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Polizistenmörder von Dallas plante ein noch größeres Attentat

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Nach Schüssen auf Polizisten in Dallas
Trauer nach den Schüssen auf Polizisten in Dallas: Geschmückte Polizeiautos stehen vor einer Polizeistation. © dpa

Dallas - Tagebuch-Einträge deuten drauf hin, dass Heckenschütze Micah Xavier J. in Dallas eine noch größere Attacke auf Polizisten geplant hatte. Er hatte zudem Sprengstoff gebunkert.

Das berichtete der Polizeichef von Dallas, Dan Brown, am Sonntag. Er enthüllte auch, dass der Täter während der stundenlangen Verhandlungen mit Polizisten nicht nur geschossen, sondern auch gelacht und gesungen habe. Wiederholt habe er darüber gesprochen, wie viele Polizisten er wohl noch töten werde.

Im Treppenhaus der Garage, in der er später gezielt durch einen Sprengsatz getötet wurde, schmierte Johnson Brown zufolge mit seinem eigenen Blut die Buchstaben RB an die Wand. Was das bedeute, werde noch untersucht.

Polizeichef verteidigt Tötung des Heckenschützen

Entschieden verteidigte Brown den Einsatz eines Roboters mit einer Bombe zur gezielten Tötung des Schützen. Es habe keine andere Wahl gegeben, den Schützen auszuschalten, ohne weitere Polizisten „in ernste Gefahr zu bringen“. Brown sagte: „Ich würde es unter den gleichen Umständen wieder tun.“

Unterdessen marschierten in zahlreichen US-Städten wieder Tausende Menschen gegen Polizeigewalt. In St. Paul im Bundesstaat Minnesota wurden Polizisten mit Steinen, Böllern und Molotowcocktails beworfen und fünf von ihnen verletzt.

In mehreren Städten blockierten Demonstranten wichtige Verkehrsstraßen, in einigen Fällen setzte die Polizei nach Medienberichten Rauchbomben ein. Insgesamt wurden mehr als 200 Menschen festgenommen, so allein 125 in Baton Rouge (Louisiana).

Obama will nach Dallas reisen

Präsident Barack Obama beschwor die Einheit der Nation und rief seine Landsleute auf, nach vorn zu blicken. Den Polizistenmörder bezeichnete er als „verrückten“ Einzeltäter. Obama wird am Dienstag nach Dallas reisen. Er verkürzt deshalb einen Spanienbesuch im Anschluss an den Nato-Gipfel in Warschau.

Auslöser der landesweiten Proteste war der Tod zweier Afroamerikaner in den US-Staaten Minnesota und Louisiana durch Polizeischüsse. In der Nacht zum Freitag eskalierte die Lage. Der 25-jährige Afroamerikaner Micah Johnson erschoss während einer Demonstration gegen Polizeigewalt fünf Polizisten und verletzte fünf weitere sowie zwei Zivilisten.

Hass gegen Weiße war das Motiv

Als Motiv gilt Hass gegen Weiße. Gefundene Schriften und Facebook-Einträge deuten auch darauf hin, dass Johnson Sympathien für afro-nationalistische Ideen und schwarze Extremistengruppen hatte.

Der 25-Jährige war früher Heeresreservist  und wurde Ende 2013 in Afghanistan eingesetzt, allerdings nicht in Kämpfen. Mehreren Medienberichten zufolge wurde er nach dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Soldatin vorzeitig zurück nach Hause geschickt.

Laut Polizeichef Brown wurde der Täter anscheinend „in seinem Wahn“ durch die Polizeischüsse auf die Schwarzen in Minnesota und Louisiana angestachelt und entschloss sich zu dem Angriff. Er soll zuvor im Garten seines Wohnhauses militärische Praktiken geübt haben - so die Heckenschützentaktik, die er bei seiner Attacke anwendete: Schießen und dann immer wieder schnell den Ort wechseln.

Obama: "Schmerzhafte" Woche

Obama war unterdessen sichtlich bemüht, die nach den Vorfällen der vergangenen Woche aufgewühlte Nation  zu beruhigen. Das Land sei nicht so gespalten, wie manche es behaupteten, sagte Obama nach Abschluss des Nato-Gipfels in Warschau. Er sprach von einer „schmerzhaften“ Woche, betonte aber zugleich, dass „die Taten von Einzelnen nicht für uns alle stehen dürfen“. Es gebe genügend Gemeinsamkeiten, auf die man bauen könne.

Dennoch blieb die Stimmung vielerorts angespannt, wuchs die Sorge, dass es zu weiterer Gewalt kommen könnte. In Dallas schreckte am Samstagabend (Ortszeit) ein neuer Sicherheitsalarm Polizei und Bewohner auf. Ein Teil des Polizeihauptquartiers wurde abgesperrt und nach einer „verdächtigen Person“ gesucht, später folgte Entwarnung.

In San Antonio (ebenfalls Texas) wurden anscheinend mehrere Schüsse auf das Polizeihauptquartier im Stadtzentrum abgefeuert. Polizisten zufolge wurden das Gebäude getroffen und mindestens eine Patronenhülse gefunden, wie der örtliche Sender KSAT berichtete. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden.

dpa

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