Hunderttausende protestieren gegen Assad
Beirut - Hunderttausende Syrer haben am Freitag gegen das Regime protestiert und den Rücktritt von Präsident Baschar Assad gefordert. Offenbar gab es dabei wieder mehrere Tote.
Ungeachtet einer Beobachtermission der Arabischen Liga erschossen Sicherheitskräfte nach Angaben von Aktivisten der Opposition mindestens 19 Menschen, die meisten von ihnen während der Protestaktionen.
Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul Raham, erklärte, die größten Proteste habe es in den Provinzen Idlib und Hama gegeben, wo jeweils rund 250.000 Menschen zusammengekommen seien. Weitere große Demonstrationen habe es in der Provinz Daraa und in Duma gegeben, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus. In Damaskus und einigen anderen Städten kamen Anhänger des Präsidenten zusammen und versicherten ihm ihre Solidarität.
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Die russische Regierung zeigte sich am Freitag zufrieden mit der Arbeit der arabischen Beobachter. “Moskau beurteilt mit Zufriedenheit den wahren Beginn der Aktivitäten der Arabischen Liga in Syrien“, erklärte das Außenministerium am Freitag in einer Stellungnahme. Es verwies darauf, dass der Missionsleiter, ein sudanesischer General, die Stadt Homs besucht habe. “Die Lage dort ist beruhigend, Zusammenstöße wurden nicht registriert.“ Russland ist einer der wenigen verbliebenen Verbündeten des Regimes in Damaskus.
Vier Tote nahe der Grenze zum Libanon
Aktivisten erklärten, bei einem Angriff der Regierungstruppen seien in der Ortschaft Talkalach nahe der Grenze zum Libanon mindestens vier Menschen getötet worden. Die Opfer hätten zu dem Zeitpunkt nicht protestiert, sodass nicht klar sei, warum sie angegriffen worden seien.
Die Anwesenheit der arabischen Beobachter hat der Oppositionsbewegung in Syrien neuen Auftrieb verschafft. Zu den Demonstrationen in den Städten, in denen die Beobachter erwartet wurden, erschienen in dieser Woche Zehntausende Menschen. Die Örtlichen Koordinationskomitees erklärten, seit der Ankunft der Beobachter am Dienstag seien mindestens 130 Menschen von den Sicherheitskräften des Regimes getötet worden, darunter sechs Kinder.
Deserteure setzen Angriffe aus
Die Deserteure der syrischen Streitkräften setzen während des Besuchs der arabischen Beobachter ihre Offensive gegen Regierungsziele aus. Der Führer der Freien Syrischen Armee (FSA), Oberst Riad al Asaad, erklärte am Freitag, seine Soldaten hätten ihre Angriffe mit der Ankunft der Beobachter am Dienstag eingestellt. Auf diese Weise wolle die FSA zeigen, dass das Regime friedliche Demonstranten töte. Nach dem Ende der Beobachtermission werde seine Organisation die Angriffe wieder aufnehmen. Der FSA gehören nach eigenen Angaben etwa 15.000 Mann an, die dem Regime ihre Unterstützung entzogen haben.
Der UN zufolge sind in Syrien bislang mehr als 5.000 Menschen seit dem Beginn der Unruhen im März getötet worden.
dapd