pandemie zurückzugreifen: Whatever it takes.
So sollten etwaige Betreuungsprobleme berufstätiger Eltern umschifft werden. Und die oftmals ungenügende technische Ausstattung für virtuellen Unterricht in Vergessenheit geraten. Doch längst lassen sich die durch den selbstauferlegten Zwang hausgemachten Probleme nicht mehr wegdiskutieren. Wegen einzelner Infektionen müssen ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden. Abwesenheiten von Lehrern ziehen - wie auch schon vor dem Corona-Ausbruch - etliche Unterrichtsausfälle nach sich.
Ein Umdenken hat das nicht zur Folge. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte im ARD-Morgenmagazin einmal mehr: „Wir wollen, soweit es geht, den Präsenzunterricht aufrechterhalten.“ Dabei gehe sein Blick vor allem in Richtung der unteren Jahrgänge, weil in diesen der Unterricht auch aus sozialen Gründen besonders wichtig sei. Für die älteren Schüler könnte auch eine Kombination aus Unterricht vor Ort und digitalen Aufgaben für zu Hause angeboten werden.
Ob Bildungseinrichtungen wirklich zu den Hotspots zu zählen sind, darüber streiten die Experten seit Monaten. Ein klares Nein zu dieser Frage war bislang aber noch nicht zu vernehmen. Sicher ist: Die Situation für Deutschlands Nachwuchs bietet genügend Diskussionsstoff.
Während die 16 Länderchefs bei vielen Corona-Maßnahmen mittlerweile eine einheitliche Linie fahren, deutet sich in Sachen Umgang mit der Schule ein neuer Flickenteppich an. Nordrhein-Westfalen hat als erstes Bundesland beschlossen, den Beginn der Weihnachtsferien vorzuziehen. Bayern zog nach. Auch hier wird der 18. Dezember der letzte Schultag des Jahres sein.
Landesvater Söder verspricht davon, dass das „Infektionsrisiko (...) durch die fast einwöchige Karenzzeit zwischen Schulunterricht und Weihnachten erheblich gesenkt“ werde und „Familien gesund und unbeschwerter feiern können“. Es schwingt also die Hoffnung mit, dass die Kinder und Jugendlichen ab dem 19. Dezember brav zu Hause bleiben. Wobei bekanntlich auch der private Haushalt längst als nicht zu unterschätzender Infektionsherd ausgemacht wurde.
Dem Weg der beiden bevölkerungsreichsten Länder wollen derweil Niedersachsen und Sachsen auf keinen Fall folgen. Aus Rücksicht auf die Eltern, denn der sächsische Kultusminister Christian Piwarz (CDU) befürchtet „ein veritables Betreuungsproblem“. In Niedersachsen wird der Schritt im Westen und im Südosten der Bundesrepublik als „Botschaft von Scheinsicherheit“ kritisiert. Ein klarer Vorwurf in Richtung Armin Laschet und Söder. Hier scheint sich neuer Zoff anzubahnen.
Auch in Bremen, Thüringen und Baden-Württemberg würden die Schüler nach aktuellem Stand noch bis zum 22. Dezember unterrichtet werden. Die grün-schwarze Regierung im Südwesten propagiert Flexibilität: Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will es den Schulen selbst überlassen, die Weihnachtsferien durch bewegliche Feiertage um zwei Tage nach vorne zu verlängern. Wann Bayern und Nordrhein-Westfalen die beiden gestrichenen Unterrichtstage nachholen will, ist derweil noch nicht bekannt.
Für Verwunderung sorgte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, demzufolge die Weihnachtsferien landesweit verpflichtend verlängert würden. Darauf hätten sich die Ministerpräsidenten in Gesprächen geeinigt - einzig Bremen ziehe nicht mit. Der verfrühte Ferienbeginn würde bis Heiligabend eine Strecke von fünf bis sechs Tagen verschaffen, die genutzt werden könne, um Kontakte zu minimieren. Wenn denn alle wirklich zu Hause blieben. Der Grünen-Politiker sprach von einer „ganze(n) Inkubationsphase“.
Auf etwas mehr Einheitlichkeit lässt sich in Sachen Maskenpflicht im Unterricht hoffen: Diese soll deutschlandweit für alle Schüler ab der 7. Klasse gelten. Ausnahmen gibt es für Regionen, die eine Sieben-Tage-Inzidenz von weniger als 50 pro 100.000 Einwohner aufweisen. Auch Schulen ohne Corona-Fälle können von der Regelung ausgenommen werden. Die Länder unter Unions-Führung plädieren sogar für eine Maskenpflicht quer durch alle Jahrgänge. Womit es auch wieder dahin wäre mit einem gemeinsamen Vorgehen im ganzen Staat.
Die vorgeschlagene Teststrategie sieht vor, dass jede Klasse beim ersten Corona-Fall für fünf Tage in Quarantäne geschickt werden soll. Gleiches gilt auch für die betroffenen Lehrer. Am fünften Tag dieser Isolation würde sie Schnelltests unterzogen werden, bei negativen Ergebnissen geht es zurück in die Schule. Vom Bund sollen zusätzliche Kapazitäten an Antigen-Tests zur Verfügung gestellt werden.
Derweil sollen Schülerfahrten und internationaler Austausch untersagt bleiben - was angesichts der in ganz Deutschland geschlossenen Hotels und arg eingeschränkten Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung nur sinnvoll erscheint. Zudem werde empfohlen, den Unterrichtsbeginn zu staffeln und den Schulverkehr so zu entzerren. Dann bestände womöglich auch in den Bussen die Chance, ausreichend Abstand zu halten. (mg)