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Extrageld für jeden eroberten Kilometer: Putin stachelt Russlands Soldaten mit Bonus an

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Von: Jens Kiffmeier

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Mehr Sold als ein Arzt plus Boni: Putin wirbt mit hohen Verdiensten um neue Soldaten im Ukraine-Krieg. Kann er so Russlands Verluste ausgleichen?

Moskau – Neues Anreizsystem für Russlands Armee: Wegen der hohen Verluste im Ukraine-Krieg lockt Präsident Wladimir Putin jetzt neue Soldaten mit hohen Verdiensten und Bonuszahlungen. So soll Rekruten in den Anwerbestellen im Land ein Gehalt angeboten werden, das höher als der Lohn eines Arztes oder eines Softwareentwicklers ist. Das berichtet die unabhängige Nachrichtenplattform Meduza. Kann das Lockangebot noch einmal eine Kehrtwende in der feststeckenden Frühjahrsoffensive bringen?

Wie viel Geld bekommt man als Soldat? Putin wirbt mit Boni um Rekruten für Ukraine-Krieg

Laut dem Medienbericht lässt Russlands Präsident Wladimir Putin in allen sozialen Netzwerken Werbekampagnen schalten. Demnach bekommen neue Rekruten eine Einmalzahlung von 3800 Dollar (3500 Euro) für das Einschreiben in der Armee angeboten. Zusätzlich winken dann im Kriegsdienst weitere 2600 Dollar (2400 Euro) pro Monat – was weit über das Gehalt eines russischen Arztes hinausgeht. Und mehr noch: Putin lockt neue Rekruten auch mit Boni für den Ukraine-Krieg. Für jeden Kilometer an der Front, den die Soldaten zugunsten Russlands in der Ukraine verschieben, sollen sie noch einmal 650 Dollar (590 Euro) extra bekommen. 

Bonus fürs Einschreiben: Russlands Armee wirbt im Ukraine-Krieg um neue Soldaten.
Bonus fürs Einschreiben: Russlands Armee wirbt im Ukraine-Krieg um neue Soldaten. © IMAGO/Maksim Blinov

Ukraine-Krieg: Werben mit hohen Verdiensten soll Verluste in Russlands Armee ausgleichen

Damit reagiert der Kreml auch auf die hohen Verluste, die Russlands Armee zuletzt in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine erlitten hatte. Vor allem in der Region rund um Bachmut sind die Schlachten äußerst blutig. Zwar lassen sich viele Angaben nicht unabhängig überprüfen. Aber Beobachter gehen in übereinstimmenden Berichten von 500 bis 600 toten russischen Soldaten aus – pro Tag.

Putins Truppen würden in Bachmut regelrecht „verbluten“, kritisierte Markus Keupp von der Militärakademie der ETH Zürich kürzlich in einem Gespräch mit dem Nachrichtenportal t-online.de. Die Soldaten seien „schlichtweg Kanonenfutter“. Er schätzte die Russlands Verluste sogar auf das Sechsfache der ukrainischen Verteidiger. 

Vor diesem Hintergrund ist das russische Verteidigungsministerium zur weiteren Rekrutierung gezwungen. Nachdem Putin bereits vor Monaten die Mobilisierung von 300.000 Reservisten in Gang gesetzt hatte, sollen nun weitere Freiwillige mit Geld gelockt werden. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes soll der Kreml planen, die Zahl seiner Truppen um weitere 300.000 Soldaten zu erhöhen. Andere Quellen gingen zuletzt sogar von 500.000 zusätzlichen Kräften aus. Bestätigt sind diese Angaben aber nicht.

Trotz hoher Zahl von Rekruten: Putins Frühjahrsoffensive ist im Ukraine-Krieg ins Stocken geraten

Doch der Handlungsdruck ist aus Sicht von Putin groß. Im Winter hatten die Kämpfe in einem Stellungskrieg weitgehend festgesteckt. Für das Frühjahr war eine russische Großoffensive erwartet worden. Doch bislang kann Russland kaum Fortschritte an der Front vermelden, im Gegenteil: Der versuchte russische Vorstoß könnte sogar bald schon wieder erlahmen, schrieb kürzlich die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in einer Analyse. Auch andere Experten kamen bereits zu einem vernichtenden Urteil über die russische Offensive – trotz einer hohen Zahl von Soldaten an der Front.

„Wenn 300.000 russische Soldaten nicht in der Lage waren, Russland eine entscheidende offensive Überlegenheit in der Ukraine zu verschaffen, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Mobilisierung zusätzlicher Kräfte in künftigen Mobilisierungswellen in diesem Jahr ein beträchtlich anderes Ergebnis liefert“, hieß es in dem ISW-Bericht. Die Ukraine sei daher in einer guten Position, wieder Gegenoffensiven an kritischen Frontabschnitten zu starten. (jkf)

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