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Seehofers Abschied: Ude macht überraschendes Kompliment - und warnt vor Söder

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Von: Florian Naumann

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Landtagswahl Bayern
Christian Ude und Horst Seehofer am Wahlabend 2013 © dpa/Tobias Hase

Die Ära Seehofer geht in Bayern zu Ende. Ausgerechnet ein früherer Konkurrent hat lobende Worte für Seehofer - und warnt vor dessen Nachfolger.

München - Neuneinhalb Jahre war Horst Seehofer (CSU) Bayerns Ministerpräsident. Mit einer letzten Pressekonferenz ging am Dienstag diese Ära zu Ende. Ausgerechnet von einem, der Seehofers Regentschaft gerne früher beendet hätte, kam nun ein Kompliment für den Bundesinnenminister in spe - aber auch eine deftige Warnung vor der kommenden Entwicklung der CSU.

Seehofer habe in Bayern eine „neue Tonart der lockeren Fairness eingeführt“, sagte Münchens Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) in einem Interview mit dem Deutschlandfunk - Ude war 2013 als SPD-Spitzenkandidat gegen Seehofer angetreten. „Er hat für die politische Kultur in Bayern auch viel Positives bewirkt“, sagte Ude weiter. „Er hat auch die Sozialdemokratie oder die Gewerkschaft oder die Wohlfahrtsverbände würdigen können und nicht nur den eigenen Verein.“

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Auch auf dem harten Boden der politischen Arbeit hielt Ude dem scheidenden Ministerpräsidenten - neben Kritik an einer „unterirdischen“ Rolle in der Flüchtlingspolitik - einiges zugute. Etwa den Ausstieg aus dem Donau-Ausbau und dem G8. Für Bayern habe Seehofer „manche Konflikte gelöst, meist indem er spannend plötzlich eingelenkt ist“, sagte der SPD-Politiker.

Ude: „Söder ordnet alles dem Machterwerb unter“

Zugleich sagte Ude aus dem politischen Ruhestand aber auch neue Konflikte für die Zukunft voraus. Teils wegen hauseigener Probleme der CSU - teils mit Blick auf Seehofers Nachfolger, Markus Söder.

Denn Söder sei „tatsächlich jemand, der vor Ehrgeiz brennt und der in politischen Fragen vor Schmutzeleien nicht zurückschreckt und der dem Machterwerb alles unterordnet“, behauptete Ude. Auch jetzt seien Seehofer und Ude sich „immer noch nicht grün“ - „was wohl in diesem Leben auch nicht mehr passieren wird“.

Neubesetzung des bayerischen Kabinetts
Es werde „immer wieder knistern“: Christian Ude sieht das Verhältnis von Markus Söder und Horst Seehofer nach wie vor mit Skepsis. © dpa / Sven Hoppe

Es werde zwischen Seehofer und Söder „immer wieder knistern“, prophezeite Ude in dem Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Er rechne allerdings dennoch mit einer funktionierenden Machtteilung zwischen Seehofer und Söder. Dafür seien beide „Machtmenschen genug“.

Alt-Bürgermeister warnt vor „profilneurotischer“ CSU

Mit Sorge sieht Ude aus sozialdemokratischer Sicht gleichwohl die politische Zukunft nach der bayerischen Landtagswahl im September. Ein mögliches Ergebnis der CSU von 40 Prozent der Wählerstimmen gelte in Bayern „als schlimme Niederlage der Regierungspartei“, sagte der Alt-OB. Eine solche gefühlte Schlappe könne Konsequenzen haben: 

„Das wird sie aber sehr nervös und aggressiv machen und sie wird dann in der Koalition in Berlin mit Sicherheit noch streitsüchtiger, noch profilneurotischer werden, noch mehr Versuche machen, sich nach rechts zu profilieren, um der AfD das Wasser abzugraben“, sagte Ude mit Blick auf die CSU.

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fn  

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