Ukrainischer Außenminister spricht von „Zusammenbruch“ Russlands und verteidigt Recht auf Angriffe

Der ukrainische Außenminister Dimitri Kuleba verteidigt das Recht der Ukraine, russisches Territorium anzugreifen. Friedensverhandlungen seien nicht in Sicht.
Kiew (Ukraine) - „Ich rufe die Welt dazu auf, keine Angst davor zu haben, dass Russland auseinanderbricht“, sagte der Außenminister der Ukraine, Dimitri Kuleba, in einem Interview mit dem Wallstreet Journal in Kiew. „Wenn sich die Räder der Geschichte zu drehen beginnen, wird kein Mensch sie aufhalten können.“
„Anstatt darüber nachzudenken, wie man Russland helfen kann zu überleben und ein normales Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu werden, ist es an der Zeit zu akzeptieren, dass dieses Russland kein normales Mitglied der internationalen Gemeinschaft werden kann“, sagte er. Russland sei - trotz anderslautender Beteuerungen - auch nicht interessiert an Friedensverhandlungen. „Sie bereiten sich auf neue Kämpfe und Angriffe vor. Nichts spricht dafür, dass sie Friedensverhandlungen wollen.“
Außenminister der Ukraine: „Das Volk Russlands wird das Reich auseinanderbrechen lassen“
„Ich glaube nicht, dass die Welt auseinanderbrechen wird, wenn Russland auseinanderbricht“, sagte Kuleba. Seine These, wonach Russlands großes Territorium in mehrere unabhängige Teile zerfallen könnte, untermauert er mit einem historischen Vergleich. „Das russische Volk wird das Land selbst auseinanderbrechen lassen“, meinte Kuleba, „genau so, wie es mit dem russischen Reich schon einmal passiert ist.“ Damit spielte er auf die Russische Revolution von 1917 an.
Noch zu einem anderen Thema äußerte sich der Außenminister mit ähnlich großen Worten. In der vergangenen Woche waren zwei russische Militärflughäfen innerhalb Russlands angegriffen worden. Die Ukraine hat sich bisher nicht öffentlich zu den Angriffen bekannt. Auch Kuleba tat dies im Interview mit dem Wallstreet Journal nicht - äußerte sich aber allgemein zu Angriffen auf Russland durch die Ukraine.
Kuleba verteidigt Recht der Ukraine, auf Russlands Territorium anzugreifen
„Wir konzentrieren uns zuerst darauf, Ziele in den besetzten Gebieten innerhalb der Ukraine anzugreifen, unser eigenes Territorium zu befreien. Aber natürlich: Die Vorstellung, dass Russland in der Ukraine alles tun kann, wozu es technisch in der Lage ist, während die Ukraine das gleiche Recht nicht hat - die ist konzeptionell, moralisch und militärisch falsch“, sagte Kuleba.
„Die Ukraine sollte nicht endlos schikaniert werden“, sagte Kuleba. „Wir sind ein Land, dass auf allen Fronten für sein Überleben, für seine territoriale Integrität kämpft.“ Und er fügte hinzu: „Das wichtigste ist, dass niemand das Verhalten der Ukraine aus der Perspektive beurteilt, dass Russland alles tun kann, während die Ukraine bei der Selbstverteidigung manche rote Linien nicht überschreiten darf- so lange die Ukraine sich an internationales Kriegsrecht hält.“ Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert seit Februar 2022 an. (kat)