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Texas im Schneechaos: Senator Ted Cruz flieht in Urlaub - weiterer Republikaner wählt Privatjet

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Von: Anna-Katharina Ahnefeld

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Ted Cruz auf dem Weg zum Check-In am Cancun International Airport für seinen Flug zurück nach Texas.
Ted Cruz auf dem Weg zum Check-In am Cancun International Airport für seinen Flug zurück nach Texas. © Dan Christian Rojas/dpa

Während sich in Texas dramatische Szenen im Schneechaos abspielten, reist Senator Ted Cruz in den Urlaub. Auch ein weiterer Partei-Kollege floh - im Privatjet.

Update vom 21. Februar, 15.40 Uhr: Ted Cruz ist offenbar nicht der einzige Republikaner, der während der Notlage in Texas auf komische Ideen kam. Ein weiterer ranghoher Politiker hat den Bundesstaat verlassen, um nach Florida zu reisen. Mit einem Privatjet soll der republikanische Richter Gary Gates nach Orlando im Sonnen-Staat geflogen sein. Das berichtet Daily Beast. Als das bekannt wurde, reagierte der Republikaner mit einem Interview bei einem lokalen Radiosender. „Meine Frau erholt sich aktuell noch von einer Krankheit, mit der sie seit zwei Wochen zu kämpfen hat. Der Raum meiner erwachsenen, behinderten Tochter, die noch bei uns lebt, war außerdem geflutet“, gab Gates als Erklärung an.

Der Richter verließ den Bundesstaat am Mittwoch, demselben Tag, an dem auch Senator Cruz ins Flugzeug stieg. Er habe an einen Ort kommen müssen mit „zuverlässiger Stromversorgung, zuverlässigem Internet und zuverlässigem Telefondienst“, um weiter arbeiten zu können. „So viele der Wähler befanden sich in der gleichen Situation und hatten keine Chance, einen Flug zu nehmen und die Stadt zu verlassen“, sagte dazu Cynthia Ginyard, Vorsitzende der Fort Bend County Democrats, dem lokalen Sender KPRC 2. Sie ergänzte: „Nein, Sie können die Temperatur nicht erhöhen. Nein, Sie können das Wasser nicht zurückbringen. Aber Sie können da sein. “ Am Freitag kehrte Gates nach Texas zurück.

Verheerender Winter-Einbruch in Texas - Ted Cruz macht als Senator folgenschwere Entscheidung

Update vom 21. Februar, 13.30 Uhr: Erst herrschte Empörung auf Twitter - mittlerweile hat Ted Cruz mit einem handfesten Skandal zu kämpfen. Und all das, weil der Senator von Texas eine sehr ungünstige Entscheidung traf. Während sein Bundesstaat im Winter-Chaos versank, reiste der Republikaner mit seiner Familie im Flugzeug nach Mexiko. Trotz dem er direkt am nächsten Tag zurückflog, offenbar um die Wogen zu glätten, ist die Wut auf seine Entscheidung riesig. Denn der US-Südstaat hat nicht einfach nur mit viel Schnee zu kämpfen. Die Auswirkungen von Winter-Sturm Uri sind dramatisch. Millionen Haushalte ohne Strom und fließend Wasser und das bei drastischer Wintertemperatur. In dessen Folge unter anderem ein Elfjähriger verstarb - offenbar an Hypothermie, nachdem im Wohnwagen der Familie der Strom ausgefallen war, wie die Washington Post berichtet.

Cruz Versuch, sich zu rechtfertigen, indem er auf „seine väterlichen Pflichten“ verwies (siehe Erstmeldung), kam ebenfalls nicht gut an. Spätestens, nachdem die New York Times einen geleakten Chat verifizierte, indem die Ehefrau des Senators darüber klagte, wie kalt es im Haus sei - und dass die Familie plane zu verreisen. Denn der Republikaner hatte zuvor versucht sich zu verteidigen, indem er behauptete, er habe nur seine Töchter nach Mexiko begleiten wollen. Der Chatverlauf impliziert etwas anderes.

Senator Ted Cruz bekommt Shitstorm nach Urlaubs-Trip - AOC reist nach Texas

Dass sich der Senator durchaus den katastrophalen Auswirkungen des Winter-Wetters bewusst war, bewies er noch am Montag, als er in einem Radio-Interview die Bürger:innen zu besonnenem Verhalten aufrief, wie vox.com schreibt. „Also riskieren Sie nichts. Schützen Sie Ihre Familie und bleiben Sie einfach zu Hause und umarmen Sie Ihre Kinder. “ Auf seinen eigenen Rat hörte er jedoch nicht. Andere Politiker:innen zeigten hingegen eine völlig andere Reaktion auf die Ereignisse und gaben sich mit den Menschen des Bundesstaates solidarisch. Alexandria Ocasio-Cortez (AOC), im Repräsentantenhaus für New York und Hoffnungsträgerin der jungen Demokratischen Partei, reiste eigens nach Texas, um bei der Lebensmittelausgabe in Houston zu helfen.

Nun nahm auch die berühmte Late-Night-Serie „Saturday Night Live“ Cruz ins Visier. Comedian Aidy Bryant gab den Ted Cruz und war angezogen, als wäre sie eben von einem tropischen Ort zurückgekehrt. T-Shirt, aufgeknöpftes Hemd, Cocktail in der Hand, Perlen in den langen Haaren - und einen großen Koffer. „Hola, alle zusammen“, sagte die Cruz-Imitation. „Ich bin nicht braun. Ich habe mich nur rot über meine Texaner:innen geweint.“ Und ergänzte lachend: „Der ganze Trip war die Idee der Mädchen.“

Winter-Chaos in Texas: Dramatische Zustände im US-Bundesstaat - Ted Cruz reist in den Urlaub

Erstmeldung vom 19. Februar, 11.40 Uhr: Cancún/Mexico - Wenn der Heimatstaat im Schneechaos versinkt, ist für Spitzenpolitiker nicht die beste Zeit, einen Kurzurlaub zu machen. Das dürfte der ranghohe Republikaner, Ted Cruz, Senator von Texas, schmerzhaft erfahren haben. Nach einem privaten Trip an die mexikanische Karibikküste wird der aktuell scharf kritisiert. Ted Cruz ist ein streitbarer Politiker, selbst in den Reihen der Republikanischen Partei. Bei vielen Demokrat:innen in den USA ist er verhasst, ein loyaler Unterstützer Donald Trumps - gegen den offenbar eine Intrige geplant war, wie Steve Bannon kürzlich enthüllte.

So ist es wenig verwunderlich, dass Cruz jüngste Aktion für ihn zum Image-Schaden wird. Und sich Nutzer:innen sozialer Medien auf ihn stürzen. Sein Bundesstaat Texas versank im Winterchaos, Millionen Menschen waren ohne Strom, teilweise ohne Wasser, Menschen starben - und Cruz reiste mit seiner Familie am Mittwoch nach Mexiko. Zunächst sagte er in einer Stellungnahme aus, geplant zu haben, am nächsten Tag direkt zurückzukehren. Gab später jedoch zu, das Wochenende mit den Töchtern habe verbringen zu wollen und sich per Fern-Schalte auf dem Laufenden halten zu lassen. Es sei ihm jedoch klar geworden: „Ich musste hier sein und deshalb bin ich zurückgekommen.“

Ted Cruz mit harten Vorwürfen konfrontiert - Twitter-Nutzer:innen zerreißen seinen Privat-Trip

In den sozialen Medien tauchten zuvor Bilder auf, die offenbar Ted Cruz mit seiner Familie am Flughafen und im Flugzeug nach Cancún, einem beliebten Badeort, zeigten. Kritiker:innen wollten daraufhin wissen: Wie kann es sein, dass ein Senator eine private Reise antritt, während die Menschen seines Bundesstaates in Not sind? Nun hat sich Cruz zu den Vorwürfen geäußert und sich entschuldigt. Doch auch seine Entschuldigung wirkte skurril und wurde auf Twitter massiv angegangen. Denn der Republikaner verteidigte sich damit, er habe „ein guter Vater“ sein wollen und sei nur seinen „väterlichen Pflichten“ nachgegangen. Der Versuch, sich offenbar mit seinen Töchtern, die eine Reise mit Freund:innen unternehmen wollten, herauszureden, feuerte die Kritiker:innen nur noch weiter an.

Eine Kolumnistin der New York Times twitterte daraufhin sarkastisch: „Eines Tages werden zwei Therapeut:innen den Cruz-Mädchen in die Augen schauen und ihnen erklären: Im Ernst, das war nicht deine Schuld.“ Der Drehbuchautor Danny Zuker („Modern Family“) kommentierte: „Ich fühle mich, als schulde ich Ted Cruz eine Entschuldigung. Als er nach (Hurrikan) Sandy gegen die Zusendung von Hilfe in meinen Heimatstaat New Jersey stimmte, beschuldigte ich ihn, sich nur um Texas zu kümmern. Ich habe mich offensichtlich geirrt.“

Twitter-User können nicht fassen, dass Ted Cruz in Winter-Chaos nach Mexiko fliegt - Ein Detail empört besonders

In einem Video, in dem Ted Cruz seine Entscheidung verteidigt, gibt er zudem an, seine Familie sei ebenfalls ohne Wasser und Heizung gewesen. Im Hintergrund seiner Ansprache hört man Menschen währenddessen „Tritt zurück“ schreien. Das entsprechende Video auf Twitter finden Sie hier. Für einen Journalisten des New York Intelligencer war das Anlass, bei der Residenz der Familie vorbeizuschauen und nachzusehen. Dabei entstand ein Foto, das die Stimmung gegen Cruz noch stärker anfachte. Zu sehen im scheinbar dunklen Haus der Cruz: Der Hund Snowflake. „Sag mir, dass sie diesen Hund wirklich nicht alleine zu Hause gelassen haben“, liest sich ein Kommentar. Dass der Senator offenbar neben den Texaner:innen selbst seinen Hund zurückließ, um am Strand von Mexiko zu sein, war offenbar zu viel des Schlechten. Um eins jedoch klarzustellen: Der Hund war nicht allein, sondern Angestellte kümmerten sich um den Vierbeiner.

Vertreter:innen der Demokratischen Partei in Texas forderten in einem Tweet gar seinen Rücktritt. Cruz wird aktuell als möglicher Kandidat der Grand Old Party für die Präsidentschaftswahl 2024 gehandelt. Seine Amtszeit als Senator des Bundesstaates Texas wird 2025 regulär beendet sein. Der erzkonservative Republikaner hat Ambitionen - doch seine Reise nach Mexico dürfte ihn weitere Sympathiepunkte gekostet haben. (aka)

Freigesprochen, aber trotzdem auf dem Weg ins Gefängnis? Ein ranghoher Republikaner hält das im Falle Donald Trumps für möglich.

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