Kardinal Marx singt bei Papst-Trauerfeier „Happy Birthday“ für Söder – Blaskapelle spielt Bayernhymne im Vatikan

Gebirgsschützen, Trachtler, Blaskapelle: Bayern bereiten Benedikt im Vatikan einen blau-weißen Abschied. Beim Mittagessen geht es aber plötzlich um Markus Söder.
München – Sie sind mitten in der Nacht aufgestanden, per Flugzeug oder in stundenlangen Busfahrten hergereist nach Rom, um „ihrem“ bayerischen emeritierten Papst Benedikt XVI. das letzte Geleit zu geben. Trachtler in Festgewändern sind da, bayerische Gebirgsschützen - und zum Abschluss der Totenmesse am Donnerstag spielt die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Unterpfaffenhofen die Bayern-Hymne: „Gott mit Dir Du Land der Bayern“ - ein halbes Gebet. Es hätte Benedikt wohl gefallen.
Benedikt XIV: „Papst-Pilot“ fliegt Söder und Co. nach Rom – Bayernhymne erklingt am Petersplatz
„Für ihn war Bayern ein Sehnsuchtsort“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der mit einer großen Delegation nach Rom gereist war. An seinem Geburtstag. Was ein gewisses Nachspiel haben sollte. Ein ganzer bayerischer Politiker-Bus war unterwegs – samt Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber (beide CSU). Der Sohn des „Papst-Piloten“ Martin Ott hatte die Sondermaschine mit Söders Delegation nach Rom geflogen. Sein Vater, ebenfalls Lufthansa-Pilot, war 2005 und 2006 zwei Mal im Papst-Sondereinsatz gewesen.

Auch Hunderte Gläubige aus dem Freistaat nehmen an der Zeremonie auf dem Petersplatz teil – neben rund 130 Kardinälen und Spitzenpolitikern aus Deutschland und anderen Ländern. Sie können beobachten, wie Benedikts langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein vor dem Gottesdienst über den Sarg beugt und ihn küsst. Wie Papst Franziskus die Predigt hält. Dass ein Papst den anderen beerdigt, wurde durch Benedikts spektakulären Rücktritt 2013 möglich. Traditionell endet das Papst-Amt mit dem Tod.
Als nach dem Requiem der einfache Holzsarg in den Petersdom gebracht wird, beginnt die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Unterpfaffenhofen zu spielen. Die Gebirgsschützen singen die Bayern-Hymne mit und salutieren.
Benedikt beigesetzt: Protestant Söder „bewegt“ – Traunsteiner, Pentlinger und Regensburger reisen an
Joseph Ratzinger, so der bürgerliche Name Benedikts XVI., stammte aus dem oberbayerischen Marktl am Inn. In Traunstein ging er zur Schule, seine Wahlheimat war Pentling im Landkreis Regensburg.
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Pentling stehen nun ganz vorne am Petersplatz, sie tragen Banner: „Den Toten zur Ehre - Gemeinde Pentling“. In Pentling wollte er eigentlich seinen Lebensabend verbringen, nah bei seinem Bruder Georg. Doch dann wurde er Papst. Die Rückkehr in die Heimat war Benedikt nicht mehr gegeben. Auch Studentenverbindungen unter anderem aus Regensburg sind da – Benedikt sei Ehrenmitglied gewesen.

Söder berichtet, bei seinen Besuchen in Rom habe Benedikt immer als erstes gefragt, was es Neues aus Bayern gebe. Am meisten habe Benedikt sich bei Geschenken über einen bayerischen Korb mit Weißwürsten, Weißbier und Schmankerln gefreut. Auch für ihn als bayerischen Protestanten sei es ein bewegender Tag und wichtig, dem emeritierten Papst das Geleit zu geben, sagt Söder. Benedikt sei „ein brillanter Theologe, ein großer Intellektueller und Philosoph, ein demütiger Mensch, ein bescheidener Mensch“ gewesen. Und eben: „ein Bayer“.
Söder-„Vorfall“ beim Mittagessen: Kardinal Marx singt „happy birthday“
Der 170-köpfigen Delegation des Ministerpräsidenten gehören auch das halbe Kabinett und mehrere Fraktionsvorsitzende an. Für das Erzbistum München und Freising, in dem Benedikt von 1977 bis 1982 als Kardinal Ratzinger Erzbischof war, nimmt Kardinal Reinhard Marx teil. Marx will am Nachmittag in der Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde S. Maria dell‘Anima eine Vesper halten.
Zuvor aber hält er ein Geburtstagsständchen – zu Ehren Söders. Bild-Journalist Daniel Cremer filmt die Einlage: „Happy birthday, lieber Markus, happy birthday to you“, heißt es beim Mittagessen. Die Nachrichtenagentur KNA bestätigte das Vorkommnis.
Für die Besucher aus dem Freistaat ist der Tag der Beisetzung nicht der Tag für kritische Stimmen. Doch auch in seiner geliebten Heimat war der als streng konservativ geltende früheren Pontifex, der von 2005 bis 2013 Oberhaupt der Katholiken war, nicht unumstritten. „Panzerkardinal“ nannten zu Hause manche den als streng geltenden Ratzinger. Zuletzt legte sich durch Vorwürfe wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising ein Schatten auf sein Wirken. Mancherorts wurde gar über eine Aberkennung von Ehrenbürgerwürden diskutiert.
Benedikts Abschied: Bayerns Gebirgsschützen fühlen sich „herzlich verbunden“
Der Denker und Intellektuelle beherrschte aber auch die Sprache der einfachen Leute, er konnte zuhören - und war geprägt von der Volksfrömmigkeit seiner bayerischen Heimat. Das verband ihn mit Trachtlern und Gebirgsschützen, deren Ehrenmitglied er war. „Er war ein Marienverehrer - und die Gebirgsschützen haben die Mutter Gottes als Patronin“, sagt Landeshauptmann Martin Haberfellner. Diese „Einheit im Geist“ habe Verbindung geschaffen. „Wir sind ihm herzlich verbunden - und er war uns in Herzlichkeit verbunden.“ Schon Ende Dezember hatte er dem Münchner Merkur versichert, die Gebirgsschützen hielten sich für Benedikt „in Bereitschaft“.
Auf die üblichen bunten Blumen am Hut haben die Gebirgsschützen nun verzichtet. Stattdessen: schwarze Krawatten. Dennoch sind sie mit ihren Uniformen Farbtupfer unter den meist schwarz gekleideten Trauergästen auf dem Petersplatz, 50.000 sollen es gewesen sein. (Sabine Dobel/dpa/fn)