Taliban-Sprecher kündigt „Schulungen“ für Umgang mit Frauen an - UN berichtet von Menschenrechtsverletzungen

Seit sich die Taliban in Afghanistan an die Macht gekämpft haben, sind grundlegende Menschenrechte ausgehebelt. Besonders Frauen müssen um ihr Leben fürchten.
Kabul/München - In Windeseile eroberten die militanten Taliban-Kämpfer* die afghanische Hauptstadt Kabul. Nachdem die westlichen Truppen im Juli und August 2021 das Land verließen, überliefen die Islamisten das Land. Provinzhauptstadt nach Provinzhauptstadt fiel, ehe die Taliban auch Kabul einnahmen*. Mitte August kontrollierte die Terror-Miliz die Hauptstadt, in der sich - wie zuvor im ganzen Land - das Leben der Menschen schlagartig änderte.
Besonders Frauen leiden unter der Terrorherrschaft der bewaffneten Kämpfer. Nun gab ein Taliban-Sprecher bekannt, Schulungen zu Frauenrechten abzuhalten. Beobachter zweifeln an den Bemühungen der Taliban und berichten von schweren Menschenrechtsverletzungen.
Taliban in Afghanistan: UN berichtet von Menschenrechtsverletzungen in eroberten Gebieten
Die britische Zeitung Sun zitierte den Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid, der Frauen dazu rät, nicht das Haus zu verlassen. Die Taliban-Kämpfer seien „den Umgang mit Frauen nicht gewohnt“. Nach eigenen Angaben planten die Terroristen „Gleichstellungsschulungen“ abzuhalten. Sie wüssten nicht, wie man mit Frauen spreche. Das Verbot zum Verlassen des Hauses, sei „vorübergehend“, doch Menschenrechtler befürchten immense Einschnitte in das Leben der Frauen in Afghanistan.
Die aus Afghanistan geflüchtete Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari* hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, sich weiter für die Frauen in ihrem Heimatland einzusetzen. „Die Taliban müssen unter Druck gesetzt werden, um die Menschenrechte und Frauenrechte zu wahren“, sagte Ghafari dem Kölner Stadt-Anzeiger am 25. August. Sie glaube nicht daran, dass sich die Taliban geändert hätten. „Aber sie kennen die Macht der neuen Generation an Frauen nicht. Ich fordere die Taliban und ihre Anführer auf, an den Verhandlungstisch zurückzukommen“, so Ghafari.
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, berichtete bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates am 24. August von schweren Menschenrechtsverletzungen unter der Taliban-Herrschaft. In den eroberten Gebieten fanden demnach Massenhinrichtungen von Zivilisten und ehemaligen Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte statt. Auch die Rechte von Frauen seien stark eingeschränkt, so Bachelet. Schon vor über 20 Jahren herrschten die Taliban in Afghanistan*. Auch damals bauten sie ein Unrechtsregime auf.
Taliban in Afghanistan: Terror-Regime herrschte von Mitte der 1990er bis 2001
Gegründet wurden die Taliban unter Mullah Omar von Absolventen pakistanischer und afghanischer Koranschulen in der Provinz Kandahar im Süden. Sie errichteten ab Mitte der 1990er einen islamischen Gottesstaat - und mit diesem kehrten in dem Land mittelalterliche Zustände ein. Musik, Fernsehen, Internet - verboten. Frauen durften nicht mehr arbeiten und nur noch verschleiert in Begleitung eines männlichen Familienmitglieds das Haus verlassen. Mädchen wurde der Zugang zu Schulen verwehrt, eine Sittenpolizei verprügelte Menschen auf offener Straße. Es ist zu befürchten, dass die Taliban weiter grundlegende Menschenrechte verletzen. (jjf/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA