Krankenkassen übernehmen künftig Tests auf Down-Syndrom - Verband warnt vor „Riesenfehler“

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen unter gewissen Umständen in Zukunft einen Bluttest für das Down-Syndrom. Die Entscheidung stößt auf Kritik.
Berlin - Gen-Tests bei ungeborenen Babys stehen schon länger in der Debatte. Nun sollen Frauen einen Bluttest vor der Geburt auf ein Down-Syndrom ihres Kindes machen können - auf Kassenkosten, wenn auch nur unter strengen Auflagen. Doch es Kritik.
Vor der Geburt: Bluttest auf Down-Syndrom wird Kassenleistung
Die Neuerung beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kassen und Kliniken als oberstes Entscheidungsgremium am Donnerstag in Berlin. Möglich sein soll die neue Kassenleistung aber „nur in begründeten Einzelfällen“ für Frauen mit Risikoschwangerschaften nach ärztlicher Beratung und verbunden mit bestimmten verpflichtenden Informationen.
Durch die „sehr engen Voraussetzungen“ werde klar und eindeutig geregelt, dass der Bluttest nicht als ethisch unvertretbares „Screening“ eingesetzt werde, sagte der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken. Ziel ist es laut G-BA, Risiken einer sonst erforderlichen invasiven Fruchtwasseruntersuchung zu vermeiden, bei der es als schlimmste Komplikation zu Fehlgeburten kommen kann. Seit 2012 gibt es die Bluttests, die im Vergleich zu der alten Methode als risikoarm gilt.
Bluttest für Down-Syndrom: „Recht auf Nichtwissen“
Die Beratung durch den Arzt soll „ausdrücklich ergebnisoffen“ sein. Dabei soll auch auf das jederzeitige „Recht auf Nichtwissen“ von Testergebnissen hingewiesen werden. In Anspruch genommen werden kann die neue Kassenleistung aber noch nicht so schnell. Zunächst muss - voraussichtlich Ende 2020 - der G-BA noch beschließen, wie eine dazugehörige Infobroschüre ausgestaltet werden soll. Auch das Bundesgesundheitsministerium muss die Beschlüsse wie üblich billigen.
Kritik an Bluttest auf Down-Syndrom: „Das ist eben ein Riesenfehler“
Lebenshilfe-Vorstand Sebastian Urbanski hat vor vorgeburtlichen Trisomie-Bluttests gewarnt. „Da ist schon die große Gefahr dabei, weil die Menschen dann aussortiert werden, und das ist eben ein Riesenfehler“, sagte Urbanski am Donnerstag dem SWR. Dadurch bestehe das Risiko, dass es irgendwann gar keine behinderten Menschen mehr auf der Welt gebe, warnte Urbanski, der selbst das Down-Syndrom hat. Er wehrte sich außerdem gegen Vorverurteilungen: „Mein Leben ist großartig, denn so kann ich sehr vieles erreichen.“ Schon vor dem Beschluss gab es Warnungen vor wachsendem Druck auf Eltern, der zu mehr Abtreibungen führe.
dpa/jw