Türkischer Staatsanwalt fordert lebenslange Haft für Kulturmäzen Osman Kavala

Die türkische Staatsanwaltschaft hat lebenslange Haft für den renommierten Kulturmäzen und Bürgerrechtler Osman Kavala und 15 Mitangeklagte gefordert.
Ihnen werde "ein Versuch zum Sturz der Regierung" vorgeworfen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch. Demnach wurde die Anklageschrift an ein Gericht geschickt, das sie nun annehmen muss, bevor es einen Termin für den Prozessauftakt festlegt.
Der bekannte Unternehmer und Kulturförderer Kavala sitzt seit Oktober 2017 ohne Anklageschrift in Untersuchungshaft. Kavala war am 18. Oktober 2017 bei der Rückkehr von einer Besprechung mit dem Goethe-Institut im Süden der Türkei in Istanbul festgenommen worden. Er wird verdächtigt, an dem versuchten Militärputsch von Juli 2016 beteiligt gewesen zu sein und die regierungskritischen Gezi-Proteste von 2013 finanziert zu haben.
Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht die Gezi-Proteste heute als Umsturzversuch. In einer Rede im November warf er Kavala einen Versuch der "Spaltung der Nation" vor und zog eine Verbindung zum US-Philanthropen George Soros. Hinter ihm stehe "der berühmte ungarische Jude Soros. Dies ist der Mann, der Leute um die Welt schickt, um Nationen zu spalten", sagte Erdogan. Soros beendete daraufhin die Arbeit seiner Stiftung in der Türkei.
Erdogan droht Machtverlust in der Türkei
Der 1957 in Paris geborene Unternehmer Kavala betreibt einen der größten Verlage der Türkei und setzt sich mit seiner Organisation Anadolu Kültür für den Dialog zwischen den Volks- und Religionsgruppen ein. Im Ausland war er vor seiner Festnahme ein gefragter Gesprächs- und Kooperationspartner, doch wird er in regierungsnahen türkischen Medien in Anspielung auf den US-Milliardär oft als "Roter Soros" bezeichnet.
afp