Warum die Ukraine Bachmut nicht aufgibt - „So viele Verluste wie möglich zufügen“
Bachmut im Donbass bleibt im Ukraine-Krieg schwer umkämpft. Trotz des Drucks der russischen Truppen, halten die ukrainischen Streitkräfte an der Stadt fest.
München/Bachmut - Das russische Militär ringt offenbar mit einer handfesten Materialkrise. Und doch machen die Angreifer im Ukraine-Krieg im Donbass auf die Frontstadt Bachmut gehörig Druck.
Donbass: Ukrainische Armee will Bachmut nicht aufgeben - trotz russischer Umzinglung
Laut ZDF soll nur noch eine Straße den ukrainischen Truppen in der Stadt als Versorgungsweg dienen, die gleichzeitig die einzige Möglichkeit für einen Rückzug wäre, während Wagner-Söldner Bachmut Berichten zufolge nach und nach umzingeln.
Dennoch gibt die Ukraine die strategisch wichtige Stadt nicht auf, die als letztes Bollwerk vor den Großstädten Kramatorsk und Slowjansk gilt. Einzig dieser Umstand ist schon ein Grund für die Beharrlichkeit. Einer Analyse zufolge gibt es noch einen zweiten: Dem Feind so viele Verluste wie möglich zuzufügen.
Die amerikanische New York Times berichtet unter Berufung auf ukrainische Kommandeure, dass man die Stellungen so lange wie möglich halten wolle. Damit der Gegner in kommende Kämpfe geschwächt gehe. „Die Aufgabe unserer Truppen in Bachmut ist es, dem Feind so viele Verluste wie möglich zuzufügen“, erklärte zudem der stellvertretende Kommandeur der ukrainischen Nationalgarde, Wolodymyr Nazarenko, exemplarisch dem Sender NV Radio: „Jeder Meter ukrainisches Land kostet den Feind Hunderte von Menschenleben. Der Feind versucht, vorzurücken und führt nicht nur jeden Tag, sondern fast stündlich Angriffe durch.“
Ukraine-Krieg: Bereitet die ukrainisch Armee nach Bachmut eine Offensive vor?
Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow verlieren die russischen Truppen bei Bachmut so jeden Tag bis zu 500 Mann durch Tod oder Verwundung. Dieselbe Strategie hatten die Ukrainer schon im Sommer 2022 bei den Kämpfen um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk angewandt, schreibt die New York Times in einer Analyse.
Die Aufgabe unserer Truppen in Bachmut ist es, dem Feind so viele Verluste wie möglich zuzufügen.
Die Zwillingsstädte in der Region Luhansk wurden trotz russischer Übermacht wochenlang gehalten - unter hohen eigenen Verlusten im dreistelligen Bereich, pro Tag. Laut dem Sprecher des ukrainischen Armeekommandos Ost, Serhiy Cherevaty, habe die ukrainische Verzögerungstaktik die russische Armee an diesem Frontabschnitt jedoch erheblich geschwächt und so die Gegenoffensive im Herbst erst ermöglicht.
Bachmut: Ukrainische Streitkräfte halten Donbass-Stadt gegen russischen Angriff
Bachmut sollte Einschätzungen zufolge eigentlich schon Ende Februar fallen. Unter anderem berichtete das ZDF wiederholt, dass der Fall der völlig zerstörten Donbass-Stadt kurz bevorstünde. Wagner-Söldner hatten die verbliebenen Verteidiger zuletzt fast vollständig umzingelt. Im YouTube-Channel „Moto LIFE“ posten ukrainische Soldaten Videos von erbitterten Häuserkämpfen.
In einem Video ist etwa zu sehen, wie ein ukrainischer Soldat mit einer Panzerfaust einen fahrenden russischen Schützenpanzer abschießt. Nach Angaben aus Kiew schlagen mittels Artillerie umgekehrt pro Tag bis zu 300 russische Granaten in der Betonwüste ein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte jüngst in einem Krankenhaus im westukrainischen Lwiw teils schwer verwundete Soldaten, die zuvor in Bachmut gekämpft hatten.

Bachmut im Donbass: Verlustreiche Kämpfe zwischen Ukraine und Russland
Kiew rechnet laut der New York Times damit, dass sich die Kämpfe bei einem Fall von Bachmut in die nächstgelegene Stadt Tschassiw Jar verlagern. Dort würden die ukrainischen Streitkräfte bereits Stellungen errichten und ausbauen. Der Generalstab hofft demnach, dass die russischen Verbände wie vergangenen Sommer so sehr geschwächt sind, dass die Möglichkeit zu einer Gegenoffensive besteht. Bis dahin dürften die Kämpfe in Bachmut verlustreich bleiben - auf beiden Seiten. (pm)