Triell: Scholz „verbündet“ sich mit Baerbock gegen Laschet - am Ende nennt er Lieblingspartner für Koalition

Scholz möchte eine rot-grüne Regierung. Das sagt er im Triell bei Sat.1 nicht nur, das macht er auch anderweitig klar. Unterordnen lässt sich Baerbock aber nicht.
Berlin - Als „ein bisschen lustig“ bezeichnete Moderatorin Linda Zervakis den Einlauf von Olaf Scholz nach dem Triell am Sonntag im Backstage-Bereich. Denn der SPD-Politiker blieb erst einmal bei der Konkurrenz stehen - den Grünen. Lächelnder Faustgruß etwa mit den Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt. „Deutet das auf eine mögliche Koalition hin, sollte er Bundeskanzler werden?“, kommentierte Zervakis weiter.
Diese Gesten am Abend stehen sinnbildlich für ein Show, die sich während des 90-minütigen finalen Triells bei ProSieben, Sat.1 und Kabeleins schon streckenweise abzeichnete: Scholz und Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock schwammen auf einer Wellenlänge, stellten Gemeinsamkeiten vor der Bundestagswahl heraus und bildeten sozusagen eine rot-grüne Front gegen Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Sinnbildlich dafür machte ein Bild auf Twitter die Runde, das alle drei Kandidaten im Studio gleichzeitig zeigt. Baerbock spricht zu Laschet (blickt aus Zuschauerperspektive nach rechts), Laschet hört zu (blickt als Einziger nach links) und auch Scholz hört zu, muss der Aufteilung entsprechend aber auch nach rechts schauen. Herauskommt das am Abend viel beschriebene „2 gegen 1“ in sozialen Medien.
„Ich unterstütze ihre Haltung“: Vielfach rot-grüne Einigkeit beim Triell - mit Gesten und Worten
Vor allem in der Anfangsphase der Abendsendung verspürten Zuschauer verstärkt eine Duell- statt Triell-Situation. Das hat auch thematische Gründe: Es ging um soziale Gerechtigkeit. Beim Mindestlohn forderten Scholz und Baerbock beispielsweise beide zwölf Euro. Einigkeit auch beim Thema Kindergeld. „Ich habe verstanden, was Frau Baerbock gesagt hat und unterstütze ihre Haltung“, sagte Scholz dabei demonstrativ. „Wenn ich das richtig verstanden habe, schlagen Frau Baerbock und ihre Partei und ich und meine Partei identisch vor, dass alle, die als Ehepaare weniger als 200.000 Euro brutto verdienen, eine Entlastung bekommen“, betonte Scholz wenig später.
„Heiraten Scholz und Baerbock in den nächsten Minuten?“, schrieb unter anderem Sat.1-Bayern-Reporterin Christina Lewinsky zu diesem Schauspiel auf Twitter. „Scholz und Baerbock argumentieren geschlossen Rot-Grün. Bringen Laschet in arge Bedrängnis“, fasste Welt-Journalist Robin Alexander zusammen. Ein anderer Nutzer kommentierte: „‘Scholz und Baerbock vs Laschet‘ ist lustig.“
Triell: Scholz und Baerbock teilen gegen Laschet aus - Die Grünen-Kanzlerkandidaten versucht es auch gegen ihren SPD-Konkurrenten
Die Grünen-Politikerin trug den Kuschelkurs von Scholz - der in einer Forsa-Umfrage erneut als Sieger vom Platz geht - aber nicht immer mit. „Grünes Leben heißt Freiheit und Herr Scholz hat unterstrichen, ihm ist die Freiheit der Kinder nicht so wichtig“, teilte sie beispielsweise aus. Als die Moderatorinnen irgendwann ihre Hauptaufgabe aus der Hand gaben und die Kandidaten untereinander Fragen stellen ließen, wollte Baerbock ebenfalls ihre Chance nutzen und ihren Konkurrenten an einem Wunden Punkt treffen: bei der Razzia im Finanzministerium. Doch auch da fand Scholz einen Ausweg. Bedankte sich gar noch für die Frage, weil er alles aus seiner Sicht erklären konnte.
Gegen Laschet teilten beide Kandidaten von SPD und Grünen am Abend immer wieder aus. „Ich frage mich, was mit Ihnen eigentlich los ist, Herr Laschet“, wollte Baerbock rund um den Klimawandel wissen. „Das ist vielleicht der Punkt, wo wir uns unterscheiden“, konterte Scholz spitz gegenüber dem CDU-Chef beim Mindestlohn.
„Will auch keinen Hehl daraus machen“: Scholz möchte am liebsten eine Regierung mit den Grünen
Richtig offensichtlich wurde das Rot-Grün-Spielchen von Scholz noch einmal am Ende, als es um die Koalitionsfrage ging. „Dann will ich auch keinen Hehl machen, daraus, dass ich am liebsten natürlich eine Regierung bilden würde zusammen mit den Grünen“, grinste er. Baerbock reagierte: „Wir haben in vielen Bereichen der Sozialpolitik große Schnittmengen mit der SPD. Aber wie gesagt, für einen echten Aufbruch braucht es vor allen Dingen starke Grüne“, sagte sie, nachdem sie zuvor erklärte, dass sie natürlich gern eine „grün-geführte Regierung“ hätte. Ganz einreihen wollte sich Baerbock demnach vor der Wahl am 26. September nicht.
Derweil habe die Große Koalition eine dringend nötige Wahlrechtsreform blockiert, so ein Vorwurf vor der Bundestagswahl. CSU, CDU und SPD würden dem Ansehen der Regierung schaden. (cibo)