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Terror in Paris: Die wichtigsten Fakten zu den Anschlägen des IS

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Von: Franz Rohleder

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Terror Anschläge Paris Bataclan
Entsetzen nach den Terroranschlägen in Paris. Auf dem Bild wird eine verletzte Person aus dem Bataclan-Konzertsaal transportiert. © AFP

Paris - Die Welt steht nach den Anschlägen von Paris unter Schock. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Terror des Islamischen Staates in Paris.

Update vom 15. März 2019: Bei einem Attentat in zwei Moscheen in Christchurch in Neuseeland sind mindestens 40 Menschen getötet worden.

Update vom 23. Mai 2017: Wieder ein Terroranschlag bei einem Konzert? Medien berichten von Toten in England. Wie haben alle Informationen zu den Explosionen beim  Konzert von Ariana Grande in Manchester.

Die aktuellen Entwicklungen vom Sonntag finden Sie im News-Ticker zum Terror in Paris.

Wo und wann schlugen die Attentäter in Paris zu?

Eine Grafik mit den Anschlagsorten findet sich auf der (englischsprachigen) Seite des Nachrichtensenders France 24

Wie viele Opfer gibt es nach den Anschlägen in Paris?

Bei den Anschlägen in Paris wurden mindestens 129 Menschen getötet. Rund 300 weitere wurden verletzt, Dutzende von ihnen schwebten am Samstag noch in Lebensgefahr.

Terror in Paris: Sind nach den Anschlägen noch Täter auf der Flucht?

Vermutlich nicht. Alle acht mutmaßlichen Attentäter sind nach Polizeiangaben tot. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass weitere Täter flüchten konnten. Wie ARD-Korrespondent Mathias Werth berichtet, kursieren entsprechende Gerüchte in Paris. Vorbeugend rückte die französische Armee in der Stadt ein. Die Regierung verkündete noch in der Nacht die Mobilisierung von 1500 Soldaten, um die Sicherheitsmaßnahmen in der Hauptstadt zu verstärken. Zudem verhängte Hollande den Ausnahmezustand über das gesamte Land. Vor allem an den Grenzen soll verstärkt kontrolliert werden.

Wer steckt hinter den Terror-Anschlägen von Paris?

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die Verantwortung für die Anschläge von Paris übernommen. "Acht Brüder mit Sprengstoffgürteln und Sturmgewehren" hätten den "gesegneten Angriff" verübt, erklärte die Extremistenorganisation am Samstag im Internet. Auch Frankreichs Präsident François Hollande machte den IS verantwortlich. Er kündigte einen "unerbittlichen" Kampf gegen Dschihadisten in Frankreich und im Ausland an.

Die Anschlagsserie habe sich gegen "Kreuzzug-Frankreich" gerichtet, hieß es in einer im Internet veröffentlichten Erklärung des IS. Die Angriffsziele seien "bewusst im Herzen von Paris ausgewählt" worden. Ein Augenzeuge aus dem Bataclan berichtete, die Attentäter hätten die Beteiligung Frankreichs an der US-geführten Militärkoalition gegen den IS in Syrien und im Irak für ihr Handeln verantwortlich gemacht. Die Männer hätten gesagt: "Hollande ist Schuld, Euer Präsident ist Schuld, er hat nicht in Syrien einzugreifen."

Frankreichs Präsident wandte sich in der Nacht und nochmals am Samstagvormittag an die Franzosen. Er sprach von "Terrorangriffen von bisher nie dagewesenem Ausmaß" und erklärte: "Das ist ein Kriegsakt, der von einer terroristischen Armee, dem IS, verübt wurde." Die "barbarischen" und "feigen" Anschläge seien im Ausland "vorbereitet, organisiert, geplant" worden, mit Hilfe von Komplizen in Frankreich.

Terror in Paris: Was weiß man über die Täter?

Gerichtsmediziner untersuchten am Samstag die Leichen der acht Attentäter, die sich am Stade de France, im Bataclan und am Boulevard Voltaire in die Luft sprengten. Sie hoffen, dass ein Abgleich der DNA mit den Datenbanken der Polizei Hinweise auf ihre Identität gibt. Ein mutmaßlicher Attentäter aus dem Bataclan wurde am Samstag bereits als ein den Geheimdiensten bekannter Franzose identifiziert. Augenzeugen berichten zudem, dass die Angreifer in einem Auto mit belgischem Nummernschild kamen.

Aus Polizeikreisen verlautete, es habe sich bei den Angreifern im Bataclan um "kampferprobte und perfekt trainierte Typen" gehandelt, die von Augenzeugen als "recht jung und selbstsicher" beschrieben worden seien. Zudem hieß es, nahe einer der Leichen sei ein syrischer Pass gefunden worden. Der betreffende mutmaßliche Terrorist könnte Anfang Oktober als Flüchtling aus der Türkei nach Griechenland gekommen sein, teilte das Ministerium für Bürgerschutz in Athen am Samstagabend mit.

Terror in Paris: Gibt es eine Verbindung nach Bayern?

Das ist möglich, aber nicht bewiesen. Die bayerische Polizei hat bereits vor einigen Tagen einen mutmaßlichen Komplizen der Attentäter von Paris festgenommen. Ministerpräsident Seehofer sagte am Mittag, es gäbe die begründete Annahme, dass die Verhaftung möglicherweise mit den Anschlägen in Frankreich zusammenhängt. Er bestätigte damit entsprechende Informationen des Bayerischen Rundfunks. Der 51-jährige Mann aus Montenegro war im Zuge der Schleierfahndung festgenommen worden. In seinem Auto fanden Polizisten in einem Versteck zwei Pistolen, ein Revolver, Munition, acht Kalaschnikow sowie 200 Gramm TNT-Sprengstoff. Er soll auf dem Weg nach Paris gewesen sein.

Haben die Musiker der Band "Eagles of Death Metal" den Anschlag in Paris überlebt?

Offenbar ja. Wie die "Washington Post" berichtet, haben alle Bandmitglieder den Anschlag in der Konzerthalle Bataclan überlebt. Die Mutter von Julian Doro, dem Schlagzeuger der "Eagles of Death Metal", sagte der Zeitung, dass die Bandmitglieder aus der Konzerthalle flohen, als der Terrorangriff begann. Allerdings sei das Schicksal einiger Crewmitglieder noch ungewiss.  

Terror in Paris: Können solche Anschläge auch bei uns passieren?

Leider ja. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk am Samstag, er halte das Anschlagsrisiko für vorhanden. Bayerns Innenminister: "So ein Anschlag wie in Paris kann natürlich morgen in Rom oder Madrid, aber auch in Berlin oder München stattfinden. Das Risiko ist da." Herrmann weiter: "Wir müssen in Zusammenarbeit mit den Landes- und Bundesbehörden analysieren, inwieweit ein Bezug zu Deutschland da ist."

Der Innenminister betonte weiter, dass es bereits seit den Terrorakten von Paris und Kopenhagen zu Beginn des Jahres ein erhöhtes Anschlagrisiko gebe. „Deshalb haben wir seitdem die Überwachung islamistischer Gefährder noch einmal verstärkt, auch personell“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit seien im Freistaat 80 Personen „im engen Fokus der Sicherheitsbehörden“.

Bereits im Oktober 2014 erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU): "Die Sicherheit, dass es in Deutschland nicht zu einem Anschlag kommt, kann niemand übernehmen."

Terror in Paris: Wie wollen Politik und Sicherheitsbehörden solche Anschläge verhindern?

Nach der Anschlagsserie in Paris sind in auch Deutschland die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Die Bundespolizei führte wieder Kontrollen an der Grenze zu Frankreich ein und überprüfte mögliche Verdächtige in Flügen aus Frankreich und internationalen Zügen, wie ein Sprecher am Samstag sagte. CSU-Chef Horst Seehofer forderte rasch schärfere Grenzkontrollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Frankreich "jedwede" Unterstützung zu.

Die Bundespolizei führte die Kontrollen an der deutsch-französischen Grenze bereits in der Nacht zum Samstag kurz nach den Anschlägen wieder ein. Ab dem Morgen verstärkte sie ihre Kontrollen auf den deutschen Flughäfen und in internationalen Zugverbindungen.

Seehofer forderte verstärkte Kontrollen an den europäischen Außengrenzen und an den nationalen Grenzen. "Wir müssen sehr, sehr schnell festlegen, wie das mit den Grenzkontrollen in Europa und an unseren Binnengrenzen weitergeht", sagte er am Rande des Landesparteitags der CDU Sachsen in Neukieritzsch. Das müsse "in Tagen" geschehen.

Der bayerische Ministerpräsident verwies auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Waffenfund bei einem Anfang November in Bayern festgenommenen Mann und den Anschlägen in Paris: "Es gibt die begründete Annahme, dass es möglicherweise mit der Sache zusammenhängt." Dies zeige, wie notwendig es sei, "dass wir uns Klarheit verschaffen, wer im Land ist und wer durch unser Land fährt".

Die Gewerkschaft der Polizei erklärte, ein "geplanter Terroranschlag dieser Größenordnung und Brutalität" sei mit einem normalen Polizeischutz nicht zu verhindern. Die einzige Chance, ein solches Attentat zu verhindern, sei, den Tätern bereits bei der Planung auf die Spur zu kommen. Das bedeute eine "intensive nachrichtendienstliche und polizeiliche Überwachung potenzieller Gefährder".

Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, hat angesichts der Terroranschläge in Paris bessere Möglichkeiten zur Vorratsdatenspeicherung gefordert. "Das eng gefasste Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung muss überdacht werden", sagte Radek der "Rheinischen Post" (Onlineausgabe). "Die Polizei muss Anschläge wie die in Paris unter allen Umständen verhindern", sagte der GdP-Vize. Dazu müsse sie wissen, wo terroristische Zellen sind, welche Personen darin verstrickt sind, mit wem sie Kontakt haben und was sie planen. Dabei sei die Aufklärung der Kommunikation solcher Kreise von entscheidender Bedeutung. "Es ist deprimierend, wie regelmäßig die unsinnige Debatte über den sogenannten Überwachungsstaaten wieder auflebt, sobald das Entsetzen über den Terror dem Alltag gewichen ist", sagte Radek.

Steigt die Terrorgefahr in Deutschland durch den Zustrom an Flüchtlingen?

Belege für Dschihadisten unter den Flüchtlingen gibt es allerdings bisher nicht. Trotzdem macht sich Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) keine Illusionen: „Wir müssen zumindest davon ausgehen, dass unter den vielen Flüchtlingen auch solche sein können, die Kampferfahrung haben“, sagt er dem Magazin „Stern“ und warnt: „Wir sehen das schon als abstrakte Gefahr.“

Spanische Sicherheitsbehörden warnten im September, dass Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat als Flüchtlinge getarnt in die EU einreisen könnten. Nach den Informationen der Spanier gibt es Hinweise dafür, dass in Syrien gestohlene Blankoreisepässe an Mitglieder des IS verkauft worden sein könnten.

Heftige Explosion im Zentrum von Paris - mehrere Menschen verletzt

fro/dpa/AFP

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