Spionage-Krimi im Kreml: Lieferte der CIA-Mann Bilder von Putins Schreibtisch?

Ein mutmaßlicher CIA-Spion soll im Kreml nah an Putin heran gekommen sein. Neue Details deuten auf eine filmreife Spionage-Geschichte hin.
Update 17.59 Uhr:
Vom wichtigsten Agenten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA im Kreml ist die Rede. Von einem Mann mit direktem Zugang zu Präsident Wladimir Putin. Vom Kronzeugen, der Russlands Einmischung in den US-Präsidentenwahlkampf von Donald Trump und Putins direkte Order dazu bestätigt haben soll. Sollte stimmen, was russische und US-Medien seit Tagen berichten, dann dürfte dies der spektakulärste Fall von Spionage zwischen den beiden Ländern seit Jahren sein. Und es wäre für den Ex-Geheimdienstchef Putin besonders peinlich, sollte er in seiner Nähe einen CIA-Spion gehabt haben.
In diesem Agententhriller kommen die Details nur bruchstückhaft ans Licht. Und vor allem die Medien in Moskau bauen sich ihre Story zusammen. Offiziell bestätigt ist, dass der ranghohe Beamte Oleg Smolenkow bis 2017 im Kreml gearbeitet habe. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, dass er dann entlassen worden sei. Den Grund nannte er nicht. Unbekannt ist auch, ob und inwieweit Smolenkow tatsächlich Zugang zu Putin hatte.
CIA-Spion im Kreml: Wie nah kam er Putin?
Die „Washington Post“ schrieb, Smolenkow sei früher Diplomat in der russischen Botschaft in Washington unter dem langjährigen Botschafter Juri Uschakow gewesen. Er habe weiter für Uschakow gearbeitet, als dieser zu Putins außenpolitischem Berater ernannt wurde. Die Moskauer Zeitung „Wedomosti“ berichtete, Smolenkow solle dabei zwar keinen Zugang zu Staatsgeheimnissen, aber doch zu Informationen gehabt haben, die die USA interessierten. Demnach hätten Kollegen im Kreml Smolenkow auch als besonders wissbegierig in Erinnerung.
Der US-Sender CNN sprach von einem „Top-Spion“, der sogar Bilder von Dokumenten auf Putins Schreibtisch geliefert habe. Die „New York Times“ berichtete, der schon vor langer Zeit rekrutierte Informant sei zu einer der wichtigsten und am besten geschützten Quellen des US-Geheimdienstes CIA geworden. Die von ihm vor der Präsidentenwahl 2016 gelieferten Informationen seien so brisant gewesen, dass der damalige CIA-Direktor John Brennan die Depeschen darüber in eigens versiegelten Umschlägen ans Weiße Haus geschickt habe.
Bestätigt ist, dass Russland nach Smolenkow fahnden lassen will. Der Vater galt nach einem Urlaub 2017 in Montenegro als vermisst - samt Ehefrau und Kindern. Sogar wegen Mordverdachts sei ab dem 6. September 2017 ermittelt worden, berichteten russische Medien. Nun aber geht wohl auch das russische Außenministerium davon aus, dass sich die Familie in die USA abgesetzt hat.
Enttarnung drohte: USA zogen wohl CIA-Spion aus russischen Regierungskreisen ab - Kremel reagiert
Update 14.35 Uhr: Der Kreml hat bestätigt, dass ein angeblicher US-Spion in der russischen Präsidialverwaltung gearbeitet hat. "Ich weiß nicht, ob er ein Agent war oder nicht. Ich kann nur bestätigen, dass er für die Präsidialverwaltung gearbeitet hat" und "2016 oder 2017" entlassen wurde, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Der Mann habe keinen Posten als höherer Beamter bekleidet und auch keinen direkten Kontakt zu Präsident Wladimir Putin gehabt.
Russischen Medien zufolge handelt es sich bei dem Mann um den US-Informanten, den die US-Geheimdienste 2017 aus Angst vor einer Enttarnung aus Russland abzogen. Dem Fernsehsender CNN zufolge arbeitete der Mann jahrzehntelang für den US-Geheimdienst CIA und stand in unmittelbarem Kontakt mit Putin. Unter anderem habe er heimlich Dokumente auf dem Schreibtisch des russischen Präsidenten abfotografiert.
Kreml-Sprecher Peskow sagte, die US-Berichterstattung gehöre "eher in den Bereich der Schundliteratur".
Enttarnung drohte: USA zogen wohl CIA-Spion aus russischen Regierungskreisen ab
Erstmeldung vom 10. September 2019:
Washington - Ein russischer Informant für die USA mit direktem Kontakt zu Kremlchef Wladimir Putin soll nach US-Medienberichten im Jahr 2017 abgezogen worden sein. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe den Moskauer Spion wegen einer drohenden Enttarnung außer Landes gebracht. Auch der umstrittene Umgang von US-Präsident Donald Trump und dessen Regierung mit Geheimdienstinformationen habe zum Abzug des Agenten geführt, schrieb der Sender CNN am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf namentlich nicht genannte Personen. Über mehr als zehn Jahre habe der Informant Washington wichtige Einblicke geliefert.
Agent gab offenbar Informationen über Russische Einmischung in US-Wahlkampf weiter
Er galt als eine der wertvollsten CIA-Quellen, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf Personen, die mit dem Fall vertraut seien. Seine Informationen hätten auch maßgeblich zu Schlussfolgerungen des US-Geheimdienstes geführt, dass Putin die Einmischung Moskaus in den US-Wahlkampf 2016 befohlen habe. Der Abzug des Top-Informanten sei daher auch mit Blick auf den anstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf ein Verlust. Putin, der selbst früher Geheimdienstoffizier war, hatte eine Einmischung mehrfach ausdrücklich zurückgewiesen.
Die Entscheidung zum Abzug sei nach einem Treffen zwischen Trump und Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Weißen Haus erfolgt, schrieb CNN. Zeitungen hatten damals gemeldet, Trump habe bei dem Gespräch sensible Geheimdienstinformationen preisgegeben. Beim CIA habe dieser Vorgang - obwohl er nicht direkt mit dem Agenten zusammenhing - für Bedenken gesorgt und letztlich zum Abzug geführt. CIA und das Weiße Haus widersprachen offiziell der Darstellung des Senders.
Informant hatte wohl regelmäßig Kontakt zu Putin
Der Informant hatte laut „New York Times“ Zugang zu hochrangigen Kremlentscheidungen sowie regelmäßigen Kontakt mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er habe allerdings nicht zu Putins engstem Kreis gehört. Quellen des Blattes wiesen zurück, dass Trumps Umgang mit geheimen Informationen zum Abzug geführt habe. Vielmehr hätten Spekulationen in US-Medien den Informanten gefährdet. Laut CNN lieferte der Moskauer Informant mitunter Bilder von Dokumenten auf Putins Schreibtisch. Weder seine Identität noch sein Aufenthaltsort seien bekannt, hieß es in den Berichten.
dpa